2024-04-16T09:15:35.043Z

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Ist der Meinung, dass der SV Weil ?zumindest oberligatauglich ist?: Kurt Schwald | Foto: Uwe Rogowski
Ist der Meinung, dass der SV Weil ?zumindest oberligatauglich ist?: Kurt Schwald | Foto: Uwe Rogowski

Kurt Schwald: "Ein bisschen zu viel gefordert"

BZ-Interview: Der Trainer des Fußball-Verbandsligisten SV Weil vor dem Heimspiel gegen Tabellenführer Freiburger FC / Wird Martin Spieß Co-Trainer?

Eineinhalb Jahr lang war Kurt Schwald von der Trainerbühne verschwunden. Jetzt ist er zurück und schickt sich an, mit dem Fußball-Verbandsligisten SV Weil, den er Ende September von Mathias Chrobok übernommen hat, eine Erfolgsgeschichte zu schreiben. Vier Spiele, zehn Punkte, lautet seine Anfangsbilanz. Im Interview mit BZ-Redakteur Uwe Rogowski spricht er über Weiler Ambitionen, seine Impulsivität und den Trainer des SC Freiburg.

BZ: Herr Schwald, wenn die Datenbanken stimmen, haben Sie in den 1990er Jahren mit dem FC Steinen-Höllstein in der Verbandsliga gegen den Freiburger FC gespielt, bei dem ein gewisser Christian Streich im Mittelfeld agierte. Welche Erinnerung haben Sie an den heutigen Bundesligatrainer?

Schwald: Dass er auf dem Platz genauso verrückt war wie ich. Total emotional. Er hat sehr stark von seiner Emotionalität gelebt, würde ich sagen. Er war aber auch ein Riesenfußballer, hatte alle Facetten, vor allem eine sehr gute Technik.

BZ: Wie bei Streich bleibt auch bei Ihnen auf dem Platz fast nichts unkommentiert. Sie sind notorisch heiser, und es heißt, wenn Sie und Ihr Bruder Michael auf dem Platz stehen, beziehungsweise standen, braucht der Rest Ohrenstöpsel.

Schwald: Dagegen lässt sich wenig sagen. Wir können nicht verlieren, das stimmt, sind manchmal so fanatisch, dass wir über das Limit hinausgehen; beim Meckern zum Beispiel.

BZ: Von Ihrem leider verstorbenen Ex-Trainer in Steinen, Uwe Ehret, haben Sie den Hang zur Disziplin mitbekommen, sagen Sie selbst. Disziplinfanatiker finden Sie nicht negativ besetzt?

Schwald: Überhaupt nicht. Eine gewisse Grundeinstellung muss da sein. Es geht um die Mannschaft, nicht um Einzelne. Auch wenn man Riesenfußballer hat, gewinnt man nicht automatisch viel.

BZ: Das gefällt nicht jedem Spieler.

Schwald: Richtig. Ich denke, dass ich in Zell in dieser Beziehung auch ein bisschen meine Probleme hatte, dass ich es nicht so leben, nicht so durchziehen konnte. Es waren einfach andere Charaktere, andere Umstände da. Vielleicht habe ich ein bisschen zu viel gefordert. Ich hatte zum Teil Vorstellungen, die Einzelne nicht umsetzen wollten oder konnten. Ich möchte eben, dass die Spieler ihr Leistungsvermögen abrufen. Ich kann mit fehlendem Ehrgeiz oder verschenktem Potenzial nicht gut umgehen.

BZ: Sie sagen, dass Sie Ihre Lehren gezogen haben. Das heißt?

Schwald: Zu meiner Anfangszeit als Coach war ich Spielertrainer. Da war ich ein komplett Verrückter. Ich hatte nicht den erforderlichen Abstand, war noch zu sehr Spieler. Ich habe die Mannschaft auch nach richtig schlechten Spielen noch gut geredet. Jetzt sehe ich es, glaube ich, neutraler oder objektiver. Nicht mehr so blauäugig. Wenn wir gewonnen haben, sage ich nicht mehr, alles war gut.

BZ: Ihr Start beim SV Weil war mit dem 5:1 gegen Stadelhofen spektakulär. Sie waren erst eineinhalb Tage bei der Mannschaft, was haben Sie ihr vorher gesagt?

Schwald: Dass sie an sich glauben soll, ich habe den Spielern Mut zugesprochen. Wenn ihr die Aufgaben diszipliniert erfüllt, wenn ihr taktisch diszipliniert spielt und unseren angestrebten Ballbesitz ausspielt, werden wir zu Chancen kommen und erfolgreich sein. Zunächst vielleicht nur in einem Spiel, in jedem Fall aber auf längere Sicht.

BZ: Nicht wenige Trainer in der Verbandsliga Südbaden sind der Meinung, der SV Weil ist eine Spitzenmannschaft.

Schwald: Ich denke auch, dass sich der SV Weil mit diesem Kader zu den vorderen Mannschaften zählen kann.

BZ: Entsprechend leiten sich die Ziele ab?

Schwald: Ich formuliere keine Ziele. Mein Ziel ist es höchstens, unser Spiel weiter zu entwickeln, ich arbeite an der Art und Weise. Dann stellt sich der Erfolg ein, beziehungsweise hält an. Wir haben ja zuletzt schon zehn Punkte aus vier Spielen geholt. Wenn die Mannschaft die Aufgaben weiter so umsetzt, werden die Erfolge anhalten. Mir ist aber erst einmal wichtig, dass bei vier oder fünf Absteigern Abstand nach hinten gewahrt ist.

BZ: In den Gesprächen mit den Verantwortlichen fiel nie das Wort Oberliga?

Schwald: Null. Der Verein hat mir gegenüber keine Ziele oder Wünsche geäußert. Wobei ich schon der Meinung bin, dass der Verein zumindest oberligatauglich ist. Das wäre in Weil möglich. Eine Kreisstadt kann das allemal hinbekommen. Jetzt tun wir aber gut daran, bis zum Winter so viele Punkte wie möglich zu holen: dann gut arbeiten und gestärkt in die Rückrunde starten.

BZ: Der FV Lörrach-Brombach hat in der Landesliga hohe Ziele, der Verein könnte in den nächsten Jahren aufschließen.

Schwald: Theoretisch ja, aber ich denke, in Lörrach fehlen noch die Strukturen. Da ist der SV Weil doch noch etwas anders aufgestellt, wie ich finde.

BZ: Ein Wort zu Guido Perrone: Muss er weiter mit einer Reservistenrolle leben?

Schwald:
Es ist im Moment dem Erfolg geschuldet, dass er nur eingewechselt wird. An Fabio Bibbo vorbei zu kommen, ist derzeit schwer. Aber Guido lässt sich nicht hängen, er trainiert gut. Die Runde ist lang, Fabio ist ja manchmal auch verletzungsanfällig.

BZ: Auf der Co-Trainerposition haben Sie noch eine vakante Stelle.

Schwald: Es ist natürlich schade, dass Thomas (Schwarze, die Red.) es nicht weiter gemacht hat, weil ich ihn schon ewig kenne und in Steinen auch mit ihm gespielt habe. Warum er nicht mehr wollte, kann ich nicht sagen.

BZ: Können oder wollen?

Schwald: Können, denn ich weiß es nicht genau. Ich habe mit ihm natürlich gesprochen, aber er hat nur ein bisschen herum gedruckst. Es hing vielleicht mit der Verbundenheit zu Mathias (Chrobok, die Red.) zusammen, hatte aber wohl auch private Gründe und es war wohl auch etwas Enttäuschung von der Mannschaft dabei. Wir haben mit Martin Spieß jemanden, der aus unserer Sicht ein guter Nachfolger sein könnte. Mit ihm habe ich schon in Steinen zusammen gespielt. Bis Anfang nächster Woche will er sich entscheiden. Zur Vorbereitung in der Rückrunde hätte ich gerne einen Co-Trainer.

BZ: Herr Schwald, Sie haben mit Weil in vier Partien zehn Punkte erspielt. Samstag kommt der Freiburger FC. Ihr Ex-Verein ist bis dato der Überflieger der Liga.

Schwald: Eine echte Hausnummer, ja. Wir nehmen diese Herausforderung aber gerne an. Ich freue mich gerade aus fußballerischer Sicht. Ich hoffe und denke, dass es ein sehr interessantes Spiel wird. Das ist eine Topmannschaft und das Maß aller Dinge in der Liga. Die Saison ist ja schon ein paar Wochen alt und die stehen nicht ohne Grund souverän oben. Über den FFC läuft die Meisterschaft.

BZ: Die Freiburger haben neun ihrer elf Spiele gewonnen, und das in meist souveräner Manier.

Schwald: Man hat aber in Linx gesehen, dass wir uns mit den richtig guten Mannschaften der Liga messen können. Auch gegen den FFC werden wir das Spiel offen gestalten können, davon gehe ich aus. Zumal wir keine neuen Verletzungsprobleme haben. Ich glaube nicht, dass sie uns an die Wand spielen.

Zur Person Kurt Schwald:
Für den 43-jährigen Trainer des Verbandsligisten SV Weil gibt es „eigentlich nur Fußball“. Weitere Hobbys hat Kurt Schwald trotzdem: Mountainbiken und Ski alpin. Schwald coachte den FC Wehr (2002-08), den Freiburger FC (2008/09) und den FC Zell (2010-12). Als Spieler war er in Wehr, Steinen, Teningen und Bahlingen aktiv. Beim FC Zell III kickt er heute noch. Schwald ist gelernter Bäcker, „der Knochenjob“ veranlasste ihn aber, die Berufssparte zu wechseln. Seit einer Umschulung ist er auch Versicherungsfachmann und arbeitet in dieser Funktion in seinem Heimatort Zell. Schwald ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Aufrufe: 018.10.2013, 08:30 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor