2024-04-23T06:39:20.694Z

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F: Sebastian Pototzki
F: Sebastian Pototzki

Landesliga-Realität überrumpelt Nettetal

Union Nettetal ist die große Enttäuschung im bisherigen Saisonverlauf in der Landesliga.

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Offenbar hat die Mannschaft nicht die mahnenden Worte ihres Trainers verstanden. Auch ist die Konkurrenz stärker als gedacht, und es gibt eine Unwucht im Kader.
Zwei Landesligisten aus dem Grenzland haben einen Saisonstart zum Vergessen hingelegt. Nach fünf Spieltagen hat der 1. FC Viersen gerade mal einen Punkt auf der Habenseite, Union Nettetal hat nur einen Zähler mehr gesammelt. Aber auch wenn die Entwicklung der jungen Viersener Mannschaft trotz des frühen Zeitpunkts in der Saison besorgniserregend ist, sind die Nettetaler die größte Negativ-Überraschung in der Landesliga. Denn die Union ist mit viel höheren Ansprüchen angetreten, wollte nach einer starken zurückliegenden Saison, die auf Platz vier endete, mindestens wieder genauso gut abschneiden - am liebsten noch besser.

Doch das liegt jetzt erst einmal in weiter Ferne. Platz vier, auf dem überraschend die VSF Amern rangieren, ist schon stolze neun Punkte entfernt, Platz eins mit Aufsteiger 1. FC Monheim sogar schon 13 Zähler. "Noch ist alles drin, das hat das Beispiel Homberg vorige Saison gezeigt", hatte Nettetals Sportlicher Leiter Dennis Treker vor der Partie beim TSV Meerbusch II gesagt, allerdings mit dem dezenten Zusatz: "Langsam sollten wir mal anfangen zu punkten. Wenn wir aus den nächsten drei Spielen keinen Sieg holen, können wir die Saison abhaken." Dass es beim Aufsteiger die nächste Niederlage setzte, lässt vermuten, dass Trainer Chiquinho mit seinen warnenden Worten vor der Saison bei seinen Spielern nicht so richtig angekommen ist. Er hat bei jeder Gelegenheit betont, dass auf sein Team in der Rolle des Gejagten eine sehr schwere Spielzeit zukommen würde. "Über die Gegner weiß ich nicht viel. Aber sicher ist, dass Qualität alleine nicht reichen wird. Du musst von Beginn an voll konzentriert sein, sonst sind die ersten vier Spiele verloren, bevor du richtig wach bist", hatte Chiquinho kurz vor dem Saisonstart erklärt. Mit zwei Unentschieden und drei Niederlagen ist dieser Szenario jetzt fast genauso so eingetreten, und Chiquinho muss feststellen: "Dass es so extrem schwer würden, damit habe nun doch nicht gerechnet." Offenbar ist die für die Grenzland-Teams neue Gruppe 1 der Landesliga stärker als vermutet, obwohl dort gleich fünf Aufsteiger mitmischen. Aber gerade die schlagen sich, abgesehen von Dormagen, bislang beachtlich. Monheim und Vohwinkel sind ungeschlagen Erster und Zweiter.

Außerdem haben die sportlich Verantwortlichen in Nettetal augenscheinlich unterschätzt, wie sich die nur kleinen Veränderungen im Kader auswirken würden. "In Tom van Bergen hatten wir nur einen Abgang aus der Stammformation zu verzeichnen. Der Kader kann nicht schlechter sein", sagte Dennis Treker. Ist er bestimmt auch nicht, aber offenbar ist eine Unwucht ins Gefüge gekommen. Denn wie wertvoll van Bergen in Chiquinhos bevorzugtem 4:2:3:1-System war, zeigt sich jetzt noch mehr, wo er nicht mehr da ist. Defensiv kann sein Fehlen noch einigermaßen kompensiert werden, aber offenbar nicht im Spielaufbau. Überhaupt läuft's in der Viererkette noch nicht rund. Abgesehen davon, dass Zugang Oguzhan Bonsen noch Eingewöhnungsprobleme hat, schmerzt der Ausfall von Kapitän Michael Killich (Fußbruch) extrem. Zur Misere in der Hintermannschaft kommt hinzu, dass der als Spielmacher geholte Ekrem Engin noch nicht in Nettetal angekommen ist und die zusätzliche Variante durch die Mitte noch nicht wirklich eine ist. In den bisherigen Spielen wurde auch deutlich, dass ein altes Problem nach wie vor besteht - den Nettetalern fehlt ein echter Torjäger. Tobias Gorgs fällt zu oft aus, und Andreas Kus ist bislang den Nachweis schuldig geblieben, dass er diese Rolle in einer Spitzenmannschaft ausfüllen kann.

Das alles führt dazu, dass inzwischen auch bei erfahrenen Spielern die Nerven angegriffen sind. So verschoss der 33-jährige Blerim Rrustemi, ehemaliger albanischer Nationalspieler, gegen Meerbusch kläglich einen Elfmeter, der sein Team 1:0 in Führung gebracht hätte. Am Ende setzte es eine 1:2-Niederlage. "Wir lassen uns nicht verrückt machen. Wir brauchen nur ein Erfolgserlebnis", hatte Dennis Treker vor der Niederlage erklärt. Die nächste Chance, ihr unbestrittenes Potenzial freizulegen, haben die Nettetaler am Sonntag im Heimspiel gegen den Düsseldorfer SC - der reist allerdings als Tabellendritter an.

Aufrufe: 06.9.2016, 08:14 Uhr
RP / David BeinekeAutor