2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Philipp Specht, Torjäger des B-Ligisten FSV Lieblos, ist derzeit zum Zuschauen verdammt. Seit seiner schweren Knieverletzung hat er fast jedes Spiel ? anfangs im Rollstuhl ? seiner Mannschaft gesehen, auch am Freitag die Partie gegen Großenhausen.
Philipp Specht, Torjäger des B-Ligisten FSV Lieblos, ist derzeit zum Zuschauen verdammt. Seit seiner schweren Knieverletzung hat er fast jedes Spiel ? anfangs im Rollstuhl ? seiner Mannschaft gesehen, auch am Freitag die Partie gegen Großenhausen.

Langer Weg zurück

KLB GELNHAUSEN: +++ Nach Horrorverletzung kämpft Philipp Specht um sein Comeback +++ ,,Ich bin Liebloser durch und durch " +++

Gründau. Es ist eine Verletzung, bei der es jedem Menschen den Magen umdreht. Jedem, der den Vorfall am 31. Juli gesehen hat, läuft es allein bei dem Gedanken daran auch heute noch eiskalt den Rücken runter. In seinem rechten Knie ist fast alles gerissen, was man sich reißen kann: beide Kreuzbänder, Außenband sowie der Meniskus. Ein medizinischer ,,Totalschaden".

Philipp Specht, Torjäger des Fußball-B-Ligisten FSV Lieblos, kann sich an das Zustandekommen seiner Horrorverletzung am ersten Spieltag dieser Saison gegen die Reserve des Kreisoberligisten VfB Oberndorf nicht einmal richtig erinnern. ,,Ich bin mit dem gegnerischen Torwart kollidiert. Sofort wusste ich, es handelt sich hier um etwas Heftiges, aber den genauen Hergang weiß ich nicht mehr. Ich habe sofort zugepackt und mein Bein wieder in die ursprüngliche Position zurückgebracht", so der 26-Jährige, der zuvor in seiner ganzen Laufbahn nie ernsthaft verletzt war. ,,Nicht mal eine Zerrung hatte ich", so Specht. Michael Kraus, Sprecher des FSV Lieblos und damals selbst beim Heimspiel vor Ort, beschreibt die fürchterliche Szene: ,,Alles hat sich verdreht, seine Fußspitze war am Ende an seinem Oberschenkel".

Motto: ,,Immer weiter"

Zweieinhalb Monate ist der Vorfall nun her und seitdem hat Specht trotz Handicap fast jedes Spiel seiner Mannschaft in dieser Saison gesehen. Lange kam er sogar mit dem Rollstuhl an die Seitenlinie, um sein Team zu unterstützen. ,,Mein Herz schlägt für den FSV Lieblos, ich bin Liebloser durch und durch", kann der FSV-Zehner gar nicht anders. Seitdem er Fußball spielt, also seit fast zwanzig Jahren, schnürt er die Stiefel für die Gründauer und hat trotz einiger Angebote höherklassiger Vereine seinen Herzensclub nie verlassen. Diese Vereinstreue wird ihm auch hoch angerechnet: ,,Wie geht es dir?", ,,Wann kannst du wieder spielen?", ,,Kickst du wieder nach der Winterpause?" wird der Anhänger von Eintracht Frankfurt fast im Minutentakt auf dem Sportplatz gefragt. Zuletzt am Freitagabend bei der 3:4-Heimniederlage gegen den FSV Großenhausen. Es war erst das zweite Mal, dass Specht ,,nur" an Krücken, die er aber bei jeder Möglichkeit beiseitelegte, zugegen war. Es sind die kleinen Fortschritte, die einem Sportler nach einer solch schwerwiegenden Verletzung Mut machen. Mut und Zuversicht, die Specht auch in schweren Stunden nie verloren hat. Auch, wenn sein Comeback auf dem satten Liebloser Grün noch in weiter Ferne liegt.

Anfang August, kurz nach der Verletzung und einen Tag nach seinem Geburtstag, wurde Specht erstmals am Knie operiert: ,,Ja, das war ein toller Geburtstag auf dem Weg nach Straubing. Den hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt", lacht der Immobilienkaufmann, der sich beim weltweit anerkannten Kniespezialisten und Sportmediziner Prof. Dr. Michael Strobel unter das Messer legte. Strobel operierte bereits den deutschen NBA-Superstar Dirk Nowitzki und zuletzt unter anderem auch den Bundesliga-Fußballer Elkin Soto vom FSV Mainz 05.

Weitere OP droht

Trotz aller Erfahrung musste selbst Strobel eingestehen, eine solch schlimme Verletzung, wie jene von Specht, nicht jeden Tag zu Gesicht zu bekommen. ,,Er ist ein Genie, ich vertraue ihm voll und ganz. Ende Oktober habe ich einen weiteren Termin in Straubing, dann entscheidet Dr. Strobel, ob ich nochmal operiert werden muss", so der Vollblutfußballer, der sich derzeit nur schwer humpelnd fortbewegen kann, aber bereits von Hause aus medizinisch allerbestens versorgt ist. Vater Dr. Ralf Specht ist Allgemein- und Sportmediziner in Lieblos, Onkel Gerd Specht Inhaber der Physiotherapiepraxis ,,Physio Med" in Lieblos. ,,Da bin ich schon sehr gut aufgehoben", so der FSV-Angreifer, der auch von seinen Teamkollegen unheimlich angetan ist: ,,Sie haben mein Trikot mit der Nummer zehn auswärts beim Siegerfoto in der Mitte hochgehalten, das hat mich wirklich sehr berührt. Einen dicken Dank an dieser Stelle an meine Mannschaft", so Specht.

Seine sportlichen Ziele klingen fast schon bescheiden: ,,Ich gebe alles dafür, so schnell wie möglich wieder geregelt Sport treiben zu können." Dafür arbeitet Specht, dessen Bruder Jonas dem FSV Lieblos auch wegen Knieproblemen fehlt, fast täglich bei seinem Onkel in der Physiotherapiepraxis. Denn: ,,Mir blutet das Herz. Ich würde dem Verein, der sicher weiter vorne mitspielen könnte, so gerne mit dem ein oder anderen Tor helfen. Es tut einfach weh, nur am Spielfeldrand stehen zu können."



Aufrufe: 019.10.2015, 19:07 Uhr
Christian Pomoja (Gelnhäuser Tageblatt)Autor