2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Mit 80 Jahren immer noch am Ball

Audorfer Bernhard Gienau kickt bei der Altliga des TSV Vineta Audorf mit und besticht durch seinen Ehrgeiz

Mittwochabend 19 Uhr – das ist für Bernhard Gienau ein Termin, den er nach Möglichkeit nicht ausfallen lässt. Und das schon seit mehr als 30 Jahren. Gienau, der in der vergangenen Woche seinen 80. Geburtstag feierte, kann den Mittwochabend kaum abwarten. Da steht für den rüstigen Rentner das Training mit der Fußball-Altligamannschaft des TSV Vineta Audorf auf dem Programm.

Mit Mitspielern, die zum Teil sogar seine Enkel sein könnten. Und wenn die Jüngeren bei schlechtem Wetter schon einmal mit dem Gedanken spielen, das Training ausfallen zu lassen, um im Vereinsheim in gemütlicher Runde das eine oder andere Bierchen zu trinken, steht „Manni“, wie Gienau gerufen wird, auf dem Platz und tritt gegen den Ball. Für ihn gibt es nichts Größeres als zu kicken. Bei Wind und Wetter.

„Fußball bringt mir einfach Spaß. Das hält mich geistig wie körperlich fit“, sagt der 80-Jährige stolz, der bei einer Größe von 1,70 Meter etwas mehr als 70 Kilogramm auf die Waage bringt. Ein Größen-Gewichts-Verhältnis, um das ihn viele seine jüngeren Kollegen beneiden. „Von allein kommt das aber nicht. Dafür tue ich einiges“, erklärt der überzeugte Nichtraucher, der aber nach dem Spiel eine gute „leicht alkoholische Mischung“ nicht verachtet. „Das gehört einfach dazu.“

Doch er zeigt auch Demut. „Dass ich in diesem Alter noch Fußball spielen kann, ist schon ein Geschenk. Dafür bin ich sehr dankbar.“ An ein Karriereende verschwendet der Oldie aber (noch) keinen Gedanken. „So lange es die Gesundheit zulässt, bleibe ich am Ball.“

Seine konditionelle Verfassung ist im Vergleich zu seinen jüngeren Kollegen einfach top. „Es fehlt natürlich an Schnelligkeit. Doch das gleiche ich durch Stellungsspiel und gutes Zweikampfverhalten aus. Zudem werden die anderen im Laufe des Trainings müde und langsamer. Dann kommt meine gute Kondition zum Tragen“, ist der fußballerische Dauerbrenner schon ein wenig stolz auf sich.

Beim Spielen ist er mit viel Ehrgeiz dabei – für seine jüngeren Kollegen manchmal gar mit ein wenig zu viel. Verlieren ist nicht sein Ding, das bekommen auch seine Mitspieler zu spüren, die er ständig antreibt, damit sie gemeinsam mit ihm gewinnen. „Gewinnen ist einfach schöner. Da bringt das Fußballspielen mehr Spaß“, sagt Gienau, der stets alles gibt, um am Ende den Platz als Sieger zu verlassen „Bernhard ist für uns alle ein Vorbild. Sein Ehrgeiz ist schon ansteckend. Bemerkenswert ist seine Hartnäckigkeit im Zweikampf. Dabei ist er nie unfair“, bekundet Teamkollege Joachim Voß großen Respekt vor der Leistung Gienaus. Der 80-Jährige ist so fit, dass die Altliga ihn hin und wieder bei ihren Spielen einsetzt.

Der Fußball-Oldie, den es 1946 aus Rosenberg (Kreis Gerdauen/Ostpreußen) auf Grund der Kriegswirren nach Schacht-Audorf verschlug, war als Jugendlicher talentiert. Die damaligen Audorfer Jugendtrainer holten den Straßenfußballer zur Vineta. Bis zur A-Jugend spielte er beim TSV und gehörte zum Kader der Auswahl des damaligen KFV Rendsburg. 1955 musste er mit dem geliebten Sport dann aber erst einmal aufhören. Beruflich verschlug es Gienau nach Oberhausen, wo er die Fußballschuhe aus- und Boxhandschuhe überzog.

„Bei meinem dortigen Arbeitgeber galt das Interesse dem Boxsport. Um Kontakt zu bekommen, habe ich eben geboxt“, sagt Gienau, der für den BV Waltrop in der Vereinsstaffel als Halb-Welter-Gewichtler (bis 63,5 kg) kämpfte. „Da habe ich viel trainiert. Das war erforderlich, um stets fit in den Ring zu steigen. Das harte Training war auch eine Art Selbstschutz. Trainings-Defizite haben sich sofort bemerkbar gemacht. Dann gab es ordentlich Prügel“, erinnert sich Gienau, der nach seiner Rückkehr 1961 aus dem Ruhrpott über 20 Jahre ehrenamtlich bei der Altliga der TSV Vineta Audorf als „Mädchen für alles“ tätig war.

Mit der Altliga von Vineta wurde Gienau sechsmal in Serie Kreismeister in der Halle. Für seine sportliche Erfolge ernannte ihn der Verein zum Ehrenmitglied. Die Gemeinde Schacht-Audorf zeichnete ihn mit der Ehrennadel aus. Spaß am Erfolg und an der Leistung – das hat ihn damals wie heute gereizt.
Aufrufe: 03.11.2016, 13:00 Uhr
SHZ / Rüdiger MüllerAutor