2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Michael Werner hört beim VfL auf

Sportlicher Leiter des Bayernligisten VfL Frohnlach gibt Amt am Saisonende ab

Michael Werner bezieht in einem ausführlichen Interview Stellung zu zwei weiteren Abgängen sowie einem zusätzlichen Rückkehrer und vor allem zum nahenden Ende seiner Funktion als sportlicher Leiter der Blauweißen.

In der Restrückrunde kämpfen die beiden Seniorenteams ihres Clubs zwar demnächst jeweils wiederum nur wieder um den Klassenerhalt, aber das immerhin in der Bayern- und Landesliga, was es in der fast 100jährigen Geschichte des Vereins in dieser Form so erst seit zwei Saisons gibt, wobei ihre jungen Kicker zudem erst kürzlich unter dem Hallendach für Furore sorgten. Wie zufrieden sind Sie also persönlich mit diesem Status Quo?

Michael Werner: Mit gleich zwei Teams auf diesem hohen Amateurfußballniveau vertreten zu sein, stellt eine Situation dar, mit der generell wohl jeder Verein gut leben könnte, aber insbesondere die Verantwortlichen des VfL voller Stolz sehr zufrieden sein dürfen. Vor allem, wenn man zurückblickt und die jüngste Entwicklung des Vereins sowohl struktureller Natur, als auch als sich immer mehr behaupten müssender Konkurrent zu den in unserer Region äußerst starken Indoor-Sportarten sowie mit der eingeleiteten Verjüngung und inzwischen klaren Aufgabenverteilung innerhalb der Vorstandschaft betrachtet.

Kurz nach der Jahreswende haben Sie ihren Vorstandskollegen jedoch trotzdem mitgeteilt, dass Sie zum Ende dieser Saison ihre Tätigkeiten beim VfL nicht weiter begleiten werden. Könnten Sie uns daher bitte die Gründe für Ihre doch etwas überraschende Entscheidung erläutern?

Michael Werner: Ich bin 1996 zum VfL gekommen, nachdem ich bei meinem alten Verein damals das Ende meiner Ära leider nicht selbst bestimmen konnte. In Frohnlach habe ich dann zusammen mit Jörg Günzel 1998 wieder eine 2. Mannschaft gegründet, die zu dieser Zeit aus dem Sportbetrieb abgemeldet war. So bin ich relativ frühzeitig in die vorhandenen Vereinsstrukturen eingebunden gewesen. Während ich dann als Trainer und Spieler lange in der Zweiten fungierte, hat mich die damalige Vorstandschaft gebeten, intensiver in der Strukturentwicklung der Mannschaften mitzuwirken, woraufhin mich Christina Schön als 1. Vorsitzende endgültig in die Position des „Sportlichen Leiters“ hievte. Nunmehr habe ich dieses Amt schon einige Jahre inne und so glaube ich, den Verein in der Vergangenheit vernünftig mitgestaltet zu haben. Irgendwann stößt man jedoch an die eigenen Grenzen. Ich will daher fortan einem neuen Mann, einer neuen Kraft, die Möglichkeit geben, den Weg weiterzugehen und den Verein nachhaltig weiterzuentwickeln.

Wie meinen Sie das genau?

Michael Werner: Um stets auf dem hohen Niveau, dass die beiden Teams mittlerweile spielen, erfolgreich zu bleiben, muss man auch von außen mit und vor allem für die Mannschaft arbeiten. In diesem Zusammenhang meine ich zum Beispiel unseren eingeschlagenen Weg, auf junge Talente aus der Region zu setzen. Vor Jahren, als wir im Willi-Schillig-Stadion diese Konzeption ausgerufen haben, kam diese Vorgehensweise beinahe einer Innovation gleich. Mittlerweile jedoch schreibt sich diese Philosophie ja aber fast jeder Verein auf die Fahne. Um nicht zu stagnieren, bedarf es indes also weiterer neuer Gedanken, Impulse und Strukturaufbauten, welche ich mir exakt von einem möglichen Nachfolger erhoffe.

Die obligatorische Wahlperiode ist noch nicht gänzlich vorüber. Werden Sie daher trotzdem weiterhin in der Vorstandschaft aktiv bleiben?

Michael Werner: Es ist richtig, dass erst 2017 wieder Neuwahlen anstehen. Die Beisitzer werden jedoch nicht gewählt, sondern von der Vorstandschaft ernannt. Aus diesem Grund möchte ich diese Entscheidung letztendlich auch in den Händen dieses Gremiums belassen, welches mit etwas Abstand darüber entscheiden soll.

Warum haben Sie aber ausgerechnet jetzt zu Jahresbeginn diese bedeutende Entscheidung bekannt gegeben?

Michael Werner: Vollkommen überraschend kam diese Entscheidung für die Vorstandschaft ja unter dem Strich dann trotzdem nicht. Ulrich Kossack, seines Zeichens 1. Vorsitzender, wusste schon seit dem Spätherbst von meinem Entschluss. Nach einigen Gesprächen haben wir uns allerdings darauf geeinigt, diese Entscheidung ganz bewusst erst Anfang 2016 bekannt zu geben.

In der Winterpause hatten Sie zunächst aber noch einmal einige Aufgaben zu bewältigen, wenn man bedenkt, dass mit Marcel Burkard und Christos Makrigiannis gleich zwei Akteure den Kader von Cheftrainer Stefan Braungardt auf eigenem Wunsch verlassen haben und daraufhin jüngst mit Christian Beetz ein alter bekannter als Leitwolf verpflichtet wurde. Waren dies jedoch bereits die einzigen Personalien, die es in der zurückliegenden Winterpause abzuarbeiten galt oder gab es in dieser Transferperiode eventuell vielleicht sogar noch mehr Felder zu beackern?

Michael Werner: Da neben unserem Abwehrmann Alparslan Aydin, der nach zweieinhalb Jahren in unserer Reserve beim Kreisklassisten TSSV Fürth am Berg eine neue Herausforderung sucht, auch Keeper Manuel Siegelin kurzfristig unserem Verein mit Ziel SpVg Eicha den Rücken gekehrt hat, waren wir gezwungen noch ein weiteres Mal zu reagieren. Deshalb sind wir außerordentlich erfreut, dass Routinier Christian Tremel sich spontan bereit erklärt hat, nach seinem ersten Engagement vor einigen Spielzeiten, jetzt noch einmal ins Willi-Schillig-Stadion zurückzukehren und dass Quartett zwischen den Pfosten unserer Teams mit seiner nach wie vor unbestrittenen Klasse, mit seiner enormen Erfahrung sowie mit seiner äußerst sympathischen Art bis zur Sommerpause zu komplettieren.

Wenn sich nun also ein potentieller Nachfolger bei Ihnen melden würde, um sich nach den im Falle eines Engagements auf ihn zukommenden Aufgaben zu erkundigen, wie würden Sie ihm sein voraussichtlich bevorstehendes Tätigkeitsfeld beschreiben?

Michael Werner: Mein Nachfolger wird ein Umfeld vorfinden, in dem großer Sachverstand und Wille vorhanden ist. Mit guten, machbaren Ideen wird er so in der Vorstandschaft immer auf offene Ohren stoßen. Zu den Mannschaftsverantwortlichen, den richtigen Draht zu finden, ist derzeit ebenfalls einfach, da diese allesamt genau wissen, wie „der Verein tickt“. In diesem Sinne sollte es dementsprechend also keine Schwierigkeit sein, sich schnell zu integrieren. Man muss dabei nur aufpassen, dass einem nicht zu viele Tätigkeiten – so wie es bei mir war – angetragen werden, zu denen man eben letztendlich doch nicht Nein sagen kann... *lacht*

Angenommen der betreffende Kandidat würde anschließend mit seiner Entscheidung zögern, wie würden Sie ihn final überzeugen, demnächst in ihre Fußstapfen zu treten?

Michael Werner: Wer eh schon mit dem Gedanken spielt, in Zukunft einmal das Amt des sportlichen Leiters zu übernehmen, der könnte schlichtweg keinen besseren Verein für die Umsetzung seiner Vorstellungen finden. Überzeugungsarbeit sollte daher nicht mehr notwendig sein. Nicht umsonst, habe ich diese Arbeit – und die ist es sicher - über Jahre hinweg verdammt gerne gemacht!

Nach knapp 20 Jahren Vereinszugehörigkeit und beinahe zwei Jahrzehnten Funktionärstätigkeit, was macht für Sie den Reiz des VfL aus und warum sollten sich mögliche Interessenten, im Anschluss an unser Gespräch ausgerechnet um ihr Amt bewerben?

Michael Werner: Wie schon gesagt, die richtigen Ansprechpartner, mit neuen Ideen, Innovationen und zukunftsgerichteten Denken, jeder Zeit erreichen zu können, macht diesen Reiz absolut aus! Man kann seine eigenen Vorstellungen so größtenteils in die Tat umsetzen. Auch ansonsten ist das Umfeld mit wahren VfL-Fanatikern, der gastfreundlichen Bewirtung, der stets ehrenamtlichen Hilfsbereitschaft bei Arbeitseinsätzen etc. aber in jedem Fall bemerkenswert!

Hand aufs Herz: Wie schwer fällt Ihnen der nahende Abschied, was waren die absoluten Highlights ihrer Amtszeit und welche Schlagzeile würden Sie zum Ende ihres Engagements bei den Blauweißen gerne lesen?

Michael Werner: Der Abschied fällt mir klar schwer! Aber ich werde ja nicht ganz von der Bildfläche verschwinden. Bei Anfragen stehe ich dem VfL selbstverständlich gerne weiter mit Rat und gegebenenfalls auch Tat zur Seite. Die Freundschaften, die über die Jahre logischerweise entstanden sind, werden ja deshalb nicht plötzlich abreißen. Highlights waren freilich die Aufstiege! Egal, ob damals mit der Ersten in die Regionalliga oder mit der U23 vor kurzem in die Landesliga. Sicher zählt in diesen Kontext auch die nach 2014 bereits zweite Teilnahme der „Jungen Wilden“ an den am vergangenen Wochenende ausgetragenen Bayerischen Hallenmeisterschaften. Die liebste Schlagzeile wäre mir so folgerichtig: „Der VfL ist auch kommende Saison mit seiner Ersten in der Bayernliga vertreten - die Zweite schaffte den Erhalt der Landesliga“!

Aufrufe: 029.1.2016, 11:17 Uhr
Manuel Beck / VfLFrohnlachAutor