2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Der Ruhmannsfeldener Höhenflug hält an - unter Neu-Trainer Rudi Damberger (li.) haben sich die Lerchenfeldkicker sogar an der Landesliga-Tabellenspitze festgebissen. F: Brüssel
Der Ruhmannsfeldener Höhenflug hält an - unter Neu-Trainer Rudi Damberger (li.) haben sich die Lerchenfeldkicker sogar an der Landesliga-Tabellenspitze festgebissen. F: Brüssel

»Manches kann man einfach nicht erklären«

Ruhmannsfeldens Coach Rudi Damberger erklärt den Höhenflug seiner Mannschaft und erläutert, warum er eigentlich nie enttäuscht ist

Die SpVgg Ruhmannsfelden rangiert nach dem 15. Spieltag der Landesliga Mitte auf Tabellenplatz zwei und überrascht damit einmal mehr die Konkurrenz. Grund genug, Trainer Rudi Damberger nach den Faktoren des erneuten Höhenflugs und den alles andere als alltäglichen Gründen seines Langstrecken-Engagements zu befragen.

FuPa: Rudi, aktuell steht ihr ja nach dem 15. Spieltag mit 32 Punkten auf Platz zwei der Tabelle. Musst du dich manchmal selber kneifen?
Rudi Damberger (52): Natürlich sind wir alle überrascht, dass wir da vorne stehen. Nicht nur die Fans und Verantwortlichen der SpVgg Ruhmannsfelden, sondern wahrscheinlich alle Fußballinteressierten. Ich bin ja relativ kurzfristig nach Ruhmannsfelden gekommen und die Vorbereitung verlief sehr holprig. Mein erstes Spiel in Hauzenberg haben wir gleich mit 0:3 verloren, dann die Testspielniederlage gegen Osterhofen. Das war alles nicht sehr vielversprechend.

Aber wie ist dann die enorme Leistungssteigerung zu erklären?
Die Mannschaft hat ja schon zum Ende der letzten Saison gezeigt, dass Potenzial in ihr steckt. Aber im Fußball ist es manchmal wie im Leben, manches kann man einfach nicht erklären. Oftmals braucht man einfach ein Erfolgserlebnis und ein Quäntchen Glück, dann kommt man in so einen Positivlauf rein.

»Eine sehr lässige Truppe, manchmal auch zu lässig.«

Ein Lauf, der alles andere als selbstverständlich ist, und bei dem viele Faktoren zusammenspielen müssen. Auch die Einsatzbereitschaft.
Ganz klar, ohne Einsatz geht's nicht. Aber ganz ehrlich: die Ruhmannsfeldener sind eine sehr lässige Truppe, manchmal auch zu lässig (schmunzelt). Aber wenn es drauf ankommt, sind die Burschen da. Das ist entscheidend. (lacht)

Dass die Einsatzbereitschaft stimmt, hat sich ja auch schon in der Frühjahrsrunde 2014 gezeigt. Mit acht Spielen ohne Niederlage habt ihr noch den direkten Klassenerhalt geschafft.
Ja genau, hier hat sich das Potenzial der Mannschaft gezeigt. Ich mag mich aber auch gar nicht mit fremden Federn schmücken. Ich habe viel übernommen, was schon sehr gut war, sei es das Spielsystem oder die intakte Truppe. Man spricht ja nicht umsonst vom Wunder von Ruhmannsfelden. Dass es aber jetzt so gut läuft, hätte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen können.

Wie hoch war denn die Erwartungshaltung nach dem starken Schlussspurt der letzten Saison, und wie seid ihr - du und deine Spieler - damit umgegangen?
Die Erwartungshaltung im Verein mir gegenüber war sehr realistisch, deshalb habe ich mich dazu entschieden, das Traineramt bei der SpVgg zu übernehmen. Mein Auftrag war, die Mannschaft in der Landesliga zu halten und nicht wieder so eine Zittersaison zu erleben wie letzte Saison. Überhaupt ist es so, dass ich mit relativ wenigen Erwartungen durchs Leben gehe. So werde ich nie enttäuscht, sondern immer nur positiv überrascht. Für die Mannschaft war es natürlich auch positiv, dass die Erwartungen nicht so hoch waren.

»'Ich habe eine Mannschaft aber keinen Trainer.' - Das trifft sich gut, ich bin ein Trainer, habe aber keine Mannschaft.«

Du fährst ca. 80 Kilometer - einfache Fahrtstrecke - zum Training und zum Spiel. Das macht in der Woche mindestens 500 Kilometer. Warum nimmst du so einen großen Aufwand auf dich?
Ich mache das freiwillig und ich mache das gerne. Mich hat auch niemand gezwungen, dass ich das Amt hier übernehme. Alois Wittenzellner (Anm. d. Red.: Abteilungsleiter) hat mich zwei Wochen vor Saisonbeginn angerufen und gesagt: 'Ich habe eine Mannschaft aber keinen Trainer.' Da hab ich geantwortet: 'Das trifft sich gut, ich bin ein Trainer, habe aber keine Mannschaft.' Die Chemie zwischen der Führungsriege und mir hat von Anfang an gepasst. Ruhmannsfelden ist ein attraktiver Traditionsverein, der gut in die Reihe meiner bisherigen Vereine passt. Das hat mich gereizt. Für mich ist das Fußballtraineramt mit sehr viel Freude und Begeisterung verbunden. Daher bin ich auch gerne bereit, einen gewissen Aufwand zu betreiben.

Eine schöne Abwechslung war da natürlich euer Auswärtsspiel in Waldkirchen. Endlich mal ein "Heimspiel" für dich.
Ich sag' mal so, ich habe meine ganzen Jugendjahre in Waldkirchen verbracht und wohne auch dort. Aber die ganz große Bindung zum TSV Waldkirchen ist eigentlich nicht mehr da. Von der Entfernung war's natürlich mal ganz angenehm, vom Ergebnis her leider nicht. Da wär' ich gerne auch 100 Kilometer gefahren, wenn wir gewonnen hätten. (lacht)

Momentan läuft es wie geschmiert. Siehst du zur Winterpause trotzdem personellen Handlungsbedarf?
Ich bin sowohl was die Qualität als auch die Quantität meines Kaders anbelangt sehr zufrieden. Wir haben ein paar heiße Eisen im Feuer, vor allem Spieler wie Benedikt Bauer oder Sebastian Bugl werden auch ihre Chancen bekommen. Man muss sich ja mal das Konzept von Ruhmannsfelden anschauen. Das ist kein Verein, der groß Spieler hinzukauft. Es wird ohne Geld gearbeitet. Darum ist es auch nicht so einfach, jemanden ohne Geld zu holen, der die Mannschaft weiterbringt.




Binnen kürzester Zeit viele Freunde gewonnen: Rudi Damberger (li.) mit SpVgg-Stürmer Michael Müller F: Brüssel



Jetzt steht ihr auf Platz zwei. Müsst ihr euch langsam über die Bayernliga Gedanken machen?
(lacht) Grundsätzlich fehlen zu unserem eigentlichen Saisonziel noch acht Punkte. Aber es wär jetzt schon wirklich übertriebener Pessimismus, wenn wir unser eigenes Saisonziel nicht erreichen würden. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen.

Das war aber nicht die Antwort auf meine Frage. Hat die SpVgg die Chance auf den Landesliga-Titel?
(lacht) Ich hab mir als Trainer abgewöhnt, mittel- oder langfristige Ziele zu setzen. Man weiß nie, wie so eine Saison verläuft. Ich bin kein Hellseher und weiß nicht, wo wir Ende Mai stehen. Außerdem: wenn ein Verein weiß, wie schnell es auch mal in die andere Richtung gehen kann, dann ist das Ruhmannsfelden.

Okay, verstehe. Aber wer holt dann den Titel?
Meine Favoriten sind Tegernheim, Neumarkt und Waldkirchen. Zum erweiterten Favoritenkreis kann man aber eigentlich das komplette vordere Tabellendrittel zählen.

Also auch die SpVgg Ruhmannsfelden. Danke für`s Gespräch Rudi.


Aufrufe: 07.10.2014, 15:54 Uhr
Verena SmolkaAutor