2024-04-24T13:20:38.835Z

Analyse
3:1 hatte der FC Affing gegen Durach bis zur 77. Minute geführt. In der Schlussphase kassierte der Landesligist allerdings zwei Tore und verspielte den Sieg. Sonst wäre Doppeltorschütze Simon Knauer Mann des Tages gewesen.	   F.: Walter Brugger
3:1 hatte der FC Affing gegen Durach bis zur 77. Minute geführt. In der Schlussphase kassierte der Landesligist allerdings zwei Tore und verspielte den Sieg. Sonst wäre Doppeltorschütze Simon Knauer Mann des Tages gewesen. F.: Walter Brugger

Mann des Tages kann sich nicht freuen

Nach seinem Wechsel zum FC Affing macht Stürmer Knauer sein bestes Saisonspiel +++ Mit zwei Toren und einer Vorlage reagiert er auf anhaltende Kritik

Mit gemischten Gefühlen stand Simon Knauer im Kabinengang der Affinger Sportanlage. Knauer hatte sich geduscht, hatte sein weißes Trikot gegen einen rot-schwarzen Trainingsanzug getauscht und folglich ein paar Minuten Zeit, das eindringliche Geschehen auf dem Rasen zu verarbeiten. Begreifen konnte Knauer das 3:3 gegen den VfB Durach noch nicht, das sich wie eine Niederlage anfühlte.

Wie seine Mitspieler hatte er kopfschüttelnd das grüne Geviert verlassen. Fassungslos, dass er und seine Mannschaft in der Landesliga durch einen späten Ausgleichstreffer einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt hatte. Das Erfolgserlebnis mit initialer Wirkung im Abstiegskampf blieb aus.

Eigentlich war dieser Sonntagnachmittag als Knauers Tag auserkoren gewesen. Nachdem der schlaksige Angreifer in den jüngsten Wochen wiederkehrend für dürftige Leistungen kritisiert worden war, verriet während des Spiels nur seine Köperstatur, dass es sich um denselben Simon Knauer handelte, der zuletzt wie ein Fremdkörper im Affinger Mannschaftsgebilde wirkte.

Gegen Durach war der 25-Jährige nicht wiederzuerkennen, zeigte sich lauffreudig, forderte den Ball, behauptete ihn und setzte sich robust gegen Gegenspieler durch. Vor allem aber entwickelte er jene Torgefahr, für die ihn Affinger Verantwortliche aus Aindling geholt haben. An allen drei Toren war er beteiligt, zwei erzielte er selbst, den dritten von Nino Kindermann bereitete er vor. Knauer verbuchte die Saisontreffer zwei und drei für sich. Dass das Umfeld unruhig wurde, weil er zu selten traf, überraschte Knauer nicht mehr. „Als Stürmer kenne ich das. Ich kann damit umgehen und weiß, dass ich meine Chancen bekomme.“

Knauer ist reifer geworden. Ist nicht mehr der Nachwuchsstürmer, der in jungen Jahren in Aindlings Bayernligateam teils überfordert wirkte. Die Lehrjahre sind vorbei, jetzt werden ihm schwächere Leistungen nicht mehr so bereitwillig verziehen, von ihm werden Engagement, vor allem aber Tore erwartet. Vor der Partie hatte Spielertrainer Marco Küntzel seinen Stürmer bei der Ehre gepackt. Das habe wohl geholfen, mutmaßte der Ex-Profi. Entsprechend lobte Küntzel nun seinen Stoßstürmer: „Er hat heute mit Abstand sein bestes Spiel gemacht.“

Der Spieler selbst hegte keinen Groll, wollte auch nicht von einer Trotzreaktion sprechen. Er sei empfänglich für die Kritik des Trainers, schließlich sei sie berechtigt gewesen, meinte Knauer. Seinen Bewegungsradius hatte er gegen Durach sichtbar erweitert, an seinem Spielstil werde er aber nichts ändern, schob der 25-Jährige hinterher, um falschen Erwartungshaltungen entgegenzusteuern. Knauer: „Ich bin kein Spieler, der sich Bälle im Mittelfeld abholt.“

In jede gefährliche Affinger Offensivaktion war er an diesem Herbstnachmittag involviert, nach einer Stunde näherte er sich stetig seinem zweiten Treffer, den er nach Küntzel-Vorlage per Kopf erzielte. Durachs Trainer Paul Christl machte seiner Abwehr in dieser Szene nicht mal einen Vorwurf. „Wenn Knauer im Strafraum ein hoher Ball erreicht, ist das ganz schwer zu verteidigen“, erklärte Christl.
Knauer, der über 1,90 Meter misst, musste fürchten, nach Spielende unter etlichen Schulterklopfern zu schrumpfen – hätte es nicht diese vermaledeite Schlussphase gegeben. Statt Glückwünsche beschäftigten den vermeintlichen Mann des Tages, den Kurzzeit-Matchwinner, nun ratlose Gedanken. Knauers außergewöhnliches Spiel stand plötzlich einem Negativerlebnis gegenüber. „Da kann man sich nicht freuen. Das ist einfach enttäuschend“, sagte Knauer.

Wie seine Mitspieler rätselte er, warum mit der Auswechslung des Spielertrainers Küntzel schlagartig die Ordnung im Affinger Spiel verloren gegangen war. Küntzel musste nach 70 Minuten mit Adduktoren-Problemen vom Platz. Kein Spieler sah sich fortan in der Lage, die Mannschaft auf dem Rasen zu führen. „Diese Typen haben wir nicht“, bemängelte Küntzel. So folgten die Duracher Allgäuer Kampftugenden und glichen aus, obwohl Affing bis dahin einem ungefährdeten Erfolg entgegenblickte.

Küntzel stimmte dieser Spielausgang traurig. Die Mannschaft habe gut trainiert, meinte er. Und sie habe gezeigt, die Qualität für die Landesliga zu besitzen. Vor allem Simon Knauer dürfte Küntzel mit dieser Beurteilung gemeint haben.

Aufrufe: 030.9.2014, 13:12 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor