Auch ein Trainerwechsel ist nicht automatisch ein Allheilmittel — diese Erfahrung haben die Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg jetzt gemacht.
Dass Trainerwechsel nicht automatisch als Allheilmittel in prekären Situationen wirken, dass im Abstiegskampf, in den die Clubfrauen mit lediglich sieben Punkten aus den elf Spielen der Vorrunde tief verstrickt sind, nicht die durchaus respektablen Leistungen honoriert werden, sondern nur Punkte — fragt nach, gleich nebenan, bei Gertjan Verbeek, denn der neue Trainer und die Bundesligaprofis des Clubs bieten dafür derzeit Anschauungsunterricht.
„Da muss sofort Feuer drin sein“, hatte Trainer Norbert Frey, seit zwei Wochen als Interimstrainer beim Frauen-Club installiert, vor dem Anpfiff als Devise ausgegeben. Aber bevor überhaupt so etwas wie Glut auflodern konnte, machte sich Ernüchterung breit. Freys Vorgängerduo Peter Wießmeier/Benjamin Uebel erlebte diesmal als nur gefühlsmäßig beteiligte Zuschauer (Uebel: „Es geht ja um die Mädchen“) das, was ihnen letztlich den Job gekostet hatte: Zwei schnelle und „blöde Gegentore“, wie sie Frey nannte, und etliche nicht verwertete Einschussmöglichkeiten; genau jene Unzulänglichkeiten also, die sie wiederholt angesprochen, aber nicht zu ändern vermocht hatten. Das 0:1 nach dem ersten Eckball per Kopf durch Melina Stock (6.) und das 0:2, als Torfrau Sabrina Sickl den Ball nach einem harmlosen Freistoß von Sophia Renz (20.) hinter die Torlinie fallen ließ, schienen die erhoffte Trendwende in weite Ferne zu rücken. Dass dennoch der Trainer und Sportmanager Andreas Exner lediglich „zwei verschenkten Punkten“ nachtrauern mussten, stellte dem kämpferischen Behauptungswillen und dem spielerischen Potenzial der Mannschaft ein gutes Zeugnis aus.
Dass es trotz generell klarer Dominanz und in der Schlussphase sogar Einbahnstraßen-Fußball nicht mehr wurden als die beiden Treffer von Sabine Fabritius (27.) und Leonie Vogel (63.), war dem immensen Erfolgsdruck und dem nach dem Rückstand zusätzlich ramponierten Nervenkostüm zuzuschreiben. Im Übereifer, unbedingt noch den Sieg zu erzwingen, schlichen sich Fehlpässe ein, mangelte es oftmals an der Abgeklärtheit und der Übersicht, wurde einige Male mit Gewalt der Weg zum Erfolg gesucht - Abstiegskampf eben.
Frey wäre kein Trainer, wenn er dem Rückschlag durch die Punkteteilung nicht auch positive Aspekte abgewinnen würde. Nicht in ihr Schicksal ergeben habe sich die Mannschaft, habe sich, wie vorgegeben, um hohes Tempo bemüht und, aus einer Sicht ganz wichtig, viele Chancen herausgespielt. „Nur belohnt für den großen Aufwand hat sie sich leider nicht“, stellte er fest mit der Erkenntnis, „dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben, wenn wir künftig unsere besser Chancen nutzen.“ Dieser Aspekt war auch für Spielführerin Melissa Ludewig vorrangig, der Trainerwechsel zwar überraschend, jedoch kein großes Thema und akzeptiert, „denn schließlich kämpfen wir alle gemeinsam um den Verbleib in der Regionalliga“. Dass das Fazit bisher und speziell gegen Gläserzell alles andere als zufriedenstellend ausfiel, war mit einem Satz erklärt: „Wer die Tore nicht macht, kann nicht gewinnen.“ Im nächsten Anlauf, gegen den punktgleichen FC Memmingen im letzten Spiel vor der Winterpause, ist ein versöhnliches Ende des Jahres 2013 geplant. Auch um die Gedanken über die Besetzung des Trainerpostens, die sich Manager Exner, „in aller Ruhe“ in der Winterpause machen will, etwas zu erleichtern. Außerdem will man eines bei den Clubfrauen nicht mehr hören: Lobende Worte vom Gegner - außer nach eigenen Siegen.