2024-04-30T13:48:59.170Z

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Leidenschaft für Arminia

Warum viele Sportexperten die Alm als ihr Zuhause sehen

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Ihr Herz schlägt für den DSC: Ob auf der Pressetribüne oder im Fan-Block, viele Sportexperten werden heute Abend dabei sein. Maskottchen Lohmann drückt auch die Daumen.

Bielefeld. Viele bekannte Gesichter in der Medienwelt fiebern mit Arminia Bielefeld: Kai Diekmann, Chefredakteur der Bild, Sky-Moderator Sebastian Hellmann und Philipp Köster, Gründer des Fußballmagazins 11 Freunde – die Liebe zur Alm verbindet Journalisten und Sportexperten. Aber warum sind sie alle Fans von Arminia Bielefeld? Eine Spurensuche.

Sebastian Hellmann moderiert heute auf Sky die Spiele des DFB-Pokal-Achtelfinals. Für den gebürtigen Bielefelder ist es erst das zweite Mal auf der Alm in dieser Saison. „Weil ich sonst am Wochenende Bundesliga moderiere, schaffe ich es in den seltensten Fällen zu den Heimspielen.“ Der 47-Jährige verrät aber: „Wir haben jedoch auf meinen Wunsch hin immer einen kleinen Bildschirm im Studio, auf dem die Arminia-Spiele laufen, sofern sie übertragen werden.“
Roland Zorn, ehemaliger Sportredakteur der FAZ und in jungen Jahren Volontär bei der Neuen Westfälischen, hat eine mögliche Erklärung für das weit verbreitete Arminia-Fieber unter Journalisten: „Dadurch, dass Bielefeld nicht in der Bundesliga spielt, können so viele Journalisten offen sagen, dass sie Fans sind. Ihre Objektivität wird da nicht so schnell angezweifelt.“ Bielefeld ist Heimat vieler Journalisten – da liegt es nahe, schon als Kind durch Besuche auf der Alm sozialisiert zu werden, sagt Michael König, Politikredakteur der Süddeutschen Zeitung. Er hat zusammen mit Philipp Kreutzer das Buch „111 Gründe Arminia Bielefeld zu lieben“ geschrieben. Bielefelds ausgeprägte Zeitungskultur sei ein Grund, warum die Stadt so viele bekannte Journalisten hervorgebracht hat. „Viele Journalisten kommen aus Bielefeld, und da steht nur ein Verein zur Auswahl.“ König weiter: „Mit dieser großen Tradition können Vereine wie Paderborn trotz des Aufstiegs in die erste Liga nicht mithalten.“
Auch Kai Diekmann, Chef der Bild, unterstützt diese These: „Ich glaube, dass die Stadt Bielefeld ein guter, kreativer Acker – besonders für Journalisten – ist.“ Diekmann ist bekennender Armine – zur Fußball WM 2014 ließ er sich in einem Wimmelbild mit Arminia-Trikot auf der Tribüne karikieren. Offenbar als Geste seinem Chef und Freund gegenüber meldete Bild-Sportchef Alfred Draxler Diekmanns ältesten Sohn mit der Geburt bei Arminia Bielefeld an.
Philipp Köster, Gründer des Fußballmagazins 11 Freunde, erklärt schmunzelnd, woran sich die Bielefelder Journalistenkollegen schon aus der Ferne erkennen: „Wir haben alle diesen leicht deprimierten Blick aufgesetzt – früher brauchtest du nur am Wochenende in die Gesichter deines Gegenübers zu schauen und hast sofort gesehen, wer Armine ist.“
Mitleiden, zusammen Absteigen und wieder Aufsteigen ist etwas, das alle Fans gleichermaßen fasziniert und unwiderruflich an den Verein bindet. Das dramatische Relegationsduell gegen 1860 München in der Saison 1977 prägte zahlreiche Fans für ihr Leben: 4:0-Sieg im Hinspiel, 0:4-Niederlage im Rückspiel, 0:2-Niederlage im Entscheidungsspiel. „Das wird mir immer im Gedächtnis bleiben“, sagt Andreas Kramer. Er ist Sportjournalist beim WDR und ARD und berichtet auch heute Abend über das Spiel. Er ist wohl einer der leidenschaftlichsten Arminiafans unter den Journalistenkollegen. „Deinen Verein kannst du dir nicht aussuchen, der wird dir gegeben“, zitiert er frei Nick Hornby. Seine Kinder hat er schon an Arminia gebunden – er hat sie nach seinem Herzensverein benannt: Tochter Carlotta Arminia und Sohn Arminius Pepe.
Seine Leidenschaft für die Alm erklärt auch er mit dem ewigen Auf und Ab des Vereins. „Irgendwann wirst du eins mit dem Verein. Egal, wie mies es läuft, dich reißt es trotzdem mit.“ Kramers These: Umso weiter ein Arminiafan von Bielefeld entfernt ist, umso radikaler wird er.
Unbestrittenes Paradebeispiel dafür ist RTL-Krisenreporter Ulrich Klose. Er war Korrespondent in Israel, hat lange Zeit in London für RTL gearbeitet. Er lebt heute in Düsseldorf und ist selbstverständlich beim DFB-Pokalspiel dabei: „Ich lebe zehn Minuten vom Stadion der Fortuna weg, aber würde immer lieber zweieinhalb Stunden mit dem Auto fahren, als hier in Düsseldorf Fußball zu gucken.“
Im Irakkrieg begleitete Klose die Amerikanischen Truppen. „Im Irak habe ich über den Weltempfänger jedes Wochenende mitgehört, wie Arminia gespielt hat.“ Klose weiter: „Bei all den anderen Sorgen, die man hat, wenn man in einem Kriegsgebiet unterwegs ist, wirkt das absurd – aber Arminia hat mir auch im Ausland immer ein Stück Heimat gegeben.“

Aufrufe: 04.3.2015, 12:31 Uhr
Tobias Schreiner/Cartoon: Heinrich SchwarzeAutor