2024-05-17T14:19:24.476Z

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"Jumbo" Thedens  kommt auch heute noch manchmal mit seiner 65 Jahre alten NSU zum Spiel.
"Jumbo" Thedens kommt auch heute noch manchmal mit seiner 65 Jahre alten NSU zum Spiel.

Legende Schlachter Thedens ist Schiesdrichter des Jahres

KFV Rendsburg-Eckernförde: Hans-Jürgen "Jumbo" Thedens ausgezeichnet

Mit Tränen in den Augen nahm Hans-Jürgen „Jumbo“ Thedens den Pokal entgegen. Bereits vier Jahrzehnte Schiedsrichtertätigkeit liegen hinter dem 75-Jährigen Schlachter aus Rendsburg. Angefangen hatte seine Karriere beim SV Hamweddel, wechselte nach zehn Jahren aber zum FC Borussia Osterstedt. Diesem Verein gehört der sympathische Träger der goldenen Schiedsrichterehrennadel seit nunmehr 30 Jahren an.
„Mein Vater war damals Viehhändler in der Gemeinde, wodurch der Wechsel entstanden ist“, erzählt er.
Alle die Jürgen Thedens kennen, schätzen seine verrückte aber stets positive und herzensgute Art. „Ich beneide dich, weil du so frei bist“, offenbarte ihm eins sein Weggefährte Karl-Heinz Gellert. Dieses Kompliment entgegenzunehmen war nicht leicht für den bescheidenen Preisträger. Er nimmt sich nie zu wichtig und hat schon viele scheinbar schwierige Situationen durch seine kommunikative, lockere und vor allem ehrliche Art gelöst.

„Die Zeit auf der Rednerschule hat mir sehr geholfen“, freut sich Jumbo“, der das Regelwerk oftmals flexibel anwendet. „Ich habe damals gelernt, dass wir die Spiele mit 22 Spielern beginnen und beenden.“ Um das zu erreichen, ist er oftmals sehr weit gegangen. Folgende Szenen beschreiben den Charakter des Kult-Schiris ziemlich genau: Gerade wurde eingeführt, dass Spieler, die auf der Torlinie den Ball mit der Hand aufhalten, die rote Karte erhalten müssen. Der schuldige Spieler erhielt trotzdem nur die gelbe Karte und der Schütze des Strafstoßes die Ansage: „Du schießt den Ball jetzt zum 3:1 ins Tor und alles ist gut.“ Die Teams waren zufrieden.

Natürlich berichtete der Wahl-Rendsburger auf dem Regelabend von seiner Entscheidung und erntete Kritik. „Wenn junge Kameraden den Spieler richtigerweise des Platzes verweisen, werden sie von den Mannschaften bepöbelt“, erklärten die Verantwortlichen damals. Der Schlachter sah das ein und reagierte im folgenden Spiel entsprechend. „Es kam wieder zum Handspiel und ich musste den Spieler verweisen. Er war doch aber so ein Netter. Ich habe ihm gesagt, er solle sich die Rote Karte selbst aus meiner Brusttasche holen.“

Ein anderer Spieler hatte ein Problem damit, dass der Spielleiter ihn duzte. „Ich duze alle meine Freunde und du gehörst dazu“, entgegnete Jumbo mit einem Lächeln und hatte anschließend auch diesen Spieler auf seiner Seite.

Grätschen mochte der Rendsburger noch nie und sprach dann doch auch mal den Feldverweis aus. „Wenn du so weiter machst Schiri, bist du allein auf dem Platz.“ Thedens trocken: „Dann habt ihr was gelernt und ich komme pünktlich nach Hause.“

Der Stammtisch im Vereinsheim: „Eine Frage: Warum hast du das Tor denn bitte nicht gegeben?“ Thedens: „Ich war heute der schlechteste Mann auf dem Feld!“ „Dat hett noch keeneen seggt!“, antworteten die Männer platt und waren überrascht über die schonungslose Selbstkritik. Auf die Frage, was seine schönste Zeit war, erzählt er humorvoll: „Die schönste Zeit war die 10-Minuten-Zeitstrafe. Sie war der goldene Weg.“

Wahrscheinlich könnte man ein ganzes Buch über den Unparteiischen Hans-Jürgen Thedens schreiben. Ein weiteres Beispiel für seine verrückte Art nannte der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses Hans-Werner Karstens. „Jürgen ist wohl der einzige Schiedsrichter, der die Platzwahl mal mit einer Wurst gemacht hat.“

Sein zweites Markenzeichen ist sein 65-Jähriges Motorrad. Mit der NSU (98 ccm) fährt der Osterstedter auch heute noch zu so manchem Spiel. „Mein schönster Einsatz war in der Bezirksliga zwischen Osterrönfelder TSV und SSV Bredenbek (2:2). Es waren zwei ganz saubere Mannschaften, die ich sehr mochte“, erklärt Thedens. Dabei nannte er besonders den Spieler Bruno Zeidler.

Einige sprechen von der Legende Schlachter Thedens. So auch Schiedsrichter-Lehrwart Jörg Kohn, der ihn zum Schiedsrichter des Jahres 2015 im Kreisfußballverband Rendsburg-Eckernförde kürte. Zu seiner Ehrung kam er ein paar Minuten zu spät. Und trotzdem: Als der Schlachter kam, ging die Sonne auf und alle waren gut gelaunt.
Aufrufe: 015.3.2016, 15:31 Uhr
SHZ, Pabla Autor