2024-05-08T14:46:11.570Z

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Der Streit um Videoberichte von Fußballspielen der Amateurligen wird nun rechtlich geklärt. Vier Zeitungsverlage gehen jetzt kartellrechtlich gegen den Bayerischen Fußballverband (BFV) vor. Foto: MZ-Archiv
Der Streit um Videoberichte von Fußballspielen der Amateurligen wird nun rechtlich geklärt. Vier Zeitungsverlage gehen jetzt kartellrechtlich gegen den Bayerischen Fußballverband (BFV) vor. Foto: MZ-Archiv

Medienhäuser klagen gegen Fußballverband

Mittelbayerische, Nordbayerischer Kurier, Main-Post und Mediengruppe Oberfranken mit Beschwerde bei Landeskartellbehörde

Der Streit um Videoberichte von Fußballspielen der Amateurligen wird nun rechtlich geklärt. Vier Zeitungsverlage gehen jetzt kartellrechtlich gegen den Bayerischen Fußballverband (BFV) vor. Am Mittwoch legten sie bei der Landeskartellbehörde in München Beschwerde ein. Die Wettbewerbshüter im Wirtschaftsministerium sollen dem BFV untersagen, Lizenzgebühren für Videoberichte zu verlangen.

Mit einer Entscheidung rechne er spätestens Anfang Juli, sagte Rechtsanwalt Johannes Weberling. Er vertritt die Mittelbayerische Zeitung, den Nordbayerischen Kurier, die Main-Post und die Mediengruppe Oberfranken.

Nach dem Willen des BFV sollen die Verlage ihre Bewegtbilder kostenlos der Verbandsplattform bfv.tv überlassen oder 500 Euro pro Spiel zahlen. Die Vereine sollen die Berichterstatter ansonsten per Hausrecht ausschließen. Was in der ersten bis dritten Liga selbstverständlich sei, gelte auch für die vierte bis sechste Liga, erklärte BFV-Präsident Rainer Koch: Filmrechte könne es nicht ohne Gegenleistung geben.

„Frontalangriff auf die Pressefreiheit“

Die Zeitungsverlage werfen dem BFV dagegen vor, die Fußball-Berichterstattung zu monopolisieren: Der Verband spiele seine wirtschaftlichen Interessen aus und missachte seine Gemeinnützigkeit. Der gemeinnützige Bayerische Fußballverband (BFV) beschränke die Verlage in ihrer Berichterstattung, kritisierte der Erste Vorsitzende des Verbands Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV), Andreas Scherer, bei der Jahrestagung in Nürnberg. „Das ist ein Frontalangriff auf die Pressefreiheit.”

VBZV-Hauptgeschäftsführer Markus Rick sagt: „Der BFV ist ein gemeinnütziger Verein, der nach seiner Satzung eigentlich für die Förderung des Fußballs zuständig ist, der jetzt aber versucht, die Fußball-Berichterstattung zu monopolisieren.“ Fußball gehöre zum Kernbereich journalistischer Lokalberichterstattung. „Es kann nicht sein, dass die freie Presse aus den Stadien ausgesperrt wird.“ Aus Sicht der Augsburger Mediengruppe Pressedruck, zu der auch die Main-Post gehört, „ist es nicht akzeptabel, dass ein Verband, dessen satzungsgemäßer Zweck die Förderung und Verbreitung des Fußballsports auf ausschließlich gemeinnütziger Grundlage ist, uns Verlage in der Ausübung unserer Pressetätigkeit reglementiert. Dies halten wir auch rechtlich für fragwürdig. Aus diesem Grund begrüßen wir es sehr, dass betroffene Verlage mit ihrem Antrag eines Kartellverfahrens Protest gegen die Forderungen des BFV einlegen werden.“

Frank Förtsch, Chefredakteur der Zeitungstitel der Mediengruppe Oberfranken macht deutlich: „Alle Versuche, Berichterstattung zu verhindern, zu beschneiden oder zu beeinflussen, müssen im Keim erstickt werden. Das gilt für das Geschehen von öffentlichem Interesse in Sitzungs- oder Konzertsälen ebenso wie auf Fußballplätzen.“

Manfred Sauerer, Chefredakteur der Mittelbayerischen Zeitung, sieht für das bisherige Vorgehen des Bayerischen Fußballverbandes weder eine rechtliche noch eine inhaltliche Grundlage. Sauerer: „Diese Praxis muss endlich beendet werden.“ Vor allem sei wichtig, dass der BFV die Vereine nicht mehr unter Druck setzen und für die eigenen Zwecke missbrauchen könne. Auch Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayerischen Kurier, hat die Vereine im Blick: „Der Fußballverband hat die Aufgabe, den Spielbetrieb zu organisieren. Freie Berichterstattung zu knebeln und die Vereine mit Lizenzentzug zu bedrohen, ist nicht nur gegen deren Interessen, sondern Machtmissbrauch - und das von einem gemeinnützigen Verband, der mit Steuergeldern gefüttert wird. Deshalb begrüßen wir auch, dass sich bayerische Verlage dagegen wehren.“

Enormes Medienecho

Die Methoden des BFV haben in den vergangenen Wochen ein enormes Medienecho hervorgerufen. Dass Medien also nur dann noch filmen dürfen, wenn sie dafür zahlen oder dem BFV die Videos kostenlos und ohne Quellenangabe zur Verfügung stellen, stößt auf reichlich Unverständnis. „Das ist nicht im Sinne des Amateurfußballs“, sagte Sportreporter Erich Laaser dem Mediendienst kress.de. Der Präsident des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS) hat den Eindruck, dass der BFV lediglich Geld generieren will. Der Bundesgerichtshof habe schon einmal im Interesse des Portals Hartplatzhelden entschieden, und daran sollte man sich auch in Bayern halten.

„Es ist nicht im Sinne der Fußballer, dass wieder einmal versucht wird, die Symbiose zwischen Fußball und Medien aufs Spiel zu setzen – und die Medienberichterstattung zu kanalisieren“, sagte Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, ebenfalls gegenüber kress.de.

„Der BFV organisiert den Fußball in Bayern und müsste aus meiner Sicht froh sein, dass es Medien gibt, die Amateurspiele per Videoberichterstattung pushen wollen. Aber die Forderung zu stellen, das Videomaterial kostenlos weitergeben zu müssen oder eben 500 Euro pro Video zu zahlen, das funktioniert nicht. Ich hoffe, dass im Sinne des Amateurfußballs entschieden wird und dass eine freie Video-Berichterstattung möglich ist“, sagte Michael Wagner, Gründer des Fußballportals FuPa.

Signalwirkung über Bayern hinaus

Der Deutsche Journalisten-Verband hat die Beschwerde von vier bayerischen Zeitungsverlagen bei der Landeskartellbehörde gegen Knebelkonditionen des Bayerischen Fußballverbands begrüßt. Die Verlage wehren sich dagegen, dass sie ihre Bewegtbilder von Fußballspielen der Amateurliga dem Portal des Fußballverbands kostenlos zur Verfügung stellen oder 500 Euro pro Spiel zahlen sollen. „Das sind Knebelkonditionen, wie wir sie bisher nur von Rockkonzerten kennen“, kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Es sei nicht akzeptabel, dass das Portal des Fußballverbands von den Verlagen mit relevanten Inhalten gefüllt werden solle.

Der DJV-Vorsitzende hob hervor, dass dem Fall über Bayern hinaus Signalwirkung zukomme: „Würden sich die Verlage nicht gegen das Vorpreschen des gemeinnützigen Bayerischen Fußballverbands wehren, könnten Sportorganisationen auch in anderen Bundesländern auf die Idee kommen, Verlage wie Melkkühe auszunehmen. Damit sägen sie an dem Ast, auf dem sie sitzen. Die Leistungen der Sportjournalisten darf es nicht zum Nulltarif geben.“ Konken rief den Bayerischen Fußballverband zum Einlenken auf. „Sonst ist der Gang durch die juristischen Instanzen vorgegeben.“ (dpa/op)

Aufrufe: 029.4.2015, 20:33 Uhr
op/dpaAutor