2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Thomas Rinke
F: Thomas Rinke

Landessportbund will 80.000 Euro vom TuS

Kunstrasenplatz bezuschusst – Vereinsauflösung später

Der TuS Lingen wird voraussichtlich doch noch nicht Ende 2016 aufgelöst. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Das sichere Aus für den Lingener Traditionsverein wird Anfang 2017 kommen. Unterdessen hat auch der Landessportbund Ansprüche im Insolvenzverfahren angemeldet.

Lingen. Den Grund für die Verschiebung, ursprünglich war das Ende für den Fußballclub nach dem letzten Punktspiel am 17. Dezember 2016 geplant gewesen, teilte Robert Koop, Fraktionsvorsitzender der BN im Lingener Stadtrat und Mitglied im Beirat des Nachfolgevereins RB Lingen, in der jüngsten Sitzung des Sportausschusses der Stadt mit. Es liegt an der Satzung des Niedersächsischen Fußball-Verbandes (NFV): Nach dieser hat jeder Mitgliedsverein des NFV formal das Recht, innerhalb von vier Wochen nach Veröffentlichung des Aufnahmeersuchens eines neuen Vereins Einspruch hiergegen einzulegen. Erst nach Ablauf dieser Frist entscheidet das NFV-Präsidium über die Aufnahme. „Daher kann der Vorstand des RB Lingen erst Anfang 2017 die Dinge in die Hand nehmen“, sagte Koop.

Fraglich ist, ob der Insolvenzverwalter so lange mitspielt. Laut Koop passt das Insolvenzrecht nicht auf einen Sportverein. Rechtsanwalt Florian Dälken, vom Amtsgericht Lingen als Insolvenzverwalter des TuS Lingen eingesetzt, erklärte hierzu, er sei bereit, dies unter zwei Voraussetzungen zu unterstützen. „Es muss wirtschaftlich sinnvoll und insolvenzrechtlich darstellbar sein.“ Dies bezweifelt Dälken derzeit leicht: „Wenn Kosten anfallen, ist es nicht darstellbar. Der Vereinsbetrieb darf nur aufrechterhalten werden, wenn er Gewinne abwirft, von denen die Gläubiger profitieren.“ Dazu würden noch Gespräche mit dem Vereinsvorstand stattfinden.

Förderung: 100.000 Euro

Auch auf ein weiteres Problem wies Koop hin. Der TuS habe vom Landessportbund (LSB) einen Zuschuss von 100. 000 Euro für den Bau eines Kunstrasenplatzes im Emslandstadion erhalten. Die könnte der Verband jetzt möglicherweise anteilig zurückfordern. „Der LSB hat seine Forderungen gegenüber dem Insolvenzverwalter geltend gemacht und wartet nun den Verlauf des Verfahrens ab“, erklärte eine Sprecherin des Verbandes. Laut Dälken hat der Verband eine Forderung von 80.000 Euro angemeldet. Dazu, ob der Verband möglicherweise auch Forderungen gegen die Stadt Lingen geltend machen wird, in dessen Besitz der Kunstrasenplatz nach dem Erlöschen des TuS übergehen wird, wollte sich die Sprecherin nicht äußern.

Zur TuS-Insolvenz sagten mehrere Sportausschuss-Mitglieder ihre Meinung: Werner Hartke (CDU) hielt es für richtig, dass die Stadt dem klammen TuS Lingen in diesem Fall nicht finanziell unter die Arme gegriffen hat. „Es kann nicht sein, dass ein Verein in dieser Situation an die Stadt herantritt. Eine solche Unterstützung wäre unfair gegenüber allen anderen Vereinen gewesen.“ Sein Fraktionskollege Stefan Heskamp sagte, dass der alte Vorstand des TuS Lingen erhebliche Fehler bei Steuer und Sozialversicherung gemacht habe: „Es ist doch nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Ohne professionelle Hilfe ist es grob fahrlässig, was der alte Vorstand des TuS gemacht hat.“

Hermann-Otto Wiegmann (SPD) kritisierte das System im Amateurfußball: „Das ist im höherklassigen Bereich so aufgebaut, dass viele Vereine damit Probleme haben.“ CDU-Ratsherr Thomas Wilbers konkretisierte dieses Problem. Wenn ehrenamtlich tätige Vorstandsmitglieder zu Arbeitgebern würden, müsse der Gesetzgeber sich etwas überlegen, um ihnen die Arbeit zu erleichtern. „Ich hoffe, dass der TuS ein Einzelfall bleibt“, sagte Wilbers.

Dirk Meyer (FDP) befürchtete, dass der Fußball nicht die einzige Sportart bleibt, die Steuerbehörden und Sozialversicherung genauer unter die Lupe nehmen werden. „Wir haben 2012 beim SV Holthausen-Biene und jetzt beim TuS Lingen gesehen, was passieren kann. Turnen könnte das nächste Feld sein, wo sich die Behörden für die Entgelte der Übungsleiter interessieren“, sagte Meyer.

Aufrufe: 07.12.2016, 20:00 Uhr
Von Wilfried RoggendorfAutor