2024-05-17T14:19:24.476Z

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Yannick Häringer und der BSC warten seit sechs Spielen auf den zweiten Saisonsieg. | Foto: Achim Keller
Yannick Häringer und der BSC warten seit sechs Spielen auf den zweiten Saisonsieg. | Foto: Achim Keller

Milorad Pilipovic erkennt den Bahlinger SC kaum wieder

Aufsteiger mit 0:3-Niederlage gegen Waldhof Mannheim +++ Personelle Veränderungen im Pokal?

Was im Kopf eines Trainers vorgeht, weiß niemand. Es steht aber zu befürchten, dass sich dort bei Milorad Pilipovic nach der Niederlage gegen Mannheim wilde Szenen abgespielt haben. Die Niedergeschlagenheit war beim Trainer des Bahlinger SC mit Ohren und Augen greifbar. Bevor er mit fahlem Blick lustlos seine Pasta im VIP-Raum des Kaiserstuhlstadions eindrehte, war ihm der Auftritt seiner Mannschaft bereits auf den Magen geschlagen.
Denn die Sätze, die Pilipovic nach dem sechsten Regionalligaspiel in Folge ohne Sieg herauspresste, schmeckten so bitter wie ein Becher Zitrone: „Das ist nicht der BSC, den ich kenne. Es tut mir sehr weh, das zu sehen.“ Vor dem Achtelfinale im südbadischen Pokal am Mittwoch gegen den SV Bühlertal (17.15 Uhr, Kaiserstuhlstadion) kündigte Pilipovic personelle Veränderungen an. Da erschraken selbst einige der Bahlinger Verantwortlichen. Bei den zurückliegenden Spielen hatte Pilipovic stets einen schützenden Mantel des Verständnisses und der Duldsamkeit um seine Spieler gelegt. Ausgerechnet nach dem David-gegen-Goliath-Vergleich vor der Bahlinger Ligarekordkulisse von 2320 Zuschauern ließ er die Öffentlichkeit die ganze Wucht seiner Unzufriedenheit teilhaben.


Diesen Strategiewechsel konnte und wollte der BSC-Vorsitzende Dieter Bühler nicht gleich nachvollziehen: „Dem einen oder anderen werden in solchen Spielen die Grenzen aufgezeigt“, sagte Bühler. Weil ein Topteam wie Waldhof Mannheim individuell besser besetzt sei, „müssen wir bei jeder Aktion 20 Prozent mehr Aufwand als der Gegner betreiben“, hat Bühler festgestellt. Das ginge eben nicht über 90 Minuten. Und dann fehlt schon mal die Abgeklärtheit, wenn vorne Chancen kreiert werden sollen. „Die anderen spielen unaufgeregter als wir“, assistierte verbal der sportliche Leiter August Zügel. Pilipovic hatte sich indes an seiner Abwehr fest gebissen: „Beim 0:1 gehen wir nicht richtig in den Zweikampf“, kritisierte der Trainer das zurückhaltende Verhalten von Walter Adam und Michael Schlegel. Die Bahlinger ließen im Zentrum einen Hackenpass des Waldhöfers Hanno Balitsch zu, den Jannik Sommer umgehend am machtlosen Jerôme Reisacher vorbei verwertete ( 22.). Der französische Schlussmann ersetzte absprachegemäß Dennis Müller und erhält auch in den kommenden Partien seine Chance.

Eine Bahlinger Fehlerkette ging dem 0:2 voraus: Dennis Bühler versuchte sich mit einem Pass ins Zentrum zu befreien. Doch statt Yannick Häringer kam der Mannheimer Philipp Förster an den Ball, der sogleich Manuel Gleichauf ausspielte und den Ball vehement in die Maschen setzte (79.). Es war die erste richtige Mannheimer Torchance nach der Pause. Die Reserviertheit, mit der die Gäste ihren dürren Vorsprung zuvor verteidigt hatten, brachte ihren Trainer Kenan Kocak auf die Palme: „Wir haben nach dem 1:0 den Faden verloren.“ Auch Kocak verortete „drei, vier Totalausfälle in den eigenen Reihen“. Weshalb nach der Partie die paradoxe Situation entstand, dass gleich beide Trainer streng mit ihren Spielern zu Gericht saßen. Kocak verfolgte mit seiner Kritik zweifellos einen Hintergedanken: Niemand soll bei den Waldhöfern abheben, nur weil der von 500 Anhängern ebenso lautstark wie friedlich unterstützte Traditionsklub mit dem Sieg bei einem Aufsteiger die Tabellenführung übernommen hat.

Es war auch so, dass Bahlingen die Partie über weite Strecken offen gestaltete, phasenweise sogar mehr Ballbesitz hatte und sich oftmals geschickt aus den Fängen des Mannheimer Mittelfelds mit einem umsichtig agierenden Balitsch durch schnelle Ballstafetten befreite. In Strafraumnähe gingen den Rot-Weiß aber die Ideen aus. Echte Torchancen? Nicht zu sehen. Selbst der Dreierwechsel von Pilipovic, der Mirco Barella, Aslan Ulubiev und Pierre Göppert zeitgleich nach 60 Minuten brachte, verpuffte wirkungslos. So legte Sommer nach schöner Einzelaktion von Förster in der Nachspielzeit zum 0:3 nach. Und spätestens nach diesem Spiel weiß jeder Bahlinger: Punkte gegen den Abstieg werden kaum gegen das Spitzensextett der Liga zu holen sein.

Bahlinger SC – SV Waldhof Mannheim 0:3 (0:1)
Bahlingen: Reisacher – Gleichauf, Klein, Adam – Wiesler (61. Göppert), Häringer, Schlegel, Bührer – Fiand (61. Ulubiev), Sautner (61. Barella), Fellanxa. Mannheim: Scholz – Müller, Seegert, Fink, Mühlbauer – Balitsch, Di Gregorio (69. Lindner) – Ibrahimaj (62. Haag), Förster, Sommer – Celik (83. Zahn). Tore: 0:1 Sommer (22.), 0:2 Förster (79.), 0:3 Sommer (90.+2). Schiedsrichterin: Rafalski (Bad Zwesten). Zuschauer: 2320.
Aufrufe: 06.9.2015, 19:56 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor