2024-05-02T16:12:49.858Z

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Beendet sein Engagement am Kaiserstuhl: Milorad Pilipovic bei seinem letzten BSC-Auftritt | Foto: Patrick Seeger
Beendet sein Engagement am Kaiserstuhl: Milorad Pilipovic bei seinem letzten BSC-Auftritt | Foto: Patrick Seeger

Milorad Pilipovics Rücktritt überrascht alle

Nach dem 0:0 von Fast-Absteiger Bahlinger SC gegen Fest-Absteiger SC Freiburg II kündigt Trainer Milorad Pilipovic seinen Job

Nach dem 0:0 muss der Bahlinger SC auf den Klassenerhalt hoffen, der SC Freiburg II steht hingegen als Absteiger fest. Für den Pauckenschlag sorgte allerdings Milorad Pilipovic mit seinem Rücktritt.
Fünf Minuten. So lange war der Bahlinger SC am letzten Spieltag nicht abgestiegen. So lange lag der FK Pirmasens bei der Spvgg. Neckarelz mit 0:1 hinten. Und so lange rückten die Bahlinger mit ihrem Derby-Punkt in der virtuellen Tabelle vorbei an Pirmasens auf den rettenden 13. Platz. Dann glich Pirmasens aus, gewann beim designierten Absteiger am Ende mit 4:1 – und beendete schon vor dem Abpfiff in Bahlingen alle Spekulationen auf eine wundersame Rettung zum Saisonfinale. Der BSC verharrt mit dem Unentschieden auf Tabellenrang 14 und benötigt für eine zweite Saison in der Regionalliga die Schützenhilfe von Meister Mannheim und Vizemeister Elversberg. Der SC Freiburg II muss als Absteiger auf Position 15 nun fest für die Oberliga planen.

Ein Spiel, null Tore und ein halber Sieger im Strohhalm-Cup: Die Bahlinger verhinderten mit dem Remis zumindest, dass der Sportclub in der Tabelle an ihnen vorbei zog. So bleibt ein Hoffnungsschimmer am Kaiserstuhl. Doch weil die Nachricht vom Pirmasenser Sieg schnell auf dem Platz die Runde machte, lagen nach Spielschluss die Akteure beider Mannschaften leer und ausgepumpt auf dem Rasen. Die Anstrengungen einer nervenaufreibenden Saison im Zeichen des gemeinsamen Abstiegskampfes verloren sich für einen Moment im Blau des Himmels über einem Stadion mit Rekordkulisse: Mehr als 4300 Zuschauer hat es in einem Pflichtspiel auf der Ponderosa noch nicht gegeben. In der Aufstiegsrunde zur Regionalliga kamen vor einem Jahr gegen den TSV Lehnerz 4250 Zuschauer. Es war übrigens das letzte 0:0 im Kaiserstuhlstadion – bis zu diesem Samstag.

Zwei Minuten. Viel länger brauchte Milorad Pilipovic nicht, um seinen Rücktritt zu erklären. Alle Beteiligten hatten gerade die Bedeutung dieses torlosen Kräftemessens für den Abstiegskampf der Regionalliga einigermaßen ermessen, da änderte der Bahlinger Trainer bei der Pressekonferenz mit seinen über Lautsprecher übertragenen Worten („Das war hier mein letztes Spiel als Trainer. Ich habe mich entschieden, meinen Vertrag zu beenden“) radikal die Nachrichtenlage.

Zwei Jahre und ein Monat. So lange dauerte die zweite Amtsperiode des Trainers Pilipovic beim BSC. Dabei legte er eine imposante Erfolgsserie hin: 2014 gelang ihm als Feuerwehrmann der Klassenerhalt in der Oberliga auf den letzten Drücker, 2015 holte er die Vizemeisterschaft und schaffte den Sprung in die Regionalliga über die Aufstiegsrunde mit einem schon jetzt legendären 3:0 beim SC Hauenstein. Dazu kam der südbadische Pokalsieg mit der Zugabe im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten SV Sandhausen, der sich erst nach Elfmeterschießen durchsetzte. Schließlich manövrierte er 2016 die Mannschaft in ihrem allerersten Regionalligajahr nach schwierigem Start als Zehnter der Rückrundentabelle hart an den Rand zum lange Zeit nicht mehr für realistisch gehaltenen Klassenerhalt.
„Wir haben mit Milo zwei gigantische Jahre erlebt, die wir nur mit ihm erreichen konnten“, lobte der sportliche Leiter August Zügel die Arbeit des Trainers. „Jeder, der kommt, wird an Milos Erfolg gemessen“, verdeutlichte der BSC-Vorsitzende Dieter Bühler, für den der Schritt des Trainers, der bei den Rot-Weißen noch einen Vertrag bis 2018 besaß, ebenfalls überraschend kam.

Die Bahlinger Verantwortlichen weihte Pilipovic erst zeitnah zum Spiel hin von seinem Vorhaben ein. Der Mannschaft teilte der 57-jährige Ex-Profi seine Entscheidung in der Kabine mit – zehn Minuten nach Spielschluss. Warum, wieso, weshalb? Darüber legte Pilipovic am Samstag eine Art Schweigegelübde ab. Nur so viel: Er habe schon vor einem Jahr diesen Gedanken gehabt, der in den vergangenen Wochen stärker geworden sei.

Auch der Bahlinger Vorstand konnte sich so recht keinen Reim darauf machen. „Milo ist ein sehr feinfühliger Mensch, auch wenn es nach Außen oft nicht den Anschein hat“, sagte Zügel. „Sein Ehrgeiz und der Erfolg steht bei ihm über allem“, charakterisiert ihn Bühler. Und so könnte es sein, dass manche Meinungen und Personalentscheidungen in dem debattenfreudigen Club beim Trainer Wunden hinterließen, die so recht nicht verheilen wollten – auch nach dem Ausscheiden im Halbfinale des südbadischen Pokals.

Mit hoch gezogenen Augenbrauen verfolgte SC-Trainer Martin Schweizer Pilipovics kurze Ansprache bei der Pressekonferenz. Seine Mannschaft hatte sich zuvor mit einer starken zweiten Halbzeit gegen den sicheren Abstieg gestemmt, den möglichen Siegtreffer aber trotz einer Reihe von Chancen verpasst. Die Größte vergab der später verletzt ausgewechselte Ex-Bahlinger Fabian Schleusener, der für den im Urlaub befindlichen Julian Schuster als Kapitän auftrat, freistehend vor BSC-Schlussmann Dennis Müller (35.). „Ich kann den Jungs heute keinen Vorwurf machen“, sagte Schweizer, der seinen Job fortsetzen wird. Den Abstieg habe man sich woanders eingebrockt.

Kommt nach Banovic auch Wehrle zum SC II?

Für den BSC verschoss Bryan Gaul den dritten Elfmeter in Serie, nachdem Sautner und Bührer gegen Homburg (1:3) gepatzt hatten. Und Rico Wehrle haderte bei seinem Heber in der 77. Minute über den erstmals in der Zweiten eingesetzten SC-Profitorhüter Patric Klandt mit einem Platzfehler: „Sonst wäre der Ball nicht an den Pfosten, sondern reingegangen“, versicherte Wehrle.

Der 22-jährige Flügelspieler bestätigte, dass ihm ein Angebot des SC Freiburg für die zweite Mannschaft vorliegt. Sagt Wehrle zu, wäre er altersmäßig das Kontrastprogramm zu den bisher bekannten Zugängen des Absteigers: den 28-jährigen Felix Roth, der zuletzt sechs Jahre in der höchsten österreichischen Liga spielte, und den 35-jährigen Rückehrer Ivica Banovic, der zwischen 2007 und 2010 für den SC Freiburg Erst- und Zweitligaluft schnupperte und in der vergangenen Saison beim Drittligisten Hallescher FC beschäftigt war.

Bahlinger SC - SC Freiburg II 0:0
Bahlingen: Müller – Nopper, Buhovac, Adam, Waldraff – Häringer (90. Konyit), Klein, Bührer – Ilhan (70. Wehrle), Gaul, Göppert (80. Sautner). Freiburg: Klandt – Dorn, Grupp, Föhrenbach, Faller – Kath, Hingerl (86. Lang), Weiss (67. Hofgärtner) – Falahen, Kleindienst, Schleusener (61. Rodas Steeg). Schiedsrichter: Günsch (Marburg). Zuschauer: 4390. Besonderes Vorkommnis: Klandt hält Foulelfmeter von Gaul (22.).
Aufrufe: 022.5.2016, 23:59 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor