2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Einen Satz deutscher Nationaltrikots gab es für den FC Asyl, ein Integrationsprojekt der SpVgg Kaufbeuren. Mit den jungen Afrikanern freuen sich SVK-Beirat Rudolf Schnippe (links) und im kleinen Bild der Integrationsbeauftragte der Stadt Kaufbeuren, Walter Nocker sowie SVK-Vorsitzender Heinz Burzer (rechts).	    F: Mathias Wild
Einen Satz deutscher Nationaltrikots gab es für den FC Asyl, ein Integrationsprojekt der SpVgg Kaufbeuren. Mit den jungen Afrikanern freuen sich SVK-Beirat Rudolf Schnippe (links) und im kleinen Bild der Integrationsbeauftragte der Stadt Kaufbeuren, Walter Nocker sowie SVK-Vorsitzender Heinz Burzer (rechts). F: Mathias Wild

Mit dem Adler auf der Brust

Der DFB schenkt dem »FC Asyl« Nationaltrikots +++ Probleme mit Spielberechtigungen

Als die deutsche Nationalmannschaft im Juli dieses Jahres den vierten Titel bei einer Fußball-Weltmeisterschaft gewann, waren einige der jungen Afrikaner bereits in Kaufbeuren. Doch statt mitzujubeln, hatten sie Probleme zu bewältigen. Ein neues Land, neue Sitten, eine neue Sprache. Eine erste Bleibe fanden die Männer, die überwiegend aus westafrikanischen Ländern wie Nigeria, Sierra Leone oder dem Kongo stammen, bei der SpVgg Kaufbeuren.

Der Verein, der im Jahr 2010 bereits mit dem Integrationspreis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgezeichnet wurde, gründete mit dem Integrationsbeirat der Stadt den »FC Asyl«. Ein Angebot an die Asylbewerber, sich beim Fußballtraining auszutauschen und auszutoben. 25 Interessenten waren beim ersten Training dabei.

Jetzt durften die Asylbewerber doch noch am deutschen WM-Triumph teilhaben. Weil der DFB vom Kaufbeurer Projekt erfahren hat, gab es seitens des Verbands einen Karton voller Nationaltrikots. Weiße, Grüne, Schwarze und Blaue. Dazu einen Brief des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach. Der schreibt: „Die betroffenen Flüchtlinge mit ihren verschiedenen Einflüssen und Spielstilen sind natürlich eine Bereicherung für den gesamten deutschen Fußball. Nicht nur aus diesem Grund ist die Arbeit, die die SpVgg Kaufbeuren mit dem FC Asyl leistet, aus unserer Sicht gar nicht hoch genug einzuordnen.“

In die Wege geleitet hat das Rudolf Schnippe. Gemeinsam mit dem Beirat der SVK und der Allgäuer Zeitung hatte er einen Gesprächsabend rund um die WM in Brasilien mit dem Sportredakteur Anton Schwankhart organisiert. Dabei waren unter den Gästen Spenden in Höhe von 350 Euro zusammengekommen. „Mit diesem Geld sollen die Asylbewerber eine Winterausrüstung bekommen. Wir müssen auch die unterstützen, die nicht die schönsten Seiten des Fußballs erleben können“, erklärt Schnippe.

Ein erster kleiner Erfolg hat sich bereits eingestellt: Die jungen Afrikaner kommen regelmäßig zum Training, das vom SVK-Vorsitzenden Heinz Burzer geleitet wird. Einige, sagt er, hätten auch das Potenzial, zumindest der zweiten Mannschaft des Vereins in der Kreisklasse zu helfen. Doch die derzeitigen Regeln für Asylbewerber lassen ein Spielrecht nicht zu. „Aus ihrer Heimat vertrieben, wird ihnen das Fußballspielen in Deutschland in Mannschaften, die an Wettbewerben teilnehmen, untersagt. Derzeit ist es so, dass sie nur in einer Trainingsgemeinschaft den Sport ausüben dürfen“, erklärt Schnippe. Und damit seien die Männer ein weiteres Mal von der Gesellschaft ausgegrenzt. Grundsätzlich, erklärt Thomas Müther aus dem Präsidialbüro des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), versuche man, jeden schnellstmöglich in den Spielbetrieb zu integrieren.

Grundlage für einen internationalen Wechsel sei aber das Reglement des Weltverbands FIFA. Und das wiederum verlangt in diesen Fällen zwingend einen sogenannten „internationalen Freigabeschein“. Eine Bestätigung vom Verband des Herkunftslandes soll sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen verhindern, dass unrechtmäßige Spielberechtigungen erschlichen werden können. „Der BFV steht in der Sache immer vor dem gleichen Dilemma: Es ist uns verboten, in diesen Fällen ohne die zwingend vorgeschriebene Bestätigung des bisherigen Landes eine Spielberechtigung auszustellen“, erklärt Müther weiter.

Ein Verstoß gegen die Statuten würde unter Umständen nicht nur dem Verein schaden (möglicherweise werden Spiele für den Gegner gewertet), sondern auch Strafen für die Spieler nach sich ziehen. Der DFB sehe dringenden Handlungsbedarf und arbeite bereits mit der Regierung in Berlin an Lösungen. Aufgeben wollen die Kaufbeurer in ihrem Bestreben nicht. Schnippe sagt: „Ich gehe davon aus, dass auch diese Sportler bald gültige Tore schießen können.“

Aufrufe: 013.11.2014, 12:49 Uhr
Allgäuer Zeitung Kaufbeuren / Stephan SchöttlAutor