„Das macht uns schon stolz“, sagt Schlicker zu der Tatsache, dass der SV Seligenporten nach dem Abstieg des SC Eltersdorf im Sommer als einziger Amateurverein die mittelfränkischen Fahnen in der Regionalliga hochhält. Dadurch eröffnen sich dem Verein, der in den vergangenen Jahren sein Sportgelände in toller Manier auf Vordermann gebracht hat, einige Möglichkeiten. „Wir setzen einerseits auf junge Talente aus der Region“, so Schlicker, „andererseits bieten wir Spielern, die es bei den Profivereinen in Nürnberg, Fürth oder Ingolstadt nicht geschafft haben, die Chance, Amateurfußball auf hohem Niveau zu spielen.“ So in etwa verlief auch der Werdegang des 33-Jährigen.
Von seinem Heimatverein SV Poppenreuth wechselte der in Nürnberg lebende und arbeitende zweifache Familienvater als E-Jugendlicher zum 1. FC Nürnberg. Über die Sp Vgg Greuther Fürth II kam der Defensivspieler 2004 nach Seligenporten, das damals noch in der Landesliga spielte. Den Aufstieg des SVS bis in die Regionalliga machte er als Aktiver mit, ehe er im Sommer 2013 in den Trainerstab wechselte. Als „Trainerlegende“ Karsten Wettberg im Winter 2013 verkündete, dass seine Zeit in Seligenporten im Sommer enden würde, fiel die Wahl der Verantwortlichen auf den damals an seinem A-Schein bastelnden Schlicker als Nachfolger.
Zusammen mit Serdal Gündogan (35, Co) und Florian Beck (35, Torhüter) machte er sich an die Arbeit und erledigte diese offenbar zufriedenstellend. Inzwischen wurden die Verträge des jungen Trios bis Juni 2015 verlängert. Aktuell liegen die „Klosterer“ in der Tabelle mit elf Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf Rang zehn. „Wir sind im Soll“, sagt ein zufriedener Trainer, wenngleich es gerade im Offensivspiel noch Verbesserungsmöglichkeiten gäbe. Seit rund einer Woche bereitet Schlicker seine Schützlinge auf die Anfang März beginnende Restsaison vor, unter anderem mit einem Kurztrainingslager im tschechischen Pilsen.
So gesehen ist gerade „Hoch-Zeit“ für Schlicker und seine Mitstreiter. „Generell wird der Zeitaufwand unterschätzt“, sagt Schlicker, „Trainerdasein, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen ist nicht ohne.“ Als „spaßig-anstrengend“ bezeichnet er schmunzelnd seine ersten hauptverantwortlichen Schritte als Cheftrainer. Wobei die Fußstapfen, die ihm Karsten Wettberg hinterlassen hatte, ja auch nicht die kleinsten waren.
„Ich will und kann mich gar nicht mit Karsten messen. Ich will einfach authentisch sein, alles andere merken die Spieler doch sowieso“, erklärt Schlicker seine Einstellung als Trainer. Ob es ein Vorteil oder ein Nachteil sei, wenn man im selben Verein vom Spieler zum Trainer wird? „Die handelnden Personen zu kennen ist ein Vorteil. Andererseits habe ich mich schon gefragt, wie gehst du mit Spielern um, mit denen du selbst zusammengespielt hast? Man muss rechtzeitig Grenzen ziehen, aber einen autoritären Führungsstil habe ich ohnehin nicht“, sagt der junge Trainer. Bislang scheinen Schlicker und der SVS vieles richtig gemacht zu haben.