2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Und wieder kein Tor für die Teutonen: Denis Weinecker (links) scheitert mit einem ?Sitzfußballschuss? am Oberrader Schlussmann Julian Bibleka	Foto:Schepp
Und wieder kein Tor für die Teutonen: Denis Weinecker (links) scheitert mit einem ?Sitzfußballschuss? am Oberrader Schlussmann Julian Bibleka Foto:Schepp

Mit der Brechstange noch einen Punkt gerettet

HESSENLIGA: +++ Nach total überlegen geführter erster Halbzeit reißt bei Teutonen plötzlich der Faden +++

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WATZENBORN-STEINBERG. Allesspieler mit jeder Einsatzminute in dieser Saison, junger Abwehrorganisator neben Routinier Michael Bodnar, zuständig für den Aufbau von hinten heraus: Viktor Talevski ist nicht wegzudenken aus der Formation von Hessenligist SC Teutonia Watzenborn-Steinberg. Am Samstag fügte der 20-Jährige seiner Bedeutung für den ambitionierten Aufsteiger eine weitere Facette hinzu. Der Innenverteidiger sorgte in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit seinem Kopfball für das 2:2 (0:0) gegen die Spvgg Oberrad und zeichnete damit dafür verantwortlich, dass die Pohlheimer zumindest Schadensbegrenzung betreiben konnten.

Insgesamt entsprachen Auftritt und Ertrag bei weitem nicht den gestiegenen Ansprüchen des neuen Rangzweiten. Der Tabellenletzte, bislang erst einmal siegreich, war angesichts einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung drauf und dran, alle drei Zähler mitzunehmen. Wie schon beim 3:2-Erfolg in der Vorwoche in Baunatal gelang es den Teutonen nicht, über 90 Minuten eine konstant überzeugende Leistung abzurufen.

Diesmal riss der Faden in Halbzeit zwei, nachdem im ersten Abschnitt bis auf den Fakt, dass es zur Pause torlos stand, eigentlich alles nach Plan gelaufen war. ,,Da haben wir es sehr gut gemacht, hatten sechs hundertprozentige Chancen. Deshalb ist das Unentschieden ärgerlich. Andererseits habe ich nach dem 0:2 nicht gedacht, dass wir einen Punkt holen", fiel des Fazit von Coach Daniel Steuernagel zwiegespalten aus.

Ohne Zweifel bauten die Grün-Weißen einen Gegner auf, den man sich vor dem Seitenwechsel immer wieder zurecht gelegt hatte - allerdings ohne in Form eines Treffers zuzuschlagen. Womöglich fehlte einfach die Geduld, es in diesem Stil nochmals 45 Minuten zu versuchen, stattdessen verlor die Steuernagel-Truppe den Rhythmus und signalisierte Oberrad: Hier kann doch etwas gehen!

Einer ja, die beiden anderen nicht - so beantwortete Steuernagel die drei wichtigsten Personalfragen vor dem Anpfiff mit seiner Aufstellung. Der in Baunatal erkrankt ausgefallene Michael Bodnar kehrte zurück in die Anfangself, Kapitän Kian Golafra (Knieverletzung) und Außenverteidiger Julian Simon (Mittelhandbruch) dagegen nahmen zunächst auf der Bank Platz.

Vor 200 Zuschauern zeigten sich die Hausherren von Beginn an hoch konzentriert und engagiert. Sie übernahmen sofort das Kommando, wobei die 05er auch kein Interesse signalisierten, das Spiel zu gestalten. Wie zu erwarten zogen sie sich weit zurück und hofften auf schnelle Tempogegenstöße. Zwei davon beschworen dann auch Gefahr herauf. In der 8. Minute scheiterte Jongin Park an Keeper Yannik Dauth, ehe Baris Odabas unmittelbar vor der Pause das Ziel aus wenigen Metern Entfernung verfehlte.

Teutonia Watzenborn-Steinberg - Spvgg Oberrad 2:2

Abgesehen davon wurde klar, dass Beharrlichkeit für den Neuling eine entscheidende Tugend auf dem Weg zum Erfolg sein würde. Mit temporeichem Kurzpassspiel und viel Bewegung wurden Lücken in der Hintermannschaft der Gäste offen gelegt, die nicht wirklich sattelfest wirkten. In der 21. Minute setzte Ilias Azaouaghi Denis Weinecker in Szene, der sich um Julian Bibleka drehte, doch der Oberrader Schlussmann war schließlich zur Stelle und bewahrte seine Farben vor dem 0:1. 120 Sekunden darauf bediente Barbaros Koyuncu Azaouaghi, der nur den Pfosten traf. Bibleka musste seine ganze Klasse in der 29. Minute abrufen, als er im Anschluss an eine sehenswerte Kombination über Koyuncu und Raffael Szymanski den Abschluss von Gino Parson gegen die Laufrichtung überragend parierte. Manchmal war der SC in seinen Aktionen zu zögerlich, umständlich und nicht zielstrebig genug.

In der zweiten Dreiviertelstunde gehörten die gefühlten 80 Prozent Ballbesitz der Watzenborner der Vergangenheit an. Sie probierten es nun in der Vorwärtsbewegung häufiger mit schwer zu verarbeitenden halbhohen Bällen und den Gästen die Torsicherung erleichterten. Hinzu kam, dass zahlreiche Zuspiele ihren Adressaten verfehlten. Gleichwohl gab es viel versprechende Angriffe, ,,bei denen wir einfach mal schießen mussten und den Ball nicht noch einmal quer legen", ärgerte sich Steuernagel.

Oberrad witterte seine Chance und gestaltete die Partie jetzt ausgeglichener und gingen in der 68. Minute in Führung. Aljoscha Atzberger schaltete nach der flachen Hereingabe von Feta Suljic am schnellsten und bugsierte das Leder über die Linie. Zu allem Überfluss legte das Schlusslicht das 0:2 nach. Die Teutonen versäumten es mehrfach, die Situation zu bereinigen. Dauth hielt gegen Park, Semih Aydilek staubte ab.

Danach rannten Steuernagels Schützlinge mit dem Mut der Verzweiflung an und packten bei strömendem Regen in den Schlussminuten die Brechstange aus. Seine Qualität als punktgenauer Vorbereiter auf dem Flügel untermauerte der in der 55. Minute eingewechselte Julian Simon. Seine Flanken wuchteten Raffael Szymanski (83.) und Talevski (92.) zum 2:2 in die Maschen. Es lag sogar der Siegtreffer in der Luft. Szymanski lief frei auf Bibleka zu, suchte jedoch unverständlicherweise Weinecker und verpasste das mögliche 3:2.

SC Teutonia Watzenborn-Steinberg: Dauth, Koutny, Bodnar, Talevski, Helm (55. Simon), Koyuncu, Azaouaghi, Goncalves (75. Golafra), Weinecker, Parson (71. Solak), Szymanski.

Spvgg Oberrad: Bibleka; Schmelz, Harmanci, Bickel, Drexel, Erdogan, Odabas, Park (84. Budimir), Atzberger, Suljic (90.+3 Aalaoui), Aydilek (90. Shahzad).

Tore: 0:1 Atzberger (68.), 0:2 Aydilek (74.), 1:2 Szymanski (83.), 2:2 Talevski (90.+2). - Schiedsrichter: Hauser (Waldbrunn). - Zuschauer: 200.



Aufrufe: 022.11.2015, 20:00 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor