2024-04-24T13:20:38.835Z

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Der Bautzener Kapitän Martin Kolan (vorn rechts) war in Leipzig nur eine Halbzeit im Einsatz. Hier versucht er, seinem Gegenspieler Marcelo de Freitas Costa (links) irgendwie doch noch den Ball abzunehmen. Foto: Torsten Zettl
Der Bautzener Kapitän Martin Kolan (vorn rechts) war in Leipzig nur eine Halbzeit im Einsatz. Hier versucht er, seinem Gegenspieler Marcelo de Freitas Costa (links) irgendwie doch noch den Ball abzunehmen. Foto: Torsten Zettl

Martin Kolan legt sich nicht fest

Budissa Bautzens 30 Jahre alter Kapitän spielt beim Test gegen Leipzig nur eine Halbzeit und hat Zeit für ein längeres SZ-Gespräch

Das Pokal-Wochenende nutzte Budissas Cheftrainer Thomas Hentschel zu einem Testspiel gegen Oberliga-Aufsteiger FC International Leipzig (0:1). Der Sudanese Dhuor Ngor Chol erzielte in Radefeld das Tor des Tages (29.). Kapitän Martin Kolan spielte nur die erste Halbzeit und fand daher Zeit für ein ausführliches SZ-Gespräch.

Das Pokal-Viertelfinale ging ohne Budissa über die Bühne. Wie haben Sie damals die Pleite in Bad Muskau von der Bank aus miterlebt?

Es war normal, dass die, die sonst weniger Einsatzzeit bekommen, in Bad Muskau gespielt haben. Jeder von uns hat Regionalliga-Niveau und niemand weiß, ob es mit einer anderen Aufstellung besser gelaufen wäre. Wir wussten, dass das in der Parkstadt ein ekliges Spiel wird und so kam es auch. Es gibt solche Tage, an denen zum Beispiel auch ein Hamburger SV in Jena aus dem DFB-Pokal-Wettbewerb fliegt.

Kann so eine Niederlage wirklich einen positiven Nebeneffekt haben?

Zumindest hat wieder jeder gesehen, dass die Konzentration immer da sein muss. Wir haben uns nach der Niederlage zusammengesetzt und Klartext geredet. Vielleicht war es eine Art reinigendes Gewitter. Damit war die Sache dann aber erledigt, es blieb nichts zurück und wir haben in der Liga gut in die Spur gefunden.

Wie fällt ein Vergleich der aktuellen Mannschaft mit der von 2014 aus?

Ich sehe da keinen großen Unterschied, auch nicht in der körperlichen Verfassung. Die gute Serie, die wir vor dem Nordhausen-Spiel erreicht hatten, muss man auch ein wenig relativieren. Wir haben fünfmal gegen Teams gespielt, mit denen wir auf Augenhöhe sind. Da sitzen wir in der Kabine und sagen uns, die Spiele gegen Rathenow und Luckenwalde müssen wir ziehen, wenn wir in der Liga bleiben wollen. Und wenn dir das gelingt, gehst du natürlich mit einem anderen Selbstvertrauen in so ein Spiel wie gegen Nordhausen.

Trainer Thomas Hentschel kritisierte vor einem Jahr den späten Trainingsbeginn und sah dort eine Ursache für den sportlichen Leistungsabfall Ende 2014. Sie sehen das anders?

Die, die damals arbeiten gegangen sind, gehen jetzt immer noch arbeiten. Aber sicher macht es im Gesamtpaket etwas aus, dass wir eher trainieren und damit früher zu Hause sind. Trotzdem bleibe ich dabei, körperlich waren wir damals auch gut drauf und die Stimmung war in Ordnung.

Es gibt aber Spieler bei Budissa, die vom Fußball leben können, oder?

Ja, einige wenige. Jeder ist für seinen Vertrag selbst verantwortlich. Es gibt da keinen Neid. Ich persönlich bin froh, dass ich seit 1. Oktober einen festen Job habe.

Damit haben Sie der nächsten Frage vorgegriffen. Sie sind Diplom-Betriebswirt und waren fast ein Jahr auf Jobsuche. Was machen Sie jetzt?

Ich bin Assistent der Geschäftsleitung in der Firma Fenster- und Türenwerk Rösler GmbH in Schirgiswalde. Für mich war klar, dass nach dem Studium an der BA Bautzen der nächste Schritt folgen muss. Im Moment gehe ich 30 Stunden in der Woche arbeiten und ich kann sagen, dass ich jetzt glücklicher bin, auch wenn der Aufwand mit Fußball und Beruf größer ist. Zudem ergibt sich die Chance, nach dem Fußball eventuell in eine Vollzeitstelle zu kommen.

Haben Sie deshalb im Sommer nur um ein Jahr verlängert?

Mein Vertrag läuft bis 2016 mit beidseitiger Option auf Verlängerung. Daher gehe ich davon aus, dass ich mindestens noch eineinhalb Jahre für Budissa spiele.

Eine berufliche Zukunft im Sportbereich wird es aber nicht geben, oder?

Im Moment lege ich mich nicht fest, ob ich meine Laufbahn mit 32 Jahren beende. Ich werde sicher immer etwas im Fußball machen. Vielleicht eine Jugendmannschaft zweimal in der Woche trainieren.

Und ein Trainerjob im Männerbereich?

Vorstellen kann ich mir das auch. Aber da müsste ich jetzt die ersten Trainerscheine machen und dass würde ich zeitlich nicht hinbekommen. Jetzt möchte ich in meinem Beruf Fuß fassen und mit Budissa weiterhin eine erfolgreiche Saison spielen.

Aufrufe: 016.11.2015, 08:56 Uhr
SZ / Jürgen SchwarzAutor