2024-03-27T14:08:28.225Z

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Arno Michels (vorne) und Thomas Tuchel (hinten) bilden in Dortmund ein Trainergespann, nachdem sie schon in Mainz zusammengearbeitet hatten. Foto: BVB
Arno Michels (vorne) und Thomas Tuchel (hinten) bilden in Dortmund ein Trainergespann, nachdem sie schon in Mainz zusammengearbeitet hatten. Foto: BVB

Mehr als nur Tuchels Schattenmann

DFB-Pokal: Co-Trainer Arno Michels hat bei Borussia Dortmund eine starke Position - Rückkehr des Kaselers an die Mosel

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Bei Eintracht Trier hat Arno Michels als Assistent von Paul Linz wichtige Erfahrungen beim Einstieg ins Trainergeschäft gesammelt. Inzwischen ist der 48-Jährige beim Topclub Borussia Dortmund an einer der attraktivsten Schaltstellen im deutschen Fußball tätig. Mit dem BVB kehrt er nun im DFB-Pokal ins Moselstadion zurück.

Bei dieser Mutmaßung muss Arno Michels herzlich lachen. Funktionieren Dortmunds Chefcoach Thomas Tuchel und er als Co-Trainer als Tandem so gut, weil beide vom Sternzeichen Jungfrau sind? "Ich weiß nicht, ob es daran liegt. Wir haben Gemeinsamkeiten, sind aber auch unterschiedlich", sagt Michels. Hier der emotionale Tuchel, dort der inzwischen ruhiger und besonnener gewordene Michels.

Fakt ist: So wie einst bei Mainz 05 bilden beide nun bei Borussia Dortmund ein eingespieltes Team. Eins, das sich vertraut und Entscheidungen im taktischen und personellen Bereich in engem Austausch vollzieht.

2004 erlebte Michels, der aus Kasel im Kreis Trier-Saarburg stammt, den Mainzer Bundesliga-Aufstieg als Co-Trainer bei Eintracht Trier mit. Hätte man ihn damals gefragt, ob auch er sich die erste Liga zutraut, hätte Michels mit Ja geantwortet. "Dass es dann später so gekommen ist, hatte auch mit Glück zu tun, im richtigen Moment die Chance zu bekommen", sagt Michels. Als Tuchel 2009 vom A-Jugendtrainer zum Bundesliga-Chefcoach in Mainz befördert wurde, holte er Michels - der seinerzeit nach seinem Engagement als Trainer beim SV Morbach sportlicher Leiter und Stützpunktkoordinator beim Fußballverband Rheinland war - mit ins Boot. Beide kannten sich aus gemeinsamen Tagen bei der Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

In ihrem zweiten Jahr bei Vizemeister Dortmund müssen Tuchel und Michels nun eine große Herausforderung meistern. Es gilt, die Abgänge von Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan zu kompensieren. Rund 117 Millionen Euro reinvestierte der BVB in neues Personal: Mario Götze, André Schürrle, Ousmane Dembélé, Emre Mor, Marc Bartra, Raphael Guerreiro, Sebastian Rode, Mikel Merino.

"Mit Spielerwechseln gehen Automatismen verloren. Die müssen wir uns nun neu erarbeiten, zum Teil mit noch sehr jungen Spielern. Das wird Zeit in Anspruch nehmen", warnt Michels vor zu großen Erwartungen. Zumal die Arbeit alleine schon aus Verständigungsgründen viel Energie kostet. Michels: "Das Thema Sprachen spielt in diesem Jahr eine große Rolle, wir haben Spieler aus Frankreich, Spanien und Portugal verpflichtet. Aber wir helfen uns alle untereinander, und die neuen Spieler sind auch alle erstaunlich lernwillig."

Bei allen Unwägbarkeiten: Beim Supercup gegen Bayern München (0:2) am Sonntagabend wurde phasenweise deutlich, dass der BVB an seinen Grundtugenden nichts ändern wird. "Wir wollen unverändert für offensivstarken und technisch guten Fußball mit einem attackierenden Spielstil stehen", sagt Michels, der mit seiner Frau Christina und den 15-jährigen Zwillingssöhnen Luca und Nicolas im 15 Kilometer von Dortmund entfernten Herdecke lebt.

Reise in eine andere Welt

Die Vorbereitung des BVB war zerstückelt. Wegen internationaler Einsätze im Sommer stiegen Spieler zu verschiedenen Zeitpunkten ein. Hinzu kam ein stressiger Trip ins schwülheiße China. Michels: "Es war eine Reise in eine andere Welt. Es war wahnsinnig beeindruckend, wie viele Fans stundenlang vor unserem Hotel auf Autogramme gewartet haben."

Die in China absolvierten Tests gegen die beiden Topclubs aus Manchester sind Vergangenheit, nun geht’s für den BVB ins altehrwürdige Moselstadion.

"Die Kabinen sind nicht größer geworden, oder?" fragt Michels rhetorisch und lacht. Sein letztes Pflichtspiel mit Eintracht Trier bestritt er vor knapp elf Jahren. Ab Mitte der Woche wird bei den Schwarz-Gelben die Konzentration aufs Pokalspiel gelenkt. "Wir werden die Partie mit aller Professionalität und höchster Konzentration angehen", sagt Michels. Damit auch nicht nur im Ansatz der Boden für eine neuerliche Pokalsensation bereitet wird. So wie damals, im Achtelfinale in der Saison 1997/98, als Trier den amtierenden Champions-League-Sieger Dortmund mit 2:1 aus dem Wettbewerb kegelte. Michels: "Ich war damals im Stadion - ich glaube sogar im Innenraum. Mit Michael Ziegler von der Fußballschule."

Das Kribbeln bei ihm vor der Rückkehr ins Moselstadion werde erst am Sonntag oder am Spieltag, dem Montag (20.45 Uhr), kommen, glaubt Michels. Das wiederum spricht für das kolportierte Wesen einer Jungfrau: die Konzentration aufs Wesentliche ohne zu große Sentimentalitäten.

Aufrufe: 015.8.2016, 21:38 Uhr
Volksfreund / volksfreund.de Mirko BlahakAutor