2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
F: Viktoria Rietberg
F: Viktoria Rietberg

Marc Birkenhake, der rechte Fuß und das Meer

Der Top-Torjäger der Bezirksliga lässt seine Zeit beim FC Gütersloh und die bisherige Saison mit Viktoria Rietberg Revue passieren.

30 Treffer in 22 Saisonspielen - was für eine Quote! Der 27-jährige Marc Birkenhake wechselte im vergangenen Sommer vom Oberligisten FC Gütersloh zum Bezirksligisten Viktoria Rietberg. Dort hatte er bislang enormen Anteil an der Erfolgswelle, auf der die Rietberger an die Spitze der Tabelle ritten - doch die Saison ist ja noch nicht vorbei, ein paar Punkte und Tore sollen auf dem Weg zur erhofften Meisterschaft noch folgen.

Am 12. März kam es beim 22. Spieltag der Bezirksliga zum Spitzenspiel VfR Wellensiek gegen Viktoria Rietberg. Verfolger Wellensiek wollte den Sechs-Punkte-Rückstand auf Spitzenreiter Rietberg verkürzen und zunächst lief auch alles nach Plan. Mit 2:0 lag der VfR zwanzig Minuten vor Schluss in Führung. Doch dann folgte der Auftritt des Top-Torjägers. Wie schon so oft zuvor in dieser Saison avancierte Marc Birkenhake auch in dieser Partie zum Matchwinner. In der 71. Minute brachte er seine Mannschaft auf 2:1 heran, in der Nachspielzeit traf er per Foulelfmeter zum 2:2-Ausgleich und garantierte somit den Punkteabstand zu Wellensiek. Für Birkenhake waren dies bereits der 28. und der 29. Saisontreffer - eine respekteinflößende Bilanz. Doch warum läuft es bei dem 27-jährigen Offensivspieler derzeit so gut? Und wie kam es im vergangenen Sommer eigentlich dazu, dass Marc Birkenhake aus der Ober- in die Bezirksliga wechselte? FuPa Ostwestfalen traf sich mit dem Stürmer zum Gespräch.

F: Privat
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"Der Punkt bei Wellensiek war schon wichtig. In der Partie waren wir zunächst zu hibbelig und leisteten uns zu viele Ballverluste. Vorne bis hinten funktionierte nichts. Doch dann konnten wir dem Gegner noch Paroli bieten, auch für die Jungs im Bus." Gemeint sind einige Rietberger, die sich durch eine Fanbus-Aktion auf den Weg nach Bielefeld gemacht hatten und ihre Mannschaft lauthals anfeuerten. "Nach dem 2:1 kam durch die Zuschauer eine unglaubliche Welle von außen. Das hat sehr viel Spaß gemacht." Eine Woche später sollte dann das nächste Duell mit einem Verein aus Bielefeld auf dem Plan stehen, ein Heimspiel gegen den SC Bielefeld. "Da haben wir noch eine Rechnung offen", erklärte Birkenhake, da man im Hinspiel mit 0:3 unterlag. "Nun sind ganz klar drei Punkte eingeplant." Die Partie gegen den SCB fand nach dem FuPa-Gespräch mit Marc Birkenhake statt. Die Begegnung endete mit 1:0 für Viktoria Rietberg - Siegtorschütze war (natürlich) Marc Birkenhake mit seinem 30. Saisontreffer. dank des 0:0 von Verfolger Wellensiek bauten die Rietberger damit ihr Punktepolster auf acht Zähler aus. "Zu Saisonbeginn war der Aufstieg noch ein Wunsch, wir wolten auf jeden Fall oben mitspielen. Mittlerweile haben wir aber Blut geleckt und wollen nun auch den Titel."


"Es ist schön, wenn es gegen Mannschaften geht, die auch mitspielen", beschreibt Birkenhake den Liga-Alltag. "Wobei wir aber auch nicht ohne weiteres auszurechnen sind." Mit dem 12-fachen Torschützen Wadim Reger hat Viktoria Rietberg einen weiteren verlässlichen Stürmer im Kader. "Wadim hätte auf jeden Fall wieder einen Treffer verdient. Ich würde es ihm gönnen, so wie er sich im Training reinhängt." Auf die Frage, welche Unterschiede Birkenhake zwischen der Ober- und der Bezirksliga ausmache, erklärt er: "Im Spielerischen, in Training, Einstellung, Qualität und Stimmung - da ist überall ein Unterschied auszumachen. Hier geht es sehr familiär zu. Nach jedem Training und jedem Heimspiel sitzen die Spieler im Vereinsheim noch zusammen." Dies liegt dem Nutzfahrzeigverkäufer Birkenhake in seiner derzeitigen Situation sehr, in der er unter der Woche in Wuppertal arbeitet und auch nicht immer beim Training seiner Mannschaft dabei sein kann. "Auf jeden Fall hat man in der Bezirksliga mehr vom Wochenende! In der Oberliga gilt der Fußball ja oft als Job, schließlich macht das dort ja auch so mancher beruflich. Auch mit den Auswärtsfahrten - die längste ging bis nach Siegen - ließ der Oberliga-Fußball nicht mehr viel Freizeit."


Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Birkenhake, der in der Saison 2015/16 noch 25 Oberligaspiele für den FC Gütersloh bestritt und dabei fünf Treffer erzielte, im vergangenen Sommer aus der fünften in die achte Liga wechselte?

"Ich muss ja ehrlich sagen, dass ich früher nie gedächt hätte, mal bei Viktoria Reitberg zu spielen", erklärt der 1,94 Meter große Offensivspieler. Beim FC Gütersloh habe ich seit der F-Jugend gespielt und bin dort fußballerisch aufgewachsen. Ich war mal Einlaufkind für Tim Brinkmann und freue mich sehr darüber, dass wir gute Freunde geworden sind. Von Februar 2016 bis zum Saisonende war mir die Oberliga beruflich noch möglich. Damals ging es gegen den Abstieg und wir hatten eine superklasse Truppe. Unter anderem mit Tim Brinkmann (Trainer Viktoria Rietberg) und Wolla Grübel (Sportlicher Leiter) sitze ich oft am Stammtisch und mache im Freundeskreis einmal im Jahr Urlaub auf Mallorca. An einem Abend - der Geschäftsführer des SC Wiedenbrück, Bernhard Hartmann, war an jenem Abend nicht da - haben sie mich dann angesprochen, ob ich mir nicht einen Wechsel nach Rietberg vorstellen könne. Der Oberligafußball war seinerzeit ein willkommener Nebenverdienst und nach der beruflichen Entwicklung wollte ich den Fußball gern als Hobby weiter betreiben."


Vor Saisonbeginn ließ sich Birkenhake auf eine Wette mit Wolla Grübel ein. "Es ging um die Anzahl der Tore, die ich in dieser Spielzeit schießen würde. Mit Wolla einigte ich mich dann zunächst auf 15. Diese Zahl ist mittlerweile ja aber hinfällig. Also haben wir in der Winterpause eine neue Wette abgeschlossen." Nun sollten es 25 Treffer sein. Zwar ist auch diese Zahl längst überboten, doch hat die zweite Wette noch einen Haken: "Zwei der Tore muss ich dabei mit rechts erzielen! Das Problem: mein rechter Fuß ist nur zum Stehen da. Wenn ich am Strand stünde und hätte einen Ball dabei, würde ich mit rechts nicht mal das Meer treffen." Zwar erzielte Birkenhake im bisherigen Saisonverlauf zumindest einen Treffer mit rechts, doch kam das Update der Wette erst nach diesem Tor. "Ich hab mir schon überlegt, wie ich das noch hinbekomme. Vielleicht schieße ich einen Elfmeter mal mit rechts - aber nur, wenn es in der Partie um nichts mehr ginge." Der Erfolg mit der Mannschaft hat in diesem Zusammenhang selbstverständlich Vorrang.


Gern, doch ohne Wehmut blickt Marc Birkenhake auf seine Zeit beim FC Gütersloh zurück: "Ich bin ein ganz normaler Fußballer und stolz darauf, Oberliga gespielt zu haben. Ich war aber nie das große Talent, habe nie Kreisauswahl gespielt. Ab und zu bin ich durch meine Leistung auf dem Platz mal aufgefallen und habe mich damals sehr darüber gefreut, in den Kader der ersten Mannschaft berufen zu werden. So ein toller Fußballer bin ich aber auch nicht. Die aktuelle Situation beim FCG verfolge ich natürlich, wünsche diesbezüglich auch viel Erfolg und drücke die Daumen."

Die Bescheidenheit zeichnet den nunmehr dreißigfachen Torschützen aus der Bezirksliga aus. Und die Zukunft? "Ob ich in Rietberg über die Saison hinaus weitermache, steht noch nicht fest. Da weiß der Verein auch Bescheid." Der Region erhalten bleiben wird er sicherlich, steht in Gütersloh doch gerade ein Hausbau an. Bleibt also nun noch abzuwarten, ob er seine zweite Wette bis zum Saisonende in die Tat umsetzen kann.

Aufrufe: 020.3.2017, 16:05 Uhr
Björn Eimer / FuPaAutor