2024-05-10T08:19:16.237Z

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Diesmal nur zu fünft: Sonst wird das Angebot von Dietrich Hupke und Reinhard Kühlcke (3. und 4. von oben) zahlreicher genutzt. Foto: ml
Diesmal nur zu fünft: Sonst wird das Angebot von Dietrich Hupke und Reinhard Kühlcke (3. und 4. von oben) zahlreicher genutzt. Foto: ml

Krempe bietet Fußball für Flüchtlinge

Dank kostenloser Vereinsmitgliedschaft beim TuS sind Asylbewerber unfallversichert - Hoffnung auf künftige Vergleichsspiele

Was für hiesige Kicker etwas ganz Alltägliches ist, wird für viele Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, plötzlich über die Maßen wichtig: Einfach im Spiel mit Gleichgesinnten dem runden Spielgerät hinterher zu jagen und sich über gelungene Tricks, Spielzüge und Torabschlüsse freuen zu dürfen. Für die Flüchtlinge bedeutet das die Möglichkeit, zum Teil schlimme Erlebnisse wenigstens für kurze Zeit hinter sich lassen zu können.

Viele deutsche Kommunen haben in den vergangenen Monaten eine Vielzahl von Flüchtlingen aufgenommen. Das Amt Krempermarsch ist derzeit aber wohl die einzige Verwaltung im Kreis Steinburg, die für diese Menschen auch eine Hallenfußballzeit bereit hält.

Entsprechende Wünsche aus der Gruppe der etwa 40 Flüchtlinge, die in Krempe und Umgebung aufgenommen worden sind, kamen über den örtlichen Unterstützerkreis Dietrich Hupke zu Ohren. Der Pensionär, der im Kreisfußballverband für den Schulfußball, sowie Freizeit- und Breitensport zuständig ist, übernahm die Initiative. ,,Ich habe mir gedacht: Du hast ja Zeit und auch die nötigen Verbindungen."

Nach dem ersten Aufruf vor wenigen Wochen kamen acht Fußball-Begeisterte, seitdem trifft man sich immer montags meist in bisher gleich bleibender Besetzung zwischen 11 und etwa 12.30 Uhr in der großen Kremper Sporthalle - alles Männer im Alter zwischen Ende 20 und Mitte 40. Sie kommen zu gleichen Teilen aus dem Iran und aus Syrien.

Die roten Trikots spendierte der TuS Krempe und über eine beitragsfreie Vereinsmitgliedschaft über die Sparte ,,Integrationssport" sind die Flüchtlinge auch unfallversichert. Zudem stellt der Schulverband die Halle kostenlos zur Verfügung. Hupke: ,,Sie würden sich gern noch ein zweites Mal in der Woche treffen, aber es gibt leider keine weitere freie Hallenzeit. So hoffen wir auf den Frühling, dann sind wir nicht mehr auf das Hallendach angewiesen. Das macht dann vieles leichter."

Auch ein paar mehr Kicker könnten es nach Hupkes Meinung noch sein, dann könne man ein bisschen mehr variieren. Ein ausgefeiltes Training war von den meisten allerdings gar nicht gewünscht - Ball raus und spielen, lautet derzeit die Devise.

Die Kommunikation mit seinen Schützlingen ist für Dietrich Hupke noch nicht so einfach. Das geht über ein paar Brocken Deutsch und ansonsten über Symbole und Handzeichen. Dem herzlichen Umgang untereinander tut das aber keinen Abbruch. ,,Die sind alle super nett, keine Spur von Aggressivität", sagt Hupke.

Untereinander können sich die Männer aus unterschiedlichen Sprachen allerdings schon verständigen. Nur zu gern unterstützt der örtliche Sportverein TuS Krempe diese Initiative. ,,Wir öffnen uns als Gesamtverein und auch in allen Sparten für die Flüchtlinge", sagt TuS-Vorsitzender Reinhard Kühlcke. Manche Kinder aus den Familien seien schon bei der F- und G-Jugend dabei.

Der Verein denkt auch über ein Angebot für Frauen und Mädchen nach. Kühlcke: ,,Wenn sich die Gruppe weiter gefestigt hat, würde sie gern auch Vergleichsspiele mit anderen austragen." Der TuS Krempe würde dabei im Bedarfsfall auch den Transport unterstützen. Derzeit gibt es im Kreis Steinburg, den die Flüchtlinge im Zustand der Duldung ohnehin nicht verlassen dürften, noch keine weitere vergleichbare Gruppe. Ein Sportangebot gibt es sonst noch beim TSV Lägerdorf: Dort trainieren drei Leichtathleten.

Aufrufe: 04.3.2015, 12:30 Uhr
SHZ / Michael LemmAutor