2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines

Kritik an Thomas Bökelmann

Der Vorsitzende des TV Jahn Hiesfeld über die finanzielle Situation, die seit gut zwei Wochen für Unruhe sorgt

Es gibt derzeit sicher vergnüglichere Aufgaben als in verantwortlicher Position beim TV Jahn Hiesfeld zu stehen. Vorsitzender Dietrich Hülsemann versucht seit den Unruhen vor Saisonbeginn wegen finanzieller Forderungen der Oberliga-Fußballer und des vom Vereinsvorstand verordneten Sparkurses für die Abteilung die Gemüter zu beruhigen.

Ebenso versucht er Geldquellen zu generieren, muss dabei aber nicht nur aktuelle Probleme lösen, sondern auch die sportliche Zukunft im Blick haben. Im Interview nahm Hülsemann am Rande des Oberliga-Spiels bei der U23 des MSV Duisburg am Wochenende Stellung zur Situation im Verein und kritisiert dabei die Fußball-Abteilung um den ehemaligen Vorsitzenden Thomas Bökelmann.

Herr Hülsemann, nach den Turbulenzen um ausstehende Zahlungen wird gemunkelt, der Vorstand des TV Jahn lege langfristig keinen Wert darauf, im Fußball eine Oberliga-Mannschaft zu stellen. Wie begegnen Sie diesen Gerüchten?

Hülsemann Wenn der Verein das nicht wollen würde, hätten wir vor Saisonbeginn die Reißleine gezogen und die Mannschaft aus der Oberliga abgemeldet. Wir haben mit unserem Sponsoring, etwa dem Club 100, den Stadtwerken und sonstigen Unterstützern einen Etat von 150 000 Euro, das ist mehr als alle anderen Dinslakener Vereine zusammen haben. Wenn es uns gelingt, das Niveau langfristig zu halten, können wir in der Oberliga spielen, eventuell dann aber eben mit jüngeren Spielern. Das ursprüngliche Problem war ein anderes.

Welches?

Hülsemann Uns war im Gesamtvorstand im Februar bereits bewusst, dass Einsparungen vorgenommen werden müssen, und wir haben das auch frühzeitig thematisiert. Wir mussten versuchen, etwas im Gefüge zu verändern. Es hilft ja nicht, wenn wir 150 000 Euro haben, die Mannschaft aber 180 000 Euro kostet. In der Fußball-Abteilung ist das aber nicht ausreichend kommuniziert worden, und am Ende wurden die Spieler von der Entwicklung vollkommen überrascht. Wenn sie früher informiert worden wären, hätten wir das Thema am Ende gar nicht gehabt.

Für Beobachter ist die Situation ohnehin schwer nachvollziehbar. Der TV Jahn hat vor zwei Jahren ein Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund vor 6000 Zuschauern gespielt, aus dem Niederrheinpokal-Endspiel gegen den MSV Duisburg im Mai 2014 kam eine sechsstellige Summe in die Vereinskasse. Außenstehende fragen sich, was mit dem Geld gemacht wurde.

Hülsemann Es ist ja nicht so, dass wir alle Einnahmen, so wie sie fließen, netto verwenden können. Wir müssen auch Steuern zahlen, ein Teil der Summen ist in Rücklagen geflossen, die den Verein am Leben erhalten. Unser Geschäftsführer Ralf Wind und Vereinsjugendleiter Stefan Hoffmann steuern das Budget der Fußball-Abteilung, der Hauptvorstand hat sämtliche Vertragsangelegenheiten übernommen.

Welche Rolle spielt Harald Plank dann noch?

Hülsemann Er bleibt der Manager der Oberliga-Fußballer, Harald Plank ist ja nach wie vor quasi die ganze Mannschaft. Und er ist ebenso Sponsor. Er hat auch den Vertrag mit Neuzugang Patrick Polk vom KFC Uerdingen ausgehandelt . Seine Aufgabe ist, die Augen offen zu halten, er macht das Sportliche. Zu Wochenbeginn ist eine Vorstandssitzung vorgesehen, in der die Weichenstellung für weitere Sponsoreneinnahmen besprochen wird, danach wird es sicher Gesprächsbedarf zwischen Ralf Wind und Harald Plank geben. Ich denke, Plank steht uns weiter zur Verfügung, unser Verhältnis ist seit den letzten Vorkommnissen sogar enger geworden.

Sollte die Mannschaft am Ende der Saison sportlich die Klasse halten, können Sie dann garantieren, dass auch 2016/17 in Hiesfeld Oberliga-Fußball zu sehen ist?

Hülsemann Stand heute gehe ich davon aus, dass es dabei bleibt. Ich glaube auch, die Mannschaft ist zufrieden mit den jetzigen Bedingungen, wie sie besprochen wurden.

Der Dinslakener Sportausschuss berät in seiner nächsten Sitzung einen Antrag des TV Jahn, die Namensrechte am Stadion vermarkten zu können. Was versprechen Sie sich davon?

Hülsemann Es gibt eine Dissertation, in der der SV Schermbeck erwähnt wird, der das so genannte Naming Right für seine Arena an ein Geldinstitut vergeben hat. Wir können das nicht machen ohne die Zustimmung der Stadt als Eigentümerin, der Antrag gilt aber nicht nur für uns; wenn die Politik zustimmt, können alle Dinslakener Vereine die Namensrechte vermarkten. Ob uns das gelingt, müssen wir abwarten, aber es wäre eine potenzielle Einnahmequelle. Die Ratinger Fußballer hatten auf der Suche nach einem Trikotsponsor eine Verlosungsaktion durchgeführt. Sie haben 41 Lose à 1000 Euro verkauft, einer der Käufer kam schließlich aufs Trikot. Vielleicht können wir Werbepakete für 1000 Euro schnüren oder auch die Benennung des Namens unter den Club-100-Mitgliedern verlosen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE GERARD DOMBROWSKI

Aufrufe: 025.8.2015, 09:30 Uhr
RPAutor