2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche
Radoslav Kral freut sich auf seinen neuen Job. Für sein "Ja" musste er nach eigener Aussage erst gar nicht überlegen. Foto: Archiv Yavuz Dural
Radoslav Kral freut sich auf seinen neuen Job. Für sein "Ja" musste er nach eigener Aussage erst gar nicht überlegen. Foto: Archiv Yavuz Dural

Kral: "Wer nur ein bisschen will, bleibt besser zu Hause"

Radoslav Kral, der neue Trainer von Calcio Leinfelden-Echterdingen, im Interview vor dem Spitzenspiel gegen den Tabellenführer Ebersbach

Radoslav Kral, der neue Trainer von Calcio Leinfelden-Echterdingen, im Interview vor dem Spitzenspiel gegen den Tabellenführer Ebersbach.

Er war knapp zwei Jahrzehnte lang als Profifußballer unterwegs, in denen er so ziemlich alle Facetten der Branche erlebt hat. Am Sonntag kommt für Radoslav Kral nun aber noch eine neue Erfahrung hinzu: Der 41-Jährige gibt seinen Einstand als Cheftrainer, und das gleich in einem Gipfelduell. Mit seinem Verein Calcio Leinfelden-Echterdingen trifft der frisch Eingestiegene in der Fußball-Landesliga auf den Tabellenführer SV Ebersbach. Wie er die Situation in den Goldäckern nach dem Erdbeben dieser Woche mit dem Rücktritt seines Vorgängers Cataldo Diletto sowie der sportlichen Leitung sieht, welche Ziele er hat und warum ihn gerade der Bayern-Star Arjen Robben beschäftigt - das sagt Kral im Interview.

Herr Kral, kennen Sie sich mit Sprengstoff aus?
Radoslav Kral (lacht): Sie fragen wegen Calcio?

Übergangslösungen eingerechnet, hatte der Verein in den vergangenen zehn Jahren zwölf verschiedene Trainer beziehungsweise Trainergespanne. Der Großteil schied im Ärger und vorzeitig - und war sich ob der schwierigen Arbeitsbedingungen in einem einig: der Club ist ein stetes Pulverfass. . . Kral: Ja, ja, ich weiß, dass es viele Probleme in der Mannschaft gab. Aber es interessiert mich nicht, was war.
Wie lange mussten Sie überlegen, als das Angebot von Calcio kam? Kral: Gar nicht. Als ich den Anruf erhalten habe mit der Frage ,,Kommst Du?", habe ich gesagt: natürlich. Das hat alles nicht einmal eine Minute gedauert.
Weil Sie auf diese Chance bei einem Verein gewartet hatten? Kral: Ja, es war klar, dass ich bei einem Verein Cheftrainer werden will.
Können Sie beurteilen, warum es unter Ihrem Vorgänger Diletto trotz des ja bislang ordentlichen sportlichen Abschneidens schief gegangen ist? Kral: Ich war bei den meisten Heimspielen dieser Saison. Ich habe das Geschehen verfolgt und bin von daher auf dem Laufenden. Aber das ist nicht mein Problem. Meine Aufgabe hat am Mittwochabend mit dem ersten Training begonnen.
Worauf wird es vor allem ankommen, um erfolgreich zu sein? Kral: Wir müssen eine Mentalität finden, dass alle gemeinsam in eine Richtung gehen. Wer in die Gegenrichtung will, der hat keine Chance bei mir. Haben Sie das Bayern-Spiel am Mittwoch gegen Arsenal London gesehen?
Ja. Worauf wollen Sie hinaus? Kral: Robben wollte natürlich auch von Anfang an spielen. Er kam dann nur von der Bank auf den Platz und hat gleich mit der ersten Aktion ein Tor erzielt - er war nicht beleidigt, sondern er hat gezeigt, dass er will. So muss es von den Köpfen her sein. Auch bei uns muss jetzt jeder beweisen, dass er will. Wer nur ein bisschen will, bleibt besser zu Hause.
Es sind acht Spieler im Kader, mit denen Sie selbst noch bei Calcio zusammengespielt haben. Die sagen jetzt alle: da kommt unser alter Kumpel, der ,,Radu", und rechnen sich Vorteile aus. . . Kral: Ach, wissen Sie: einerseits ist es schön, hier Leute aus noch gemeinsamen Zeiten zu kennen wie Josip, Dome oder Enzo (Anmerkung der Redaktion: Josip Pranjic, Domenico D'Andrea, Sandro Villani). Andererseits ist klar: ich bin hier der Trainer. Ich entscheide, wer spielt und wer nicht. Es gibt da kein oben oder unten. Es gibt nur eine Linie, und es beginnt jetzt erst einmal für alle gleich.
Gilt das auch für die Spieler Basol und Babadag, die nach Unstimmigkeiten zuletzt nicht mehr zum Aufgebot gehörten? Und die Torjäger Özkahraman und Parrinello, die am vergangenen Wochenende nach ihrer frühzeitigen Auswechslung noch während des Spiels nach Hause gefahren sind? Kral: Basol und Babadag trainieren wieder ganz normal mit, die anderen auch. Jeder hat die Chance, sich zu zeigen.
Der Kader umfasst immer noch üppige 27 Spieler, was zuletzt zwangsläufig viele Unzufriedene mit sich brachte. . . Kral: Der Kader ist zu groß, keine Frage. Eine solche Größe braucht man in der Bundesliga, wenn immer Samstag, Mittwoch, Samstag gespielt wird, aber nicht in unserer Liga.
Das heißt, Sie wollen verkleinern? Kral: Ja, auf jeden Fall. 18 plus zwei Torhüter - das wäre passend. Ich werde mit meinen Kollegen Mile und Boris (Anmerkung der Redaktion: der neue Co-Trainer Milenko Malbasic und der kommissarische Spielleiter Boris Bistrovic) bis zur Winterpause mal schauen. Und dann werden wir überlegen, was wir machen.
Zur Verfügung steht Ihnen rund ein Dutzend Kicker, die zumindest schon in der Oberliga am Ball waren. Wie bewerten Sie die vorhandene Qualität? Kral: Was das betrifft, ist der Kader super.
Nicht wenige behaupten, er sei von der nominellen Besetzung her sogar so super, dass damit alles andere als der Aufstieg eine Enttäuschung wäre. . . Kral: Es sind gerade einmal elf Spiele absolviert - es kommen also noch viele weitere. Und aufsteigen, das wollen viele Mannschaften.
Wollen schon. Aber ist es bei Calcio nicht eher ein Müssen? Welche Erwartungshaltung haben Sie selbst? Kral: Ich will immer oben spielen. Ich will auf den ersten Platz. Aber wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel. Und da ist das nächste jenes am Sonntag. Das hat Priorität.
Und zwar gleich gegen den Tabellenführer Ebersbach - ehe es danach gegen den Zweiten Bad Boll und dann zum Derby nach Bonlanden geht. Ein happiges Auftaktprogramm also. . . Kral: Ich liebe schwere Spiele. Das war schon zu meiner Profizeit so. Gerade solche Herausforderungen machen doch am meisten Spaß. 1. SV Ebersbach/Fils 11 9 0 2 18 : 3 15 27 2. TSV Bad Boll 11 8 2 1 32 : 15 17 26 3. Calcio Leinfelden-Echterdingen 11 7 2 2 26 : 14 12 23 4. SC Geislingen 11 6 4 1 22 : 11 11 22 5. TSG Hofherrnweiler-Unterrombach (Auf) 11 6 2 3 28 : 15 13 20 6. TSV Weilheim/Teck 11 5 3 3 16 : 10 6 18 7. FV 09 Nürtingen (Auf) 11 5 2 4 17 : 14 3 17 8. TV Echterdingen 11 5 1 5 20 : 23 -3 16 9. TSGV Waldstetten 11 4 2 5 18 : 18 0 14 10. TSV Blaustein (Auf) 11 4 1 6 21 : 18 3 13 11. SV Bonlanden 11 3 3 5 15 : 20 -5 12 12. Sportfreunde Dorfmerkingen 11 3 2 6 9 : 18 -9 11 13. SC Stammheim (Auf) 11 3 1 7 16 : 29 -13 10 14. TSV Köngen 11 2 2 7 9 : 23 -14 8 15. TSV Buch 11 2 1 8 11 : 24 -13 7 16. SV Ebnat (Auf) 11 2 0 9 9 : 32 -23 6
Aufrufe: 07.11.2015, 10:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor