2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar

Kreß und SVS – es passte nicht zusammen

Wie ist die Lage in Straelen vor dem Spiel bei Viktoria Goch?

Beide Seiten waren redlich bemüht. Und doch steht der Landesligist SV Straelen mit nur 14 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Eine Analyse der Situation vor dem Gastspiel des SVS bei Viktoria Goch.

Sicherlich kann man im Fall des SV Straelen weder dem bisherigen Trainer Georg Kreß allein noch der Mannschaft allein die Schuld für die Misere geben. Beide hatten dasselbe Ziel: den Klassenerhalt. Und doch haben beide offenbar nicht immer 100 Prozent dafür gegeben. Das Ergebnis: Drei Siege, fünf Unentschieden und acht Niederlagen – der vorletzte Platz in der Fußball-Landesligatabelle.

Es spielten verschiedene Faktoren eine Rolle. Zum einen waren zu Beginn der Saison mit Marian Gbur, Sebastian Clarke und Ronny Ernst drei wichtige Führungsspieler verletzt. Das allein wäre vielleicht noch nicht so ausschlaggebend gewesen, wenn nicht zum Ende der vergangenen Saison bereits zahlreiche Spieler – gute Spieler – den Straelener Klub verlassen hätten. Der Abgang von Philipp Brouwers oder Timo Ingenlath etwa hat eine große Lücke gerissen. Der Kader ist sehr dünn besetzt. Gerade im Offensivbereich mangelt es derzeit enorm. Doch anstatt sich wieder zu verstärken, setzte der SVS zunächst auf die eigene A-Jugend.

Diese musste sich aber erst einmal an die veränderten Gegebenheiten gewöhnen, hätten besser an die Hand genommen werden müssen. Dies gelang sowohl nicht den erfahrenen Spielern als auch nicht dem Trainer. Ein Louis Cavichiolo oder Max Fuchs wurden ins kalte Wasser geworfen und sollten direkt schwimmen. Doch es gab niemanden, der sie behutsam herangeführt hat. Aufgrund der personellen Mängel mussten sie direkt funktionieren, dabei wirkten sie aber eher etwas verloren auf dem Platz. Auch als die Verletzten ins Team zurückkehrten, veränderte sich wenig auf dem Platz. Nur einer war immer deutlich auf dem Platz zu hören: Marian Gbur. Er schrie sich die Seele aus dem Leib, dirigierte unermüdlich. Und doch taten sich immer wieder die gleichen Lücken auf, wurden die gleichen Fehler gemacht. Ganz zum Unverständnis des Trainers.

Kreß erwartete, dass auch die Nachwuchsspieler das im Training gelernte direkt umsetzen können, doch seine Erwartungen waren einfach zu hoch. Da der Coach lange Jahre höherklassige Klubs trainiert hatte, fehlte ihm beim SV Straelen auch ein wenig das Feingefühl für Amateure. Er absolvierte ein sehr professionelles Training, verlangte sehr viel, was aber gerade für jungen Akteure womöglich zu anspruchsvoll war. So erreichte Kreß die Spieler nicht, auch wenn sie sich untereinander gut verstanden haben. Während die "jungen Wilden" eher nur Spaß am Kicken haben wollten, hatte Kreß ein ehrgeizigeres Ziel.

Hinzu kommt die wenige Trainingsbeteiligung, über die sich Kreß beschwert hatte. So könnten keine Laufwege einstudiert werden, betonte er. Die Quintessenz: Auf dem Platz fehlte die Abstimmung. Es gab nicht das gewünschte Zusammenspiel. Dabei hat das Team die nötige fußballerische Klasse, um in der Liga zu bleiben. Oftmals wirkt es aber so, als haben die Spieler einfach keine Lust. Sie trotten mit hängenden Köpfen über den Platz. Erst in den vergangenen beiden Spielen zeigten sie wieder Kampfgeist, den sie vorher oft vermissen ließen. Und auch Kreß hatte den Ruf, sich nicht genug in das Team reinzuhängen. Aus Vereinsseiten hörte man immer wieder, er tue nur das Nötigste.

Mit Interimscoach Stefan Janßen soll nun genau da angesetzt werden. Er soll dem Team neues Selbstbewusstsein geben und es wieder zum Erfolg führen.

Aufrufe: 023.3.2013, 00:24 Uhr
Rheinische Post / Christina WagemannsAutor