2024-04-19T07:32:36.736Z

Pokal
F: Schmidt
F: Schmidt

79 Seiten an Regeln für ein Spiel

Was LTS Bremerhaven beim Planen des DFB-Pokalspiels gegen Köln alles beachten muss - eine "kurze" Übersicht

Mit vielen Fragen im Gepäck macht sich eine Zwei-Mann-Delegation von LTS Bremerhaven morgen auf den Weg nach Frankfurt (Main). Ihr Ziel: die DFB-Hauptzentrale. Dort findet ein eintägiger Workshop statt, der alle Amateur-Teams in Sachen DFB-Pokal informieren soll. Ingesamt gibt es 79 DIN-A4-Seiten mit Durchführungsbestimmungen. Darin ist alles geregelt, von der Stadionmusik bis hin zur Ausstattung der Schiedsrichter-Umkleide. Was die Seestädter als Gastgeber alles beachten müssen? Hier eine Übersicht mit den interessantesten und kuriosesten Regeln.

Stadion
Ein Fußballfeld, ein Ball – und los geht’s? Ganz so einfach ist es nicht. Wer es in den DFB-Pokal schafft, muss allerhand Vorkehrungen treffen. Gefordert wird zum Beispiel die Unterteilung des Stadions in mindestens zwei Sektoren für Heim- & Gästefans mit jeweils eigenen Zugängen, Toiletten, Kiosken und Parkflächen. Das leuchtet ein, ist aber nur der Anfang. Vor dem Stehplatzbereich der Gästefans muss zudem ein mindestens 2,20 m hoher Zaun stehen. Es muss ein Sicherheitsbereich für Mannschaftsbusse geben, ebenso wie für Schiedsrichterfahrzeuge und Fahrzeuge der Vereinsverantwortlichen. Man braucht im Stadion zudem einen Raum für die Sicherheit, einen Sanitätsraum und einen Dopingkontrollraum. Was die Umkleideräume der Teams angeht, gibt es sogar haarkleine Größenvorgaben. Die Mannschaftskabinen müssen mindestens 40 qm groß sein, sechs Einzelduschen haben und dazu noch zwei WC’s.

Platz
Ein Ascheplatz, wie es ihn in Bremerhaven hier und da noch gibt, geht im DFB-Pokal nicht. Es MUSS auf Rasen gespielt werden. Und der darf auch nicht vogelwild wachsen. Gefordert ist eine durchgängige Halmlänge von höchstens 30 mm – und zwar übers gesamte Spielfeld. Der Platzwart sollte beim Trimmen also ein gutes Auge haben – oder, noch besser: ein Lineal.

Schiedsrichter
Auch die Größe der Umkleideräume der Referees ist exakt geregelt. Sie darf etwas kleiner sein als die Kabinen der Team, mindestens 20 qm werden gefordert. Und: Es muss mindestens zwei Einzelduschen geben. Der gastgebende Club muss sich übrigens auch um die Verpflegung der Schiris kümmern, genau wie um die An- und Abreise vom Hotel zum Stadion. Auch wichtig: Die Schiedsrichter-Kabine muss immer mit einer Massagebank, einem Eiskoffer und Handtüchern ausgestattet sein.

Musik
Grundsätzlich darf alles, was nicht auf dem Index steht, gespielt werden. Es gibt aber eine entscheidende Ausnahme. Beim Einlaufen der Mannschaften MUSS die offizielle DFB-Pokal-Hymne aus den Stadionboxen zu hören sein. „Hells Bells“ von ACDC, so wie es beim Heimspielen des FC St. Pauli üblich ist, sollte man also besser nicht auflegen – sonst ist Ärger garantiert.

Spielkleidung
Trikots sind nicht gleich Trikots. Bei DFB-Pokalspielen gelten besondere Vorschriften, nämlich: ein Ärmellogo des DFB-Pokals auf dem rechten Ärmel muss zwingend sein. Und auch der linke Ärmel muss vor Anpfiff beklebt werden, dort kommt das Logo für Ärmelsponsor „Volkswagen“ drauf. Was passiert, wenn es eines der beiden Logos fehlt? Steht nicht in den Bestimmungen. Vielleicht kann der Spieler schnell das Logo nachkleben – oder muss ausgewechselt werden. Immerhin müssen die Teams die Logos nicht einzeln kaufen, sie werden in der 1. Hauptrunde vom DFB zur Verfügung gestellt.

Karten
Einrittspreise können nicht einfach selbst festgelegt werden, sondern müssen mit dem Gästeteam – im Fall von LTS also mit dem 1. FC Köln – abgestimmt werden. Aber es gibt noch mehr zu beachten. Zum Beispiel: Jeweils 10 Prozent der Sitzplatz- und Stehplatzitckets müssen bis zwei Wochen vor dem Spieltag dem Gästeverein reserviert werden. Zudem bekommt der DFB und die übertragenen TV-Stationen ein bestimmtes Kartenkontingent. Einfach Karten abzweigen geht also nicht.

Medien
Die Medienrichtlinien für DFB-Pokal-Spiele umfassen mehr als 15 Seiten in den Durchführungsbestimmungen und regeln so ziemlich alles. Das fängt bei der Anzahl der Kommentatorenplätze für die TV-Sender ARD und Sky an (mindestens 4 müssen es sein) und hört bei der Beschaffenheit der Kommentatorenplätze auf (durch Plexiglas von anderen Arbeitsplätzen abtrennbar). Geregelt ist auch, wie groß der Raum für die Pressekonferenz sein soll. Er muss mindestens Platz für 40 Medienvertreter bieten. Und er muss leicht erreichbar sein, vom Bereich der Mannschaftskabinen genauso wie von der Mixed Zone. Und nicht nur das. Es muss auch dafür gesorgt werden, dass es Trainer und andere Vereinsangehörige in den Raum für die PK schaffen, ohne dabei den „öffentlichen Bereich“ zu durchqueren.

Fazit: Auf LTS kommt jede Menge Arbeit zu...zumal ja noch gar nicht klar ist, ob man auch wirklich im Nordseestadion spielen darf. Noch fehlt dazu das "Go" vom DFB.

Wer Langeweile hat und die DFB-Richtlinien komplett durchstöbern will: HIER gibt's die PDF.

Aufrufe: 021.6.2017, 16:41 Uhr
FuPa / Christian HeinigAutor