2024-04-19T07:32:36.736Z

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Simone Laudehr fährt nach Rio. Foto: Archiv
Simone Laudehr fährt nach Rio. Foto: Archiv

Laudehr und Däbritz sind fit für Olympia

Beide Oberpfälzerinnen wollen mit der Frauen-Nationalmannschaft erstmals olympisches Gold für Deutschland holen.

Seit Montag weilt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zum dritten Vorbereitungslehrgang auf die Olympischen Spiele in Bad Gögging. Im Kreis der besten Fußballerinnen des Landes feierte dort Simone Laudehr aus Tegernheim am Dienstag ihren 30. Geburtstag; zu den ersten Gratulanten zählte auch ihre künftige Mannschaftskollegin beim FC Bayern München, Sara Däbritz aus Ebermannsdorf, eine der jüngsten Spielerinnen im Kader von Silvia Neid.
Mit der Feier ihrer Olympia-Nominierung müssen die beiden Oberpfälzerinnen aber noch warten, denn die Bundestrainerin wird ihren Kader für Rio anders als geplant erst heute zusammen mit den U21-Herren bekanntgeben: Laudehr und Däbritz sind fit und helfen mit, den Traum einer Goldmedaille erstmals für eine deutsche Fußballfrauen- Nationalmannschaft zu realisieren. Eine Bronzemedaille hat Simone Laudehr bereits von den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Seit dieser Zeit trägt sie die fünf olympischen Ringe als Tattoo und würde diese im Falle eines Turniersieges in Rio wohl mit einem Lorbeerkranz schmücken lassen, verrät sie unserer Zeitung am Rande des Lehrgangs in Bad Gögging. Denn es sei “geil, beim ältesten Turnier der Welt mein Land zu vertreten”. Olympia und Weltmeisterschaften seien “beides überragende Erlebnisse”,sagt Simone Laudehr; in ihrer persönlichen Erfolgsbilanz freilich habe die WM 2007 immer noch den größeren Stellenwert. Damals war sie als junge Spielerin Weltmeister mit Deutschland geworden und hatte im Finale auch noch ein Tor geschossen.


Testspiel in Regensburg abgesagt

Eigentlich hätten Simone Laudehr und Sara Däbritz mit dem Nationalkader am Mittwochabend in der Continental Arena ihr Können in einem Testspiel zeigen sollen, doch der Gegner sagte kurzfristig ab und ein adäquater Ersatz war nicht mehr zu bekommen, da der Termin außerhalb der offiziellen Abstellungsperiode liegt. Aber es sei durchaus geplant, das Gastspiel in Regensburg in der zweiten Jahreshälfte nachzuholen, hieß es von Seiten des DFB, dann mit der neuen Bundestrainerin Steffi Jones.

Nach der relativ reibungslosen Olympia-Qualifikation und der überragenden Quali zur Europameisterschaft 2017 - hier führt man mit 18 Punkten und 30:0 Toren uneinholbar die Tabelle an - zählt Deutschland wie so oft bei großen Turnieren zu den Favoriten. “Wir haben das Potenzial, den Traum vom ersten olympischen Gold auszuleben”, gibt sich Sara Däbritz von der Stärke des eigenen Teams überzeugt, wobei sie Frankreich und vor allem die USA als die größten Konkurrenten ansieht. Zu den Favoriten zählt Simone Laudehr auch die Schwedinnen, warnt aber auch schon vor der schweren Vorrundengruppe: Australien und Kanada seien aggressiv spielende und robuste Teams, Simbabwe als Auftaktgegner am 3. August sei die große Unbekannte. Deshalb habe man sich zur Generalprobe am 22. Juli in Paderborn im Rahmen des vierten Vorbereitungslehrgangs mit Ghana einen afrikanischen Testspielgegner ausgesucht, der wohl eine ähnliche Spielweise pflegt. So rät die erfahrene Simone Laudehr, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren: “Wir haben auf jeder Position Spielerinnen, die ein Spiel mit einer Einzelaktion entscheiden können. Wir haben ein Ziel vor Augen, der Weg ist machbar, aber wir müssen stets die nächste Aufgabe konzentriert angehen und fußballerisch unser Ding durchziehen.”


Mischung aus Jugend und Routine

Simone Laudehr hofft, mit ihrer Erfahrung als U19- und Frauen-Weltmeisterin, zweifache Europameisterin und Champions League-Sieger der Mannschaft weiterhelfen zu können. “Die Bundestrainerin hat nach Leistung nominiert. Wir sind als Mannschaft stark und haben eine gute Mischung - viele Charaktere, fast alle Altersstufen”, sagt Laudehr. Auch wenn die jungen Spielerinnen gerade in kritischen Phasen noch Orientierungspunkt bräuchten, glaubt sie doch, dass einige das Zeug dazu haben, einmal zu den Besten der Welt zu gehören. Dazu zählt sie auch Sara Däbritz, die mit ihren 21 Jahren aber schon 30 A-Länderspiele auf dem Buckel hat und auch schon bei WM- und EM-Endrundenturnieren war. “Ja, die Unerfahrenste bin ich nicht mehr”, schmunzelt die Ebermannsdorferin.

Gestern wurden im Sportpark des TSV Neustadt an der Donau hinter verschlossenen Türen Standards trainiert, ehe am Nachmittag dann noch ein Testspiel auf dem Programm stand. “Jeder wird immer fitter und passt sich in das Teamgefüge ein”, berichtet Däbritz von einer guten Vorbereitung. Dabei herrsche auch ein gesunder Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft, fügt Laudehr hinzu, der aber “keinerlei Einfluss auf die Freundschaft untereinander hat”. Viele der Spielerinnen seien sehr flexibel einsetzbar. Das gilt auch für die beiden Oberpfälzerinnen. “Ich kann über außen, aber auch über die zentrale Position kommen”, erklärt Sara Däbritz. Simone Laudehr, die in ihren 97 A-Länderspielen bereits 26 Tore erzielt hat, spielte auch schon einmal Innenverteidiger.

In Brasilien ist die deutsche Mannschaft zunächst bei Sao Paulo untergebracht, erst im Falle des Halbfinaleinzugs würden die Fußballerinnen ins olympische Dorf umziehen. Simone Laudehr erinnert sich an Peking 2008: “Ein cooles Erlebnis - damals mit Dirk Nowitzki.” Während sie weiter ein Fan der Basketballer ist, würde Sara Däbritz am liebsten den Sprinter Usain Bolt treffen. “Ich würde mich freuen, die verschiedensten Sportler zu treffen und dabei Deutschland repräsentieren zu können. Es muss ein tolles Gemeinschaftsgefühl sein.”

Und wenn Olympia vorbei ist, werden Laudehr und Däbritz gemeinsam für den FC Bayern München auf Torejagd in der Bundesliga und in der Champions League gehen. “Ich habe noch einmal eine Herausforderung gesucht”, sagt Laudehr über ihren Wechsel von Frankfurt zum Deutschen Meister, bei dem sie einen Drei-Jahres-Vertrag erhalten hat. Dass sie dann ihre Karriere beendet, darauf will sie sich noch nicht festlegen. “Wenn mich meine Knochen dann noch tragen, hänge ich ja vielleicht noch eine Saison dran oder mache doch noch den Schritt ins Ausland.”

Aufrufe: 017.7.2016, 00:05 Uhr
Andreas Allacher, MZAutor