2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Ünal Demirkiran (Mitte) ist nicht nur Trainer von Landesligist TSV Neu-Ulm, der Ex-Profi war in den vergangenen drei Spielen auch auf dem Platz der Leitwolf für sein Team. Aus diesen drei Partien holte der TSV sieben Punkte.	F.: Roland Furthmair
Ünal Demirkiran (Mitte) ist nicht nur Trainer von Landesligist TSV Neu-Ulm, der Ex-Profi war in den vergangenen drei Spielen auch auf dem Platz der Leitwolf für sein Team. Aus diesen drei Partien holte der TSV sieben Punkte. F.: Roland Furthmair

Leitwolf mit 38 Jahren

Seit Trainer Ünal Demirkiran bei den Blau-Weißen wieder selbst mitspielt, ist das Team sehr erfolgreich

Nach zuletzt einem Unentschieden (1:1 in Nürtingen) und zwei Siegen (4:0 gegen Eislingen und 1:0 in Weilimdorf) ist Aufsteiger TSV Neu-Ulm in der württembergischen Landesliga wohl endgültig angekommen. Die Mannschaft liegt auf Rang acht, darf sich jetzt aber nicht auf die faule Haut legen, denn nach unten ist es nicht weit.

„Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, sagt denn auch Neu-Ulms Abteilungsleiter Gerhard Noller. „Wenn wir zweimal verlieren, sind wir wieder auf einem Abstiegsplatz.“ Zunächst aber bleibt festzustellen: Nach schlechtem Saisonauftakt ist der TSV nun auf einem guten Weg. Der Start in die Landesliga war für die Blau-Weißen deprimierend. 0:3 in Heiningen, daheim 0:1 gegen Geislingen, dann 0:4 in Dorfmerkingen und schließlich zu Hause im Derby gegen den TSV Blaustein 0:1, bevor es in Waldstetten mit 2:0 den ersten Dreier gab.

„Wir hatten das eine oder andere Problem in der Vorbereitung, weil einige Spieler im Urlaub waren“, erinnert sich Noller. „Die Mannschaft war nicht fit und hat nicht ihre gewohnte Leistung abgerufen.“ Ein weiterer Grund für die Anfangspleiten war für den Spartenchef, dass die Mannschaft gegenüber der Vorsaison nicht krass verstärkt worden war. „Außer Michael Passer, der von den Spatzen kam, hatten wir nur Zugänge aus der eigenen Jugend oder von unterklassigen Vereinen“, verdeutlicht Gerhard Noller. Das war aber durchaus so gewollt. „Natürlich, man kann sich auch mehr verstärken, aber dazu braucht man Geld. Wir sind finanziell nicht auf Rosen gebettet. Und wir wollen ja auch unsere Jugendlichen einbinden. Wozu machen wir sonst Jugendarbeit?“

Der Abteilungsleiter beklagt, dass sich viele Spieler, die aus den A-Junioren herauskommen, zu fein seien, in der zweiten Mannschaft zu spielen. Deshalb gibt es beim TSV keine „Zweite“, die einer Liga im Bezirk angehört. „Viele Jungs werden von uns von klein auf ausgebildet, und dann gehen sie fort. In der Bezirksliga gibt es Vereine, die mehr Geld haben als wir, und die holen uns die A-Jugendlichen dann weg. Vor zwei Jahren haben wir sogar eine gesamte A-Junioren-Mannschaft verloren.“

Die entstandene Lücke ist geschlossen, es gibt bei den Blau-Weißen junge Spieler, die jetzt gezeigt haben, dass sie absolut landesligatauglich sind. Dass es bei den Neu-Ulmern momentan gut läuft, hat aber noch andere Gründe. Einer ist ganz augenfällig. „In den vergangenen drei Partien hat unser Trainer Ünal Demirkiran selbst wieder mitgespielt“, nennt ihn Gerhard Noller. „Wir sind in der Breite gut besetzt. Aber Ünal ist einer, der es rausreißen kann. Er bringt seine Klasse ein, er ist auf dem Platz der Leitwolf. Er ist mit seinen 38 Jahren immer noch ein überragender Spieler.“

Aus den drei Begegnungen, in denen Demirkiran auf dem Spielfeld Regie führte, holte der TSV sieben Punkte. Wenn er selbst spielt, kommen die Anweisungen von draußen von Co–Trainer Bora Meydanci, auch ein ganz erfahrener Mann.

Gerhard Noller weiß einen weiteren Grund, warum sein Team gerade in der Erfolgsspur ist: „Die Spieler haben jetzt verinnerlicht, dass sie in der höheren Liga immer 110 Prozent bringen müssen, um bestehen zu können. Nach der starken Bezirksliga-Rückrunde in der vergangenen Saison war die Mannschaft total von sich überzeugt. In der Landesliga weht ein anderer Wind. Und wir hatten ein happiges Auftaktprogramm.“ Jetzt hätten nach Ansicht Nollers die Spieler auch kapiert, dass sie nur als geschlossene Mannschaft funktionieren können.

Als Nächstes hat der TSV Neu-Ulm die Heimspiele gegen den Tabellenneunten TSV Bad Boll sowie die viertplatzierte SG Bettringen vor sich. Es folgen zwei weitere Partien, dann ist die Vorrunde vorbei. „Wenn wir dann 17 oder 18 Punkte haben, sind wir im Soll“, so Noller. „Für uns geht es nur darum, am Ende über dem Relegationsplatz zu stehen. Alles andere wäre Utopie. Im Moment sind wir gut drauf, aber wir dürfen auf keinen Fall selbstzufrieden sein.“

Aufrufe: 018.10.2016, 12:42 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Stefan KümmritzAutor