2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Tja, Mädels, ihr müsst eben eure Torchancen nutzen, scheint Interimstrainer Norbert Frey zu sagen. F: Fengler
Tja, Mädels, ihr müsst eben eure Torchancen nutzen, scheint Interimstrainer Norbert Frey zu sagen. F: Fengler

Lobende Worte sind zu wenig im Abstiegskampf

Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg haben einen neuen Trainer, die Probleme bleiben

Verlinkte Inhalte

Auch ein Trainerwechsel ist nicht auto­matisch ein Allheilmittel — diese Erfah­rung haben die Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg jetzt gemacht.

Mit einem Kopfschütteln unter­strich Karin Langer ihr Unverständ­nis, „dass ihr da unten steht mit dieser Mannschaft“. Ein Kopfschütteln, das bei den Fußballerinnen des 1. FC Nürnberg so etwas wie ein Dauergast seit dem Aufstieg in die Regionalliga geworden ist — verstärkt noch nach dem wiederum unbefriedigenden 2:2 (1:2) gegen den SV Gläserzell im ers­ten „Endspiel“ gegen den drohenden Abstieg. „Ihr hättet auch gewinnen können“, stellte Langer fest, als Mann­schaftsbetreuerin des Gastes aller­dings zufrieden mit dem Punktge­winn, wurde damit doch das Fünf-Punktepolster auf den ersten Nichtab­stiegsplatz vor dem 1. FCN gewahrt.

Dass Trainerwechsel nicht automa­tisch als Allheilmittel in prekären Situationen wirken, dass im Abstiegs­kampf, in den die Clubfrauen mit lediglich sieben Punkten aus den elf Spielen der Vorrunde tief verstrickt sind, nicht die durchaus respektablen Leistungen honoriert werden, son­dern nur Punkte — fragt nach, gleich nebenan, bei Gertjan Verbeek, denn der neue Trainer und die Bundes­ligaprofis des Clubs bieten dafür der­zeit Anschauungsunterricht.

Ernüchterung am Valznerweiher

„Da muss sofort Feuer drin sein“, hatte Trainer Norbert Frey, seit zwei Wochen als Interimstrainer beim Frauen-Club installiert, vor dem An­pfiff als Devise ausgegeben. Aber bevor überhaupt so etwas wie Glut auflodern konnte, machte sich Ernüch­terung breit. Freys Vorgängerduo Peter Wießmeier/Benjamin Uebel erlebte diesmal als nur gefühlsmäßig beteiligte Zuschauer (Uebel: „Es geht ja um die Mädchen“) das, was ihnen letztlich den Job gekostet hatte: Zwei schnelle und „blöde Gegentore“, wie sie Frey nannte, und etliche nicht ver­wertete Einschussmöglichkeiten; genau jene Unzulänglichkeiten also, die sie wiederholt angesprochen, aber nicht zu ändern vermocht hatten. Das 0:1 nach dem ersten Eckball per Kopf durch Melina Stock (6.) und das 0:2, als Torfrau Sabrina Sickl den Ball nach einem harmlosen Freistoß von Sophia Renz (20.) hinter die Torlinie fallen ließ, schienen die erhoffte Trendwende in weite Ferne zu rücken. Dass dennoch der Trainer und Sport­manager Andreas Exner lediglich „zwei verschenkten Punkten“ nach­trauern mussten, stellte dem kämpferi­schen Behauptungswillen und dem spielerischen Potenzial der Mann­schaft ein gutes Zeugnis aus.

Dass es trotz generell klarer Domi­nanz und in der Schlussphase sogar Einbahnstraßen-Fußball nicht mehr wurden als die beiden Treffer von Sabine Fabritius (27.) und Leonie Vogel (63.), war dem immensen Erfolgsdruck und dem nach dem Rück­stand zusätzlich ramponierten Ner­venkostüm zuzuschreiben. Im Überei­fer, unbedingt noch den Sieg zu er­zwingen, schlichen sich Fehlpässe ein, mangelte es oftmals an der Abgeklärt­heit und der Übersicht, wurde einige Male mit Gewalt der Weg zum Erfolg gesucht - Abstiegskampf eben.

Frey wäre kein Trainer, wenn er dem Rückschlag durch die Punktetei­lung nicht auch positive Aspekte abge­winnen würde. Nicht in ihr Schicksal ergeben habe sich die Mannschaft, habe sich, wie vorgegeben, um hohes Tempo bemüht und, aus einer Sicht ganz wichtig, viele Chancen herausge­spielt. „Nur belohnt für den großen Aufwand hat sie sich leider nicht“, stellte er fest mit der Erkenntnis, „dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben, wenn wir künftig unsere besser Chancen nutzen.“ Dieser Aspekt war auch für Spiel­führerin Melissa Ludewig vorrangig, der Trainerwechsel zwar überra­schend, jedoch kein großes Thema und akzeptiert, „denn schließlich kämpfen wir alle gemeinsam um den Verbleib in der Regionalliga“. Dass das Fazit bisher und speziell gegen Gläserzell alles andere als zufrieden­stellend ausfiel, war mit einem Satz erklärt: „Wer die Tore nicht macht, kann nicht gewinnen.“ Im nächsten Anlauf, gegen den punktgleichen FC Memmingen im letz­ten Spiel vor der Winterpause, ist ein versöhnliches Ende des Jahres 2013 geplant. Auch um die Gedanken über die Besetzung des Trainerpostens, die sich Manager Exner, „in aller Ruhe“ in der Winterpause machen will, etwas zu erleichtern. Außerdem will man eines bei den Clubfrauen nicht mehr hören: Lobende Worte vom Geg­ner - außer nach eigenen Siegen.

Aufrufe: 019.11.2013, 10:26 Uhr
Peter Wieland (NN)Autor