2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Die Mappe mit seinem Notizblock, der Gelben und der Roten Karte hat Josef Schmid immer noch griffbereit. Der Sielenbacher wird sie aber in Zukunft nicht mehr brauchen.  Foto: Philipp Schröders
Die Mappe mit seinem Notizblock, der Gelben und der Roten Karte hat Josef Schmid immer noch griffbereit. Der Sielenbacher wird sie aber in Zukunft nicht mehr brauchen. Foto: Philipp Schröders

Mit 82 Jahren die Karriere beendet

57 Jahre lang war Josef Schmid in der Region als Schiedsrichter im Einsatz +++ Gerd Müller zeigte er die Gelbe Karte +++ Konditionelle Probleme hatte er nie +++ Der Rücktritt hat andere Gründe

Fast 60 Jahre lang tanzten in der Region jede Woche Fußballspieler nach seiner Pfeife. Doch nun ist Schluss. Im Herbst vergangenen Jahres hat Josef Schmid seine Schiedsrichterkarriere beendet – inzwischen ist der Sielenbacher 82 Jahre alt.

Wer den Senior trifft, der glaubt einen deutlich jüngeren Mann vor sich zu haben. Fit und agil wirkt Schmid. In der Küche seines gemütlichen Einfamilienhauses hat er zahlreiche Zeitungsartikel auf dem Tisch vor sich ausgebreitet. Wie viele Männer in seinem Alter schwelgt er gerne in Erinnerungen. Doch Schmid hat auch eine beachtliche Schiedsrichterkarriere vorzuweisen. Er brachte es bis zur Bezirksliga und als Linienrichter war er sogar in der 2. Bundesliga im Einsatz.

Gerne berichtet er zum Beispiel von Partien der Münchener Löwen. In den 1980er Jahren verließ er das Stadion in Ingolstadt nach einem Spiel einmal unter Polizeischutz. Doch auch in der Region ging es oft hitzig zu. „Ich habe überall alles gepfiffen“, sagt Schmid. Als Schiedsrichter in der Gruppe Ost sei er auch von der Dachauer Gruppe regelmäßig angefordert worden.

Den Sprung in die Landesliga schaffte Schmid als Schiedsrichter nicht. Als ein möglicher Aufstieg anstand, hieß es, dass er bereits zu alt sei. „Das war schon in Ordnung“, sagt der 82-Jährige heute.

In der Jugend hatte er selbst Fußball gespielt. Doch ab 1957 war er nur noch mit einer Pfeife auf dem Platz zu sehen. Laut Schmid hieß es damals schon, dass es zu wenig Schiedsrichter gibt. „Dann hab ich mich breitschlagen lassen.“ Obmann war zu dieser Zeit der Schrobenhausener Kriminalbeamte Hans Vogl, der im April 1969 in der Scharnitz bei Peutenhausen den berühmt-berüchtigten Ausbrecherkönig Theo Berger festnahm. Ein Fall, der für großes Aufsehen sorgte. Auch diesen Artikel hat Schmid natürlich aufbewahrt.

Über seine eigene Leistung als Schiedsrichter sagt er: „Am Anfang war es nicht so gut.“ Doch das änderte sich bald. Besonders gerne pfiff Schmid Partien im Jugendfußball. Heutzutage werde er oft von inzwischen erwachsenen Spielern darauf angesprochen. Einer habe gesagt: „Du warst einer der besten Schiedsrichter, du warst hart, aber nicht unfair.“ Schmid lächelt, wenn er diese Worte sagt.

Nur einmal musste er in seiner Karriere ein Spiel abbrechen. In Leitershofen war das. „Es ging nicht anders“, sagt der 82-Jährige. Die Mannschaft spielte gegen Durach. Nach einem Foul zeigte Schmid einem Spieler die Rote Karte. Danach kam es zu einer Rauferei mit den Zuschauern. Zudem schnappte sich ein Spieler Schmids Rote Karte und zerriss sie vor den Augen des Schiedsrichters. Der 82-Jährige war aber nicht zerknirscht, wie er heute sagt. Bei einem anschließenden Besuch auf dem Friedberger Volksfest beruhigten sich bald wieder die Gemüter.

Eine Partie in seiner Karriere liegt Schmid besonders am Herzen. Zum Eröffnungsspiel der Sportanlage des FC Pipinsried im Juni 1977 hatte Vereinspräsident Konrad Höß alle Hebel in Bewegung gesetzt und den FC Bayern gewonnen. Die Partie leitete „Sepp“ Schmid und der machte keinen Unterschied zwischen Bayern-Stars und Amateurspielern. Er hielt sogar dem „Bomber der Nation“, Gerd Müller, eine Gelbe Karte vor die Nase. „Er hatte reklamiert. Nach einem Abseits“, erklärt Schmid und schmunzelt.

Nach 57 Jahren ist nun aber Schluss. Wer jedoch glaubt, der 82-Jährige habe sich nicht mehr fit genug gefühlt, täuscht sich. Hintergrund für Schmids Abgang ist die Einführung des elektronischen Spielberichts. Schiedsrichter müssen inzwischen ihre Meldung übers Internet abgeben. Dabei brauchte Schmid Hilfe, weil er sich nicht mit Computern auskennt. „Wenn ich etwas nicht alleine kann, dann mach’ ich es auch nicht“, sagt er. Zudem betont Schmid, dass es keine Schande ist, mit 82 Jahren aufhören.

Nun hat er am Wochenende mehr Zeit. Zum Beispiel, um sich Fußballspiele anzuschauen. Stolz berichtet er, dass sein Enkel in Klingen für die C-Jugend im Einsatz ist. „Er ist ein feiner Spieler und entschuldigt sich, wenn er ein Foul gemacht hat. Das habe ich ihm schon beigebracht.“ Zudem hegt Schmid die Hoffnung, dass der 13-Jährige vielleicht bald selbst den Schiedsrichterlehrgang macht.

Aufrufe: 028.1.2015, 14:25 Uhr
Aichacher Nachrichten / Philipp SchrödersAutor