2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Jürgen Luginger (rechts) als Kapitän von Rot-Weiß Oberhausen im Zweikampf mit dem Schalker Gerald Asamoah., Foto: Bongarts/Getty Images
Jürgen Luginger (rechts) als Kapitän von Rot-Weiß Oberhausen im Zweikampf mit dem Schalker Gerald Asamoah., Foto: Bongarts/Getty Images

Lugingers Rückkehr nach Oberhausen

Jürgen Luginger war Spieler, Trainer und Sportlicher Leiter bei Rot-Weiß Oberhausen, nun kehrt er als Trainer der U23 von Bayer 04 Leverkusen an alte Wirkungsstätte zurück. Dort ist man noch immer von seinen Qualitäten überzeugt.

Leverkusen. Ein bisschen weiter rechts, und sie hätten Jürgen Luginger wohl an der Emscher ein Denkmal gebaut. Doch Oliver Kahn parierte den Schuss in der 23. Minute im Gelsenkirchener Parkstadion, in das Rot-Weiß Oberhausen für das DFB-Pokalhalbfinale im März 1999 ausgewichen war, und RWO ging nicht in Führung. Luginger hielt kurz inne, strich sich den Regen von den Mundwinkeln, dann trabte er zurück auf seine Position vor der Abwehr. Die Bayern gewannen am Ende mit 3:1.

Das Toreschießen war nicht Lugingers Spezialität. In 161 Spielen für RWO traf er gerade fünfmal. Das machte aber nichts, es war nicht seine Aufgabe. „Jürgen war einer aus der Abteilung Maloche, ein Kämpfer”, beschreibt RWO-Präsident Hajo Sommers. Am Samstag (14 Uhr) kommt es beim Spiel der U23 von Bayer 04 Leverkusen in Oberhausen zu einem Wiedersehen.

Luginger spielte insgesamt sechs Jahre für RWO, meist als Vorstopper — Ende der 90er Jahre gab es das noch. Schon auf dem Platz übernahm er Verantwortung, war Kapitän. Dass er nach seinem Karriereende 2004 eine Trainerkarriere in Oberhausen begann: beinahe zwangsläufig. Zunächst arbeitete Luginger als Assistent von Jörn Andersen, dann als Interimscoach. Nach seiner ersten Station als Cheftrainer beim KFC Uerdingen kehrte er als Sportlicher Leiter nach Oberhausen zurück. Im Sommer 2008 wurde er schließlich Cheftrainer.

Ein Jahr lang war er erfolgreich. Doch in seiner zweiten Saison wurde er nach neun sieglosen Spielen in Folge entlassen. „Das hat er uns nicht nachgetragen”, sagt Sommers, er freut sich auf das Wiedersehen. Und auch für Luginger ist das Spiel am Samstag besonders. Immerhin, sagt er, war er ja insgesamt gut zehn Jahre in Oberhausen beschäftigt: „Das ist im Profifußball nicht alltäglich. In so einer Zeit gewinnt man viele Freunde.” Volker Röttgen, den Oberhausener Vereinsarzt, nennt er explizit.

„Vielleicht gehen wir eine Bratwurst essen”, sagt Sommers

Sommers hat mit Luginger noch die ausstehende Verabredung, ein Bier zu trinken. Am Samstag wird es dazu aber nicht kommen. Nicht etwa, weil das Spiel einen erbitterten Kampf verspricht — „Oberhausen kann locker aufspielen und wir auch”, sagt Luginer — nein: Sommers, ehrenamtlich Präsident, hauptberuflich Theaterchef, muss am Samstagabend auf die Bühne. „Vielleicht gehen wir kurz eine Bratwurst essen”, sagt er.

Maloche, Bier, Bratwurst — bei all der Ruhrpott-Romantik kommt Luginger eines ein wenig zu kurz: „Ich habe auch ein bisschen Fußball gespielt damals”, sagt er lachend, doch er meint es ernst: „Stratege”, dieser Begriff würde seine Spielweise eher umschreiben als „Malocher”. Es ist auf jeden Fall ein Begriff, der zum Trainer Luginger besser passt. Luginger lässt keinen Kämpfer-, sondern anspruchsvollen Offensivfußball spielen. „Er ist als Trainer ein anderer Typ, jeder Schritt ist durchdacht”, sagt Sommers.

Genau wie für seine Spieler ist auch für Luginger die Regionalliga-Rückrunde eine Bewerbung für neue Arbeitgeber. Der Eindruck, den Luginger bislang hinterlässt, ist positiv. Bayer 04 hat in acht Spielen unter seiner Regie nur einmal verloren. Entsprechend locker reagiert Luginger auf Fragen nach seiner Zukunft. „Die Ergebnisse sagen ja etwas aus”, sagt er und meint: Sie sind ein Empfehlungsschreiben.

Sommers jedenfalls würde ihn gerne verpflichten. „Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich ihn zurückholen”, sagt er mit einem Schmunzeln. Die Oberhausener Fans würde es freuen: Bei seiner Rückkehr am Samstag werden erstmalig Sprechchöre für den gegnerischen Trainer durch das Niederrheinstadion hallen, da ist sich Sommers sicher. „Lugi”, werden die RWO-Fans rufen. Eine große Ehre — beinahe wie ein Denkmal an der Emscher.

Aufrufe: 010.4.2014, 22:13 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sebastian FischerAutor