2024-04-24T07:17:49.752Z

FuPa Portrait
Daniel Noske in Aktion: Mit der Nummer 14 lief er jetzt bei der inoffiziellen EM für Bundeswehrnationalmannschaften auf.
Daniel Noske in Aktion: Mit der Nummer 14 lief er jetzt bei der inoffiziellen EM für Bundeswehrnationalmannschaften auf.

Kreisliga B und Nationalteam

Indestädter mit Karriere der etwas anderen Art

Jeder Junge, der gegen einen Ball tritt, träumt genau davon: einmal im Trikot der Nationalmannschaft auflaufen. Rasen unter den Füßen. Die Hymne hören. Den Adler auf der Brust. Kurzum: Gänsehaut und für einen Fußballer das größte.
Dieser Wunsch bleibt den meisten Spielern verwehrt. Ein Indestädter legt derzeit eine Nationalmannschaftskarriere der etwas anderen Art hin.

Daniel Noske ist 29 Jahre alt, schnürt seine Schuhe für den B-Ligisten Sportfreunde Hehlrath – und nun auch für die Bundeswehr-Nationalmannschaft.

Hauptfeldwebel Noske lebt in Hehlrath, ist in Aachen stationiert und spielt dort in der sogenannten Schulmannschaft. Bei einem Turnier in Köln fällt er vor zwei Jahren auf und wird daraufhin zu einem Sichtungsturnier eingeladen. „Da habe ich anscheinend überzeugt“, sagt er und lacht. Eigentlich soll er auch gleich mit zur Weltmeisterschaft in Aserbaidschan, weil das allerdings zu kurzfristig kommt, muss er absagen.

Nach ein paar Lehrgängen und Freundschaftsländerspielen lässt das nächste große Turnier dann bis zum November 2014 auf sich warten. Die inoffizielle Europameisterschaft im französischen Rochefort steht auf dem Programm. Neben Deutschland haben Frankreich, die Niederlande und Irland gemeldet. Deutschland ist Titelverteidiger und will sich bei dem Turnier für die Weltmeisterschaft oder besser: Military World Games im kommenden Jahr in Südkorea qualifizieren. Dafür ist mindestens Platz zwei nötig. Aber daraus wird nichts.

Drei Spiele, ein Punkt

Daniel Noske steht gegen die Niederlande und den neuen Europameister Frankreich als Stürmer in der Startelf und wird gegen Irland bereits in der 20. Minute eingewechselt, die deutsche Elf holt aber lediglich einen Punkt. Gegen den Europameister steht es am Ende 0:0. Allerdings ist bereits nach den ersten beiden Spielen klar, dass es nicht reicht. Zum Auftakt gibt es ein 0:3 gegen die niederländischen Nachbarn und gegen Irland ein knappes 2:3.

Für den 29-Jährigen, der beim VfR Forst mit dem Fußballspielen begann und später für Hehlrath Laurenzberg und Dürwiß in der Jugend sowie für Alemannia Mariadorf (Landesliga), Rhenania Eschweiler (Landesliga/Aufstieg in die Verbandsliga), Laurenzberg und – dahin zog es ihn immer wieder zurück – die Sportfreunde Hehlrath kickte, bleiben jedoch viele positive Eindrücke.

Er sei schon stolz gewesen, sagt er und ergänzt wenig später: „Das war richtig klasse.“ Immerhin sei er derjenige, „der in der niedrigsten Liga spielt“. Es gab Zeiten, in denen Fußballprofis die Schuhe für die Bundeswehrnationalmannschaft schnürten. Das war jedoch vor der Abschaffung der Wehrpflicht. Dennoch ist das Niveau auch jetzt hoch. Die meisten Spieler kicken in der Landes- oder Verbandsliga.

Michél Kniat, der unter anderem für die U 19 von Alemannia Aachen, den KFC Uerdingen sowie Kickers Emden spielte und jetzt beim Blumenthaler SV (Bremen-Liga/fünfthöchste Spielklasse) und Andreas Gerdes, der Regionalliga-Erfahrung hat, sind die bekannteren Gesichter der Mannschaft. Zu Michél Kniat, der früher unter anderem für Alemannia Mariadorf aktiv war, hat er einen ganz guten Kontakt. Wenn er bald zu einem neunwöchigen Kehrgang in der Nähe von Bremen ist, darf er beim Blumenthaler SV mittrainieren.

Es ist für Daniel Noske, der in der Bundesliga Bayer Leverkusen die Daumen drückt, schon ein großer Kontrast zwischen seinen Auftritten mit den Sportfreunden Hehlrath in der Kreisliga B und den Terminen mit der Nationalmannschaft. Man komme sich schon wie ein Profi vor, erzählt er. So seien etwa die Regenerationsmaßnahmen sehr professionell und es gebe stets eine Videoanalyse der Spiele. Das kennt Noske so bislang nicht.

„Das ist sehr interessant. Mit so einer Analyse bekommt man eine ganz andere Selbstwahrnehmung“, hat er festgestellt. So habe er Spiele gemacht, bei denen er sich „gar nicht so schlecht“ fand. Bis die Videoanalyse einige – nun ja – nicht so gelungene Pässe zu Tage förderte.

Auf nach London

Der nächste Höhepunkt steht in der kommenden Woche an. Dann ist Daniel Noske beim „Game of Truce“ in London dabei. Die Bundeswehr erinnert gemeinsam mit der British Army am 17. Dezember an eine so wahre wie eigentlich auch schier unglaubliche Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg: Westfront, Weihnachten 1914, britische und deutsche Soldaten liegen sich in den Gräben feindlich gegenüber.

Dann geschieht plötzlich, was als Christmas Truce in die Geschichte eingehen soll: Man verabredet über Weihnachten auf dem „kleinen Dienstweg“ einen Waffenstillstand, man besucht sich gegenseitig – und verabredet sich zu einem legendären Fußballspiel. Dieses Spiel wird jetzt am 17. Dezember in London in Erinnerung an das Spiel vor 100 Jahren wiederholt: Die Bundeswehr Fußball-Nationalmannschaft spielt gegen die britische Army Football Association auf der Anlage des Aldershot Town Football Club!

Daniel Noske ist bei der viertägigen London-Reise mittendrin. Es ist ein weiteres Kapitel dieser etwas anderen Nationalmannschaftskarriere.

Aufrufe: 010.12.2014, 17:30 Uhr
Tobias Röber I AZ/ANAutor