2024-04-16T09:15:35.043Z

WM 2014
Frank Mayer ist der "Schuhmacher" des besten WM-Torjägers: Der berühmte "goldene Schuh" ist eine Handarbeit aus Bad Kreuznach. Links der "Predator", den Thomas Müller 2010 gewann, rechts der "World Cup", der jetzt lockt.   (Foto:Heidi Sturm)
Frank Mayer ist der "Schuhmacher" des besten WM-Torjägers: Der berühmte "goldene Schuh" ist eine Handarbeit aus Bad Kreuznach. Links der "Predator", den Thomas Müller 2010 gewann, rechts der "World Cup", der jetzt lockt. (Foto:Heidi Sturm)

Mayer macht den Schuh

Trophäe für den besten Torschützen wird in Bad Kreuznach gefertigt

BAD KREUZNACH. Wenn Frank Mayer am Sonntag mit seiner Familie das WM-Finale Deutschland gegen Argentinien verfolgt, fiebert er auch aus beruflichem Interesse mit. Das besondere Augenmerk des Maschinenbautechnikers gilt dabei Thomas Müller und Lionel Messi. Frank Mayer ist nämlich der „Schuhmacher“ des erfolgreichsten Torschützen der WM.

Der „goldene Schuh“, den der beste Torjäger jubelnd in den Himmel von Rio recken wird, ist eine Handarbeit aus Bad Kreuznach und stammt von Mayers Firma Goly Fine-Arts.

Besuch von Thomas Müller

Didier Drogba, Jose Mourinho, Markus Merk, Nadine Angerer, Ruud van Nistelrooy, Pep Guardiola, Iker Casillas, Vicente del Bosque oder Weltfußballerin Marta: Das sind nur einige der internationalen Fußball-Größen, die mit Trophäen aus der Bad Kreuznacher Pokalmanufaktur gewürdigt wurden. Etliche der Stars hat Mayer sogar bei den feierlichen Verleihungen kennengelernt. Ein Höhepunkt war der persönliche Besuch von Thomas Müller, der bei der WM in Südafrika den Goldenen Schuh aus dem Hause Goly Fine-Arts gewonnen hatte. Mit Polizeieskorte und einem ganzen Medienaufgebot hatte der Torjäger bei der damals noch in Alzey ansässigen Firma „hereingeschaut“ und Mayer mitten im Umzug nach Bad Kreuznach erwischt.

Prototyp von Adidas

Dem sympathischen Bayernspieler drückt Mayer jetzt fest die Daumen, dass es wieder mit dem Goldenen Schuh klappt. Die Chancen stehen gut: Mit einem Treffer im Finale könnte er mit dem sechsfachen Torschützen James Rodriguez gleichziehen, hätte aber dank der Vorlagen die Nase vor dem Kolumbianer. Im Rennen ist auch noch Lionel Messi, der auf seinem Konto allerdings noch ein Tor weniger als Müller und zudem keine Vorlagen hat.

Die Trophäe für den Sieger dieses Dreikampfs wird in diesem Jahr nicht vor vier Jahren ein „Predator“-Schuh sein, sondern ein „World-Cup“: Den legendären Klassiker mit Schraubstollen und den schon nostalgisch anmutenden aufgenähten Streifen hat Adidas im alten Design, aber in ganz neuer Technik aufgelegt. Das aktuelle Topmodell bekam Mayer schon vor Monaten noch als Prototyp in Größe 43 als Vorlage zugeschickt. Zunächst mussten für den Pokal noch Designfragen abgeklärt werden, wie etwa die Schnürung und Farbgestaltung aussehen sollten oder, dass die im Original deutlich längere Lasche in der goldenen Form aus optischen Gründen bis zum Rand des Einstiegslochs gekürzt wird.

Kein Interesse am goldenen Handschuh

Einige Kniffe und Erfahrung aus dem Prototypenbau musste Mayer bei der modelltechnischen Bearbeitung schon anwenden, damit die Gießform und später auch der Schuh rationell und sinnvoll zu fertigen waren. Mit einem Harz, das sich ohne hohe Temperaturen verarbeiten lässt, wurde die Silikonform ausgegossen, per Spritzpistole erhielten die noch schlamm-grauen Modelle nach letzten Feinarbeiten ihr Aussehen in leicht mattem Gold, Silber und Bronze. Streifen und Schriftzüge wurden mit Fingerspitzengefühl „gepinselt“. Ein Modell hat sich Mayer natürlich auch für sein „Schuh-Regal mit Referenzobjekten in seinem Büro gefertigt. Den „Goldenen Handschuh“, der ebenfalls aus seiner Präsentation stammt, sucht man allerdings vergeblich. „Dafür interessiert sich hier noch keiner“, sagt der Kreuznacher.

Der Hype mit den Schuhen hatte sich auch erst entwickelt, als Klose und dann Müller die Trophäe gewonnen hatten. Höchstwahrscheinlich wird Mayer aber nach dem Finale noch kurzfristig eines der gegossenen Handschuh-Muster fertigstellen müssen. Schließlich ist Manuel Neuer ein ganz heißer Kandidat für den Gewinn – und dann wird im Ledderhoser Weg wohl wieder das Telefon vor lauter Presseanfragen heiß klingeln…

PRODUKTION

  • Dass Goly die Ehre hat, solche„Heiligtümer“ des Fußballs zu liefern, ist Vorbesitzer Reinhold Wosab zu verdanken: Der einstige Fußballprofi, der für Dortmund knapp 200 Spiele bestritt und mit dem BVB Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und Europapokalsieger wurde, hatte sich nach seiner aktiven Laufbahn weiter mit Fußballtrophäen beschäftigt – und sie nach Übernahme eines kleinen Alzeyer Unternehmens hergestellt. Er kannte Adi Dasslerpersönlich, den Kontakt zur Fifa stellteFranz Beckenbauer her. 25 Jahre war Wosab im Geschäft, seine goldenen Schuhe stehen in den Trophäenschränken von Davor Suker, Ronaldo oder Miroslav Klose.
  • Mayer, der aus dem Modell- und Formenbau kommt, war vor zehn Jahren über gemeinsame Bekannte zu Goly gestoßen, hatte anfangs nur ausgeholfen und war nach und nach ins Unternehmen „hineingewachsen“. Als Wosab kürzer treten wollte, übernahm der Kreuznacher 2009 die Produktion und siedelte ein Jahr später an die Nahe um.
  • Die Pokalmanufaktur ist auf besondere Einzelstücke und Kleinserien spezialisiert ist und hat im Auftrag von Fifa, Adidas, der International Federation of Football History & Statistics (IFFHS) oder großen WM-Sponsoren schon etliche goldene Schuhe, Handschuhe, Bälle oder gar maßstabgetreue Miniaturen des WM-Pokals hergestellt. Auch die Torwand-Trophäe für 50 Jahre Sportstudio hat Mayer entworfen und produziert.
Aufrufe: 012.7.2014, 16:00 Uhr
Heidi SturmAutor