2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche

Leidenschaft auf den Platz bringen

Faruk Celik von Fortuna Mombach über das wichtige Spiel gegen den VfR Kandel +++ "Man muss einfach diese gewisse Ernsthaftigkeit und Emotion mitbringen" +++ An die Landesliga denkt beim Verbandsligisten aktuell niemand

Es ist ein Bekenntnis zur rechten Zeit: Gemeinsam mit fünf Mitspielern hat Faruk Celik erklärt, auch in der kommenden Saison beim FC Fortuna Mombach zu bleiben. Egal, was passiert. An diesem Sonntag (16 Uhr) steht gegen den VfR Kandel das, so Trainer Thomas Eberhardt, „Endspiel“ an. Ein Sieg, und die Fortuna bleibt Verbandsligist. Eine Niederlage, und das angeblich in Mombach nie benutzte Wort Landesliga taucht als womöglich schon sehr reales Gespenst auf. Und das alles in einer Phase, in der, wie Celik berichtet, längst nicht mehr jeder Mombacher voll bei der Sache ist.

Faruk, ist Deine Vertragsverlängerung in Mombach abhängig davon, in welcher Liga ihr in der nächsten Saison spielt?

Nein, ich habe es davon nicht abhängig gemacht, ob wir die Klasse halten. Ich würde auch in der Landesliga bleiben, aber darüber reden wir gar nicht. Wir wollen nächstes Jahr Verbandsliga spielen, alles andere wird bei uns überhaupt nicht besprochen. Im Worst Case, im allerschlimmsten Fall wäre es aber für mich kein Problem, auch in der Landesliga zur Verfügung zu stehen.

Du bist vor eineinhalb Jahren nach Mombach zurück gekommen. Das war längst nicht das erste Mal, dass Thomas Eberhardt Dich zu sich holte. Was ist es, das euch immer wieder zusammenbringt?

Das ist richtig, ich war schon als A-Jugendlicher bei Schott von ihm angesprochen und nach Bodenheim geholt worden. Er ist sehr ehrgeizig, was ich selbst im Fußball auch an mir habe. Selbst wenn es nur im Amateurbereich ist und der Spaßfaktor auch da sein muss, muss man einfach diese gewisse Ernsthaftigkeit und Emotion mitbringen. Das ist Thomas und mir gleichermaßen wichtig.
Im Spiel stets aufmerksam bei der Sache: Faruk Celik (rechts). (Bild: Boor)

Die Situation bei euch ist im Moment ja nicht ganz unkompliziert. Einerseits stehen schon acht Neue vor der Tür, andererseits soll die aktuelle Mannschaft die Klasse halten – eine Mannschaft, der immer wieder gesagt wird, dass genau dieser Klassenerhalt eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Und eine Mannschaft, die eine Reihe Spieler verlassen wird, verlassen werden muss. Wie ist bei alledem die Stimmungslage?

Man merkt das der Mannschaft auf jeden Fall an. Manche bleiben, bei manchen ist es unsicher, manche werden gehen, wissen das auch schon – da merkt man im Training schon manchmal, dass die Motivation nicht mehr so ist wie vorher. Wir haben diese Woche nochmals besprochen, dass wir auf jeden Fall zusammenhalten und alle Gas geben müssen. Falls wir absteigen, ist jeder von uns ein Absteiger, auch die, die gehen. Und das will keiner, da geht es ja auch um den Stolz. Auch die Spieler, die noch verhandeln, wir alle müssen an einem Strang ziehen.

Du warst ja bereits, auch unter Thomas, in Mombach, ehe es Dich erst zur TSG Hechtsheim zog und dann wieder zurück zur Fortuna. Was waren die Gründe für die Wechsel?

Damals bin ich von Gonsenheim nach Hechtsheim gezogen und war einfach noch nicht mobil. Als sich die Möglichkeit geboten hat, für Hechtsheim zu spielen, war das optimal, ich hatte nur fünf Minuten Fußweg zum Sportplatz. Das hat einfach gepasst. Aber irgendwann hat es dann nicht mehr gepasst. In der Bezirksliga hat es geheißen, ich sei ein Führungsspieler, aber dann gab es einen Umbruch, und auf einmal bin ich in der zweiten oder dritten Reihe gelandet. Ich weiß gar nicht, warum. Aber wir haben uns im Guten getrennt, so wie es bei mir bisher immer war. Gut, dass es sich so ergeben hat, dass Thomas mich wieder angesprochen hat.

Zwischen beiden Klubs besteht eine besondere Rivalität. Wie beobachtest Du das als Spieler, der ja zweimal sozusagen „die Fronten gewechselt“ hat?

Eine Rivalität spürt man die letzten zwei, drei Jahre in der Tat. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass Mirko (Fortuna-Manager Mirko Vorih, d.Red.) damals in Hechtsheim war. Man kennt sich, wie ganz allgemein in Mainz. Aber ich als Spieler halte mich da raus. Ich lese das nur in der Zeitung, führe meine Gespräche selbst mit den Leuten, und zwischen uns bleibt das dann auch.

Dennoch sind diese heranbrechenden Wechselphasen ja immer Herausforderungen für den Teamgeist...

Auf jeden Fall. Aber das ist nicht nur bei uns so. Ich bin mit 24 Jahren zwar nicht der Älteste, habe aber doch schon ein paar Jahre gekickt. Man sieht es bei jedem Verein im Amateurbereich, der ein bisschen finanzielle Mittel hat, dass in jedem Sommer fünf, sechs Spieler gewechselt werden. Das ist nicht nur in Mombach oder Hechtsheim so. Auch da hätte man ja sagen können: Die Jungs, die den Aufstieg geschafft haben, bleiben zusammen, die halten wir. Aber so war es halt nicht.

Ich muss noch mal auf das Thema kommen: Wie motiviert man die Kollegen, für den Klassenerhalt zu kämpfen, die nächstes Jahr vielleicht oder sicher nicht mehr da sind?

Wir haben in der Mannschaft das Thema Neuzugänge auch angesprochen. Es ist auf jeden Fall so, dass Mombach im nächsten Jahr was vor hat. Im vergangenen Jahr bei meinen Gesprächen ist mir gesagt worden, dass es um die Landesliga geht. Damit musste man ja, bis Mutterstadt sich in letzter Minute zurückgezogen hat, auch rechnen. Dass wir dann in der Verbandsliga geblieben sind, war ja noch geiler! Klar, auch ein höherer Zeitaufwand, aber für uns war es vor allem eine Extra-Motivation, die auch zusammengeschweißt hat. Aber vom Teamgeist her macht es schon was aus. Gerade die, die gehen, sind für den Trainer schwerer zu motivieren.

Seit wann beobachtest Du diesen Prozess?

Jetzt, in der Endphase, die letzten drei, vier Wochen. Da führt man die Gespräche, die Anfragen kommen und die Konzentration wird automatisch weniger. 100 Prozent Konzentration kann ja auch keiner verlangen, es ist ja immer noch Hobby.
Stemmt sich gemeinsam mit seinen Mitspielern gegen den Abstieg: Faruk Celik. (Bild: Boor)

Ist eure Kameradschaft, die vor allem in der Hinrunde, aber beispielsweise auch beim letzten 4:0-Heimsieg gegen Zeiskam sehr gut entwickelt wirkte, dem gewachsen?

Ich finde diese Mannschaft richtig gut, auch – das kann man ruhig schreiben – von den Charakteren her besser als im letzten Jahr. Klar haben wir keine großen Namen in der Mannschaft, die jetzt jedem in Mainz was sagen. Aber wir haben die viel besseren Charaktere. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eine Mannschaft sind, wie wir es gegen Zeiskam bewiesen haben. Und das werden wir auch gegen Kandel zeigen.

Genau das ist ja auch euer Erfolgsrezept.

Genau, wie gegen Zeiskam müssen wir wieder die Leidenschaft auf den Platz bringen und über das Kämpferische kommen. Wir hatten bei unseren Siegen auch ehrlicherweise nicht 70 Prozent Ballbesitz und waren dominant. Ich bin aber davon überzeugt, wenn wir genauso gut rein kommen, dass wir auch Kandel schlagen. Wie es der Trainer immer sagt: Kompakt stehen, die richtige Einstellung zeigen, die ersten Zweikämpfe gewinnen, dann läuft es bei uns auch spielerisch automatisch besser. Wir können nur als Team bestehen und haben auch nicht die Spieler, die eine Partie allein entscheiden. Wir haben bisher immer nur als Team gewonnen. Oder verloren.

Aufrufe: 012.5.2016, 20:30 Uhr
Torben SchröderAutor