2024-03-18T14:48:53.228Z

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F: Sascha Behnke
F: Sascha Behnke

"Lasse mir meinen Sport nicht kaputt machen"

Vorbildliches Verhalten beim Heisinger SV und Türkiyemspor Essen nach brutaler Tätlichkeit

Die 1. Mannschaft des Heisinger SV, die in der Essener Kreisliga A Süd an den Start geht, musste am Wochenende die dritte Saisonniederlage einstecken. Nicht mit dabei war der ehemalige Ersatztorhüter, der von Trainer Sascha Behnke nach einer brutalen Aktion im Pokalspiel wenige Tage zuvor aus dem Team geschmissen worden war.

Es läuft die 3. Runde des Essener Kreispokals und der Heisinger SV vergibt in der regulären Spielzeit viele Hochkaräter, Gastgeber Türkiyemspor Essen rettet sich an der Helmut-Rahn-Sportanlage in die Verlängerung. In der 112. Minute dann die Führung für Türkiyemspor und ein ausgiebiger Jubel des Torschützen vor der HSV-Bank. "Unser Ersatztorhüter springt auf, tritt in ihn rein und knallt ihm beide Füße weg", beschreibt Trainer Sascha Behnke die unfassbare Szene. Es folgen kurze Tumulte, doch die Szenerie beruhigt sich schnell wieder. "Die Trainer und Ordner von Türkiyemspor haben die Situation sofort versucht zu bereinigen und die Spieler auseinandergezogen. Das war sehr vorbildlich", so Behnke weiter.

Tätlichkeiten dieser Art kommen in der Kreisliga leider immer wieder vor. "Gewisse Spieler versuchen auf dem Fußballplatz ihre Aggressionen auszuleben, das dürfen wir nicht zulassen", plädiert der HSV-Coach. Häufig eskaliert die Situation dermaßen, dass ein Spielabbruch die Folge ist. Immer wieder gibt es Berichte von Spielergruppen, die dem Gegner auch noch nach dem Spiel auflauern und ihre Rachegelüste ausleben. Nicht so vergangene Woche. "Wir alle - Spieler und Betreuer - konnten in Ruhe von der Anlage gehen, sind nicht angemacht oder beleidigt worden, das lief wirklich sehr geordnet ab", erzählt Behnke.

Der Übeltäter wurde mittlerweile suspendiert, ist aber noch im Spielberichtssystem registriert, "damit er auch seine Strafe bekommt." Die Mannschaft habe seine Entscheidung komplett mitgetragen, er dulde dort keine zwei Meinungen. "Wir spielen Fußball, nichts anderes sollte im Vordergrund stehen. Das ist nur ein Sport, unser Hobby, das lasse ich mir nicht kaputt machen!" Umso erfreulicher das Verhalten beider Teams sowohl am Tag des Vorfalls als auch im Nachgang. Über die Facebook-Seite des Vereins entschuldigte sich der Trainer noch einmal für die Aktion seines Spielers und erntete - wie auch das Team rund um Türkiyemspor ob ihres Verhaltens - viel Lob. Dass dieser Umgang miteinander keine Selbstverständlichkeit im Amateurfußball ist, musste der HSV vor kurzem selbst erleben. Beim Ligaspiel gegen Yurdum Spor Essen mussten sich Spieler, Trainer und Zuschauer einiges Gefallen lassen. HSV-Spieler seien bespuckt, geschlagen und getreten worden. Zuschauer wurden beleidigt und verließen bei Regen die überdachten Plätze. Bereits damals zeigte Behnke, dass ihm viel daran liegt, die Verrohung im Kreisligafußball nicht weiter zu befeuern. Statt sich über die Medien zu beschweren, schwieg er lieber zu den Vorkommnissen, um nicht das nächste Strohfeuer zu legen.

Wie man wirklich effektiv gegen den Verfall der Sitten vorgeht, zeigte er mit dem Rausschmiss seines nun ehemaligen Torhüters. "Solche Spieler müssen von den Trainern, die eine Aufsichtspflicht haben, aus dem Verein verwiesen werden. Das ist die einzige Lösung. Die anderen Vereine müssen das mitbekommen und dürfen diesen Leuten keine Chance mehr geben. Nur so bekommen wir den Fußball gesäubert. Da sind alle Verantwortlichen gefragt."

Aufrufe: 028.9.2016, 12:40 Uhr
Niklas HeibAutor