2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Zum Sport-Club-Gelände hat Werner Linhart nur ein paar Meter: Die Bälle für das Training sind schnell gepackt.  Foto: Wotruba
Zum Sport-Club-Gelände hat Werner Linhart nur ein paar Meter: Die Bälle für das Training sind schnell gepackt. Foto: Wotruba

Linhart macht alles für seine SC-Kinder

Der Regensburger Jugendleiter hat beste Voraussetzungen: Er wohnt am Sportgelände und bringt alles perfekt unter einen Hut

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Auf der Meistertasse der E-2-Junioren ist er unsichtbar, der stille Held. ,,Ich habe ein Mannschaftsfoto genommen, auf dem ich nicht drauf bin", sagt Werner Linhart. Getreu seinem Motto: ,,Ich sage immer zu den Jungs, dass ich sie nur bis zur Linie führe. Was sie in dem Kastl machen, ist ihre Sache." Das Kastl ist das Fußballfeld - und der 50-jährige Jugendleiter vom Sport-Club Regensburg hat vieles im Vorfeld zu tun. ,,Wenn er mich fragt, ob ich ihn brauche, weiß ich schon Bescheid", sagt seine Frau. ,,Wo ist Papa?" Auch die Frage der beiden Kinder ist oft überflüssig. Sie müssen für die Antwort nur den Berg runterschauen, auf den SC-Platz.

Die räumliche Nähe zum Verein ist Krux und Segen zugleich, aber sie macht ein Engagement à la Linhart leichter möglich. ,,Ich war einst mit Leib und Seele beim TSV Großberg. Aber erst sieben Kilometer fahren, das geht nicht. Du muss vor Ort sein."

Arbeitszeiten maches vieles leichter

Werner Linhart ist vor Ort. Schnell und immer wieder. Im August wirft die neue Saison schon ihre Schatten voraus. ,,Gerade habe ich die Trikots sortiert und geschaut, was fehlt." Natürlich hat er mit Jürgen Weiß oder Rudi Füger enagierte Unterstützer in der SC-Jugendleitung, aber so manches bleibt eben doch an Linhart hängen - auch, weil ein zweiter, gewichtiger Faktor stimmt.

Er arbeitet seit mittlerweile 35 Jahren bei der Post, jetzt DHL. Weil es eine Bonner Telefonnummer war, dachte Linhart im Pfingsturlaub, als von ,,Komm mit" telefonisch die Gewinner-Benachrichtigung kam, auch erst einmal an einen dienstlichen Hintergrund. Der Post-Vorteil aber liegt auf der Hand: ,,Ich komme mittags heim", sagt Linhart. ,,Wenn ich bis vier, fünf arbeiten müsste wie andere, ginge manches nicht." Werner Linhart könnte bei Wochenspielen nicht mit dem SC-Vereinsbus quer durch die Stadt gondeln, um Kinder direkt an der Schule einzusammeln und zum Fußballspiel auf den Platz zu bringen.

Wie der Vater so der Sohn

Dass Linhart familiär vorbelastet ist, lässt er nicht gelten. Sein Vater Erhrad war einst Jugendleiter beim Sport-Club. Wie Linhart junior, der das Amt seit vier Jahren offiziell innehat. Die SC-Zeiten haben sich seither verändert: Aus dem Kasernenviertel ist eher ein Ausländerviertel geworden. 50 Prozent betrage der Ausländertanteil unter den 150 Kindern und Jugendliche in zwölf Teams, sagt Linhart - ohne die Mädchen. ,,Ich habe sie alle lieb und möchte niemanden hergeben", sagt Linhart - und erlebt doch auch Anfeindungen bei Auswärtsspielen.

Ein Rasen- und ein Kunstrasenplatz sorgen für räumliche Enge eines Vereins, der seit Jahrzehnten großen und stetigen Zulauf im Nachwuchs hat. Die Flüchtlingswelle tut ein Übriges: ,,Viele wollen zu uns, obwohl sie es anderswohin näher hätten", berichtet Linhart und fühlt sich auch auf diesem Gebiet nicht immer so unterstützt, wie er sich das vorstellt.

Es ist fast gut, dass nach 38 Jahren Fußball das Knie des Jugendleiters, der vor vier Jahren die Trainer-C-Lizenz machte, nicht mehr mitspielt. ,,Vor einem Jahr bin ich das letzte Mal operiert worden. Irgendwann werde ich ein künstliches Knie brauchen", sagt Linhart und steckt seine Fußball-Engagement nun eben in die Kinder. ,,Ich bin nicht auf Erfolg aus: Aber es ist schön zu sehen, wenn etwas vorwärts geht", sagt er. Dass er einen Preis bekommt, sieht er exemplarisch. ,,Das hätten so viele verdient. Jugendarbeit ist oft unterbewertet in Zeiten, in denen jeder fragt, was er dafür kriegt."

Aufrufe: 013.8.2015, 07:00 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor