2024-04-23T06:39:20.694Z

Ligabericht

Meister VfB 03 baut seine Serie noch aus

Viele Emotionen beim Saisonabschluss

In der Landesliga ist der Spitzenreiter seit 20 Begegnungen ungeschlagen. Auch der 1. FC Viersen muss sich mit einem Remis begnügen. Lohn für den Aufsteiger ist der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Hilden.

Die letzte Landesliga-Partie der VfB-Fußballer bot weniger sportliche Höhepunkte als vielmehr Emotionen auf einer breiten Gefühlsskala. Als die Hildener auf den Kunstrasen aufliefen, hatten sie alle Hände voll zu tun, denn die begleitenden Nachwuchskicker des Klubs brauchten eine führende Hand – und mit der anderen hielten die Akteure gleich drei Spruchbänder hoch.

Der Satz "Vielen Dank für Eure Unterstützung. Oberliga wir kommen." richtete sich an die eingefleischten Fans, aber auch an alle Gönner und ehrenamtlich Tätigen, die den Weg für den Höhenflug des Spitzenreiters ebneten. "Danke Ronny" hieß es mit Blick auf den Abschied von Ronny Frings – der altgediente Abwehrrecke ist nach seinem Karriereende von den Altherren des VfB 03 heiß umworben.

Respekt und Verbundeheit zugleich drückte das dritte Band aus, das sich an den Trainer richtete. "Danke Michael Kulm" – manchmal sagt die Geste eben mehr als tausend Worte. Die herzliche Zuneigung bekam der Erfolgscoach bereits zu spüren, als er die Anlage an der Hoffeldstraße betrat – pfiffige Geister hatten sie kurzerhand in "Michael Kulm Arena" umbenannt.

Angesichts dieser Emotionen geriet das sportliche Geschehen fast zur Nebensache. Allerdings bewies Kulm auch hier ein feines Gespür, als er etliche Stammkräfte auf die Bank setzte und dafür jene Akteure brachte, die oft in der zweiten Reihe standen – wie Torhüter Michael Miler, der diesmal in der Startformation stand und mit einer bravourösen Leistung im Hinspiel gegen den 1. FC Viersen ebenfalls sein Scherflein zum Oberliga-Aufstieg beitrug.

Nach dem Abpfiff ging die Sause dann richtig los. Denn trotz kurzer Vorbereitungszeit hatte sich der neue Vorstand mächtig ins Zeug gelegt, um eine zünftige Aufstiegsparty auf die Beine zu stellen. Entertainerqualitäten stellte Keeper Siebenbach unter Beweis, der als Kapitän auf der Bühne seine Kollegen einzeln vorstellte – mit Spitznamen und anderen Plaudereien aus dem Nähkästchen.

Als letztes betrat Michael Kulm die Bühne. "Ich möchte heute fröhlich von der Anlage gehen und nicht, dass wir uns nachher alle heulend in den Armen liegen", hatte der scheidende Coach einen festen Entschluss gefasst. Doch in einigen Momenten hatte er doch Mühe, sich nicht von den Emotionen überwältigen zu lassen. "Der Abschied fällt mir schon schwer – das hake ich nicht mal so eben ab", gestand er.

Zumal es Lob von allen Seiten gab. "Besser kann man es nicht machen, als den Abschied mit dem Aufstieg zu versehen", erklärte der neue Vorsitzende Wolfgang Appelstiel – und hob zugleich die begrenzten finanziellen Mittel hervor, mit denen das Unterfangen gelang. Henning Scholl unterstrich das Engagement auf eine andere Art. "Der Trainer war jeden Tag ein Voll-Profi, hat jeden Tag den Profi-Fußball gelebt", sagt er. Der Defensivspezialist fügte hinzu: "Diese Professionalität hat er vier Jahre durchgezogen – so etwas werden wir nicht wieder erleben."

Die feucht-fröhliche Aufstiegsfeier endete erst mitten in der Nacht. Kulm, der sich bereits um zwei Uhr auf den Weg nach Hause machte, berichtete mit einem Schmunzeln: "Um vier Uhr habe ich noch eine SMS bekommen." Doch seine Mannschaft bewies auch in der Stunde des Erfolgs Disziplin. Nach nur wenigen Stunden Schlaf stand sie pünktlich und geschniegelt um 13 Uhr zum Empfang im Alten Ratssaal des Bürgerhauses parat.

Horst Thiele, der einen Tag zuvor bereits das letzte Heimspiel des Landesliga-Meisters besuchte, stellte kurz und bündig fest: "Eine tolle Leistung, die ihr hingelegt habt." Hildens Bürgermeister erkannte: "Das ist eine Mannschaft, die zusammengewachsen ist. Sie bildet eine Einheit, alle verstehen sich untereinander und spielen nicht aus wirtschaftlichem Interesse."

Zugleich übermittelte er das Lob des Hildener Sportdezernenten, der aus dem Urlaub auf Sylt Grüße schickte und die Leistung des Trainers hervorhob. "Sie haben ein Erfolgsteam geformt. Die Mannschaft hat ihre eigene Spielweise gefunden und sie eindrucksvoll demonstriert – dafür gebührt Ihnen Respekt." Mit Blick auf die neue Saison erklärte Thiele: "Es ist für Hilden auch ein Aushängeschild, eine Oberliga-Mannschaft zu haben. Wenn sie sich den Teamgeist bewahrt, wird es auch mit dem Klassenerhalt klappen."

Nach den vielen Worten überreichet Thiele auch noch eine Art Meisterschale – einen Teller mit Stadtwappen und Aufstiegsinschrift. Danach folgte der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt – dieser Tag wird Team und Trainer wohl noch lange in guter Erinnerung bleiben.

VfB Hilden – 1. FC Viersen 2:2 (2:2). Phasenweise hatte die Landesliga-Partie eher Freundschaftsspielcharakter. Denn für beide Mannschaften ging es um nichts mehr. Einzig etwas Prestige stand auf dem Spiel. So schafften es die Hildener, ihre Serie auszubauen: In den letzten 20 Begegnungen blieb die Kulm-Elf ungeschlagen. Und für Pascal Weber reichte es zur Torjägerkrone, auch wenn der VfB-Angreifer diesmal nicht traf.

Symbolisch bekam er die Trophäe später bei der abendlichen Feier von seinen Mannschaftskameraden überreicht. FC-Coach Willi Kehrberg war trotz des Unentschieden ebenfalls zufrieden, denn seine Truppe landete in der Endabrechnung auf dem beachtlichen vierten Platz.

Allerdings geriet der Spitzenreiter zunächst mit 0:1 (12.) in Rückstand, als Michael Miler einen Elfmeter verursachte und Korbinian Beckers dem Torhüter keine Chance ließ. Mit einem feinen Schuss aus 22 Metern glich Fabian Andree jedoch zum 1:1 (29.) aus. Der Tabellenführer ging sogar mit 2:1 (38.) in Führung. Max Wenkemann kam über die linke Seite und bediente mit einem Querpass Bünyamin Dogan, der das Leder nur noch einschieben musste. Dann zog Denis Hauswald aus 35 Metern ab, doch Torhüter Thomas Gerdes lenkte den Ball am Pfosten vorbei (42.).

Besser lief es für Christian Peters, der aus nicht minder großer Entfernung sein Glück versuchte und VfB-Keeper Michael Miler mit dem Hammer zum 2:2 (45.) überraschte. In der zweiten Halbzeit bildete die Auswechslung von Ronny Frings den letzten Höhepunkt – mit musikalischer Begleitung des Schützenzuges.

Aufrufe: 010.6.2013, 14:00 Uhr
Rheinische Post / Birgit SickerAutor