2024-05-10T08:19:16.237Z

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Trainer Kevin Schmidt darf sich über jubelnde Club-Fußballerinnen freuen, die sich selbst durch übermotivierte Frankfurterinnen nicht aus dem Tritt bringen ließen.F: Zink
Trainer Kevin Schmidt darf sich über jubelnde Club-Fußballerinnen freuen, die sich selbst durch übermotivierte Frankfurterinnen nicht aus dem Tritt bringen ließen.F: Zink

Mit der Sonne um die Wette strahlen

Den Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg glückt beim 3:2gegen Frankfurt der Neustart

Nein, nervös sei er nicht. Aber über seine Stimmungslage vor dem ersten Punktspiel als neuer Trainer der Fuß­ballerinnen des 1. FC Nürnberg wollte Kevin Schmidt erst zwei Stunden spä­ter Auskunft geben - also nach dem Regionalliga-Duell gegen Eintracht Frankfurt, das erste Hinweise auf die Richtung bei den Clubfrauen nach dreimonatiger Winterpause und der Trennung von seinem Vorgänger Dra­gan Misetic geben sollte.
1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt 3:2

Nervös war Schmidt auch nach gut zehn Minuten Spielzeit nicht, dafür war gar keine Zeit. Konsterniert war er, 2:0 führten die Hessen, zweimal hatte Selina Dambier (8./11.) zuge­schlagen, hatte die kollektive Unauf­merksamkeit der Nürnberger Defen­sivabteilung bestraft. „Dümmer als ich mir vorstellen konnte“, kritisierte er dieses Verhalten, „völlig verschla­fen“ nannte er den Start, obwohl er vor dem Anfangsdruck der Frankfur­terinnen gewarnt hatte, da diese bei einem Sieg in der Tabelle hätten gleichziehen können.

Dass Schmidt dann doch mit sei­nen Spielerinnen und der Sonne um die Wette strahlen konnte, ihnen ins­gesamt „ein schönes Spiel“ attestier­te und der 3:2 (1:2)-Sieg zumindest ein erster Schritt in die erhoffte Rich­tung war, hatte mit der spielerischen Überlegenheit, mehr jedoch mit dem guten Mannschaftsgeist und auch jenem Quäntchen Glück zu tun, das in der Vergangenheit oftmals fehlte.

Gegen die Hessen gelang Leonie Vogel schnell der Anschlusstreffer zum 1:2 (13.) – ein Mutmacher, der Auftrieb gab und wenig Zeit zum Nachdenken oder gar zum Hadern ließ. „Ein bisschen mehr Kommunika­tion“ forderte der Trainer, „nicht so viel zuschauen“, rief er ihnen zu. Das beherzigte die gesamte Mannschaft.

Katharina Rupp, von ihm aus der Zweiten ins Regionalligateam beför­dert, ordnete bei ihrem Debüt die Abwehr gut. Die Mehrzahl der Zwei­kämpfe in der Defensive wurden ge­wonnen und damit die Grundlage gelegt, um das spielerische Potenzial in die Waagschale zu werfen.

„Gefühlt zu wenige Tore“ habe sei­ne Mannschaft aus ihren Möglichkei­ten erzielt, aber das spielte am Ende alles keine Rolle mehr. Kein böses Wort habe es untereinander gegeben, keine negative Stimmung sei zu spü­ren gewesen nach dem schnellen Rückstand. „Charakter nennt man das wohl“, lobte Schmidt – „und des­halb war ich auch in der Halbzeit von unserem Sieg überzeugt“.

Nicole Munzert belohnte sich für ihr immenses Pensum mit dem 2:2 (62.), profitierte dabei jedoch von der einzigen Schwäche der Gäste-Torhü­terin. In der 76. Minute war es dann erneut Leonie Vogel, die nach präzi­sem Pass von Melissa Ludewig für das Happy End sorgte.

Verstärkung aus den USA

„Es wäre bitter gewesen, wenn wir nach dieser Leistung nicht gewonnen hätten“, sagte auf dem Weg in die Kabine mit Marissa Schultz eine, die mit einem etwas verlegenen Lächeln zugab, vor allem in der Schlussphase das eine oder andere Tor hätte schie­ßen können. „Aber ich bin neu in der Mannschaft und bereite Treffer ohne­hin lieber vor“, sagt die 25-jährige US-Amerikanerin mit Vorfahren aus Schillingsfürst. Wegen ihres deut­schen Freundes, den sie als Aus­tauschschüler an der High School in Minnesota kennengelernt hat und der beim FC Bayern Kickers auch Fußball spielt, ist sie im Oktober 2013 nach Nürnberg gekommen.

Als Vierjährige hat sie mit dem Fuß­ballspielen begonnen und zuletzt an der Columbia Universität in New York in der höchsten Uni-Liga ge­kickt. Beim Club war sie in der Zwei­ten am Aufstieg in die Landesliga beteiligt – unter Kevin Schmidt, der sie bei seinem Wechsel ins Regionalli­ga- Team mitnahm. Nach den ersten Eindrücken kein schlechter Schach­zug – und für Tore gibt es in den nächsten Wochen sicherlich noch die eine oder andere Gelegenheit.

Der Terminplan meint es nämlich nicht schlecht mit dem Club, geht es in vier der nächsten fünf Spiele doch gegen schlechter platzierte Mann­schaften. Da kann das Plus an Selbst­vertrauen nach dem erfolgreichen De­büt nach der Winterpause bestätigt werden. Am besten gleich am Sonn­tag beim Tabellennachbarn, dem Hegauer SV. Ein 0:2 sollte da jedoch tunlichst vermieden werden, denn danach noch eine Wende zu schaffen, gehört in der Regionalliga eher zu den Ausnahmen.

Schiedsrichter: Lena Wöllmer (Wallerstein) - Zuschauer: 110
Tore: 0:1 Selina Dambier (9.), 0:2 Selina Dambier (12.), 1:2 Leonie Vogel (14.), 2:2 Nicole Munzert (63.), 3:2 Leonie Vogel (75.)



Aufrufe: 010.3.2015, 11:07 Uhr
Peter WielandAutor