2024-05-08T14:46:11.570Z

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Als einziger Verein im Kreisgebiet hat der Mittelrheinligist FC Hürth ausschließlich Vertragsamateure in seinem Kader., Foto: Bucco
Als einziger Verein im Kreisgebiet hat der Mittelrheinligist FC Hürth ausschließlich Vertragsamateure in seinem Kader., Foto: Bucco

Mindestlohn setzt Vereine unter Druck

Bei vielen Vereinen herrscht große Unsicherheit: Die SpVg Wesseling-Urfeld löst alle Amateurverträge zum Jahresende auf

Rhein-Erft-Kreis. Bei den Vertragsamateuren herrscht derzeit große Unsicherheit. Der Grund dafür ist der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde, der seit 1. Januar für jeden in Deutschland beschäftigten Arbeitnehmer gilt. Die neue Regelung wirft auch bei den Sportvereinen im Rhein-Erft-Kreis Fragen auf.

Viele Fußballer üben ihr Hobby als Nebenjob aus und werden von den Vereinen für die Teilnahme an Trainingseinheiten und Spielen bezahlt. Der Deutsche Fußball-Bund hat hierzu einen Mustervertrag vorgelegt. Wer diesen unterschreibt, gilt als Vertragsamateur und hat Anspruch auf eine Vergütung von mindestens 250 Euro im Monat. Die Vereine müssen zusätzlich zum Gehalt Sozialversicherungsabgaben in Höhe von 30 Prozent des Lohns an die Bundesknappschaft zahlen. Der Vorteil für die Vereine: Wird ein Neuzugang als Vertragsamateur verpflichtet, müssen keine Ablösesumme bezahlt werden, und der Spieler ist sofort spielberechtigt.

Wie viel Zeit ein mit einem solchen Vertrag ausgestatteter Spieler dabei in den Fußball investiert, war bisher egal. Doch in Anlehnung an den Mindestlohn dürfte ein Akteur, der 250 Euro im Monat erhält, ab sofort nur noch 29 Stunden pro Monat Fußballspielen. In der Regionalliga ist das nicht machbar, doch auch im Bereich der Mittelrhein- und Landesliga scheint eine Überschreitung dieser Zeit nicht unwahrscheinlich.

Das weiß auch der Vorsitzende des Mittelrheinligisten FC Hürth, Karl Zylajew. Als einziger Verein im Kreisgebiet haben die Hürther ausschließlich Vertragsamateure im Kader. „Wir beschäftigen uns intensiv mit der neuen Regelung, haben bislang aber noch keine Lösung gefunden”, sagte Zylajew. Die Gehälter zu erhöhen, sei allerdings ebenso wenig eine Option, wie der Verzicht auf Trainingseinheiten, um besagte 29 Stunden nicht zu überschreiten. Zylajew hofft nun auf die Unterstützung durch den heimischen Fußballverband. Gleiches gilt für die SpVg Frechen 20. Deren Geschäftsführer Sahin Yildirim spricht von einer „Grauzone” und will das Thema Mindestlohn als nächstes im Rahmen eines Vereinsdialogs mit Vertretern des Fußballverbandes Mittelrhein aufgreifen.

Untätig ist man in Hennef nicht: Anfang Januar ging ein Schreiben an die Vereine, worin der FVM-Vizepräsident Stephan Osnabrügge erklärte, dass es „keinen größeren Grund zur Sorge” gebe. Als Beispiel rechnet er vor, dass ein Spieler, der an drei Trainingseinheiten (1,5 Stunden) und einem Spiel (2,5 Stunden) pro Woche teilnimmt, laut Mindestlohn knapp 260 Euro und damit nur wenig mehr als vorgeschrieben verdienen würde.

Allerdings sind die Anfahrtszeiten zu Training und Spielen dabei nicht mit eingerechnet. Mit der Frage, ob es sich dabei auch um Arbeitszeit handelt, dürften sich bald die Gerichte befassen. „Wer für 250 Euro pro Monat mit hohem zeitlichen und körperlichen Investment Fußball spielt, tut dies nicht in Erwartung einer adäquaten finanziellen Gegenleistung”, sagte Osnabrügge.

Josef Pfeiffer, Trainer des Landesligisten Hilal Maroc Bergheim, rechnet damit, dass in Sachen Mindestlohn noch einiges zu überdenken ist. Beim Ligakonkurrenten Wesseling-Urfeld hat man dagegen schon Konsequenzen gezogen und alle vier gültigen Amateurverträge zum Jahresende aufgelöst. „Der Mindestlohn ist das Ende des Amateurstatus”, glaubt Trainer Josef Farkas. Ob dem wirklich so ist, muss sich zeigen.

Aufrufe: 016.1.2015, 20:24 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Stefan KühlbornAutor