2024-05-02T16:12:49.858Z

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Rolf Landerl: „Der jetzige Modus ist zu sehr tagesformabhängig.“
Rolf Landerl: „Der jetzige Modus ist zu sehr tagesformabhängig.“

Konstruktive Kritik seitens der SHFV-Vereine

Schubert: „Der Weg in die 3. Liga ist zu schwierig gestaltet.“

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Die meisten Regionalligisten fordern ein Aufstiegsrecht für die Meister. Doch abgesehen von einer Protesthaltung gibt es nur selten durchdachte Vorschläge. Wir fragten bei den schleswig-holsteinischen Regionalligisten und denen, die es werden wollen, nach. Welche Veränderungen würden sich die Vereinsverantwortlichen wünschen? Und wie können die Ziele und Wünsche auch konstruktiv umgesetzt werden?

Rolf Landerl (Trainer VfB Lübeck): „Natürlich wäre mein Wunsch, dass der Meister auch direkt aufsteigt. Aber wenn das nicht geht, muss man sich etwas anderes überlegen. Das jetzige Modell mit Hin- und Rückspiel ist viel zu sehr tagesformabhängig. Fair wäre eine Aufstiegsrunde, entweder mit Dreierpools oder zwei Gruppen in einer Auf- und Abstiegsrunde. Da setzen sich dann wirklich die Besten durch. Diese Spiele sind interessant für die Zuschauer, das habe ich in meiner Zeit in Holland erlebt. So haben am Ende auch die verbleibenden Vereine noch ein paar Einnahmen. Zum Ende der Saison wären noch einmal sechs Spiele natürlich beinhart. Aber was sollen denn die Spieler sagen, die bei WM-Turnieren mitspielen? Es muss möglich sein, da zweieinhalb Wochen dranzuhängen und trotzdem noch zwei Wochen Urlaub zu haben.“

Matthias Hummel (Team-Manager ETSV Weiche): „Das ist ein schwieriges Thema. Aus sportlicher Sicht ist es schön, wenn man als Meister für das Ergebnis einer ganzen Saison mit dem Aufstieg belohnt wird. Auch für die Planung wäre ein Direktaufstieg einfacher. Ansonsten plant man immer zweigleisig, vom wirtschaftlichen Aspekt passt das nicht. Wie man das Problem aus Sicht der Verbände strukturell lösen kann, weiß ich nicht. Nur noch zwei oder drei Regionalligen zu haben, ist für mich keine Option. Das wäre keine Regionalliga im eigentlichen Sinne mehr. Man muss auch den Unterbau sehen. Schon jetzt ist es ja schwer, beispielsweise in der Hamburger Oberliga den Spitzenmannschaften die Regionalliga schmackhaft zu machen. Vermutlich muss man sich einfach mit der Situation arrangieren und das Beste daraus machen.“Olaf Gehrken (Vorsitzender SV Eichede): „Die Gesprächsführung zu diesem Thema ist mir derzeit an vielen Stellen zu populistisch. Man könnte auch fragen, warum der SH-Liga-Meister nicht direkt aufsteigt. Insgesamt erschließt sich mir nicht, warum Aufstiegsrunden kein Kriterium sein können. Im Gegenteil: Persönlich wäre ich immer für noch mehr Aufstiegsspiele. Das sind tolle Events und Höhepunkte für den Amateurfußball. Ich denke an diese Runden gerne zurück. Es kann sogar fairer sein, weil in unterschiedlichen Regionen der Leistungsstand in den Ligen ein anderer ist. Da setzt sich dann in Aufstiegsspielen der Stärkere durch. Wobei es vielleicht sinnvoll wäre, statt Hin- und Rückspiel eine richtige Runde zu spielen. Ob es nun fünf Regionalligen sein müssen oder vier oder sechs, weiß ich nicht. Es gab aber gute Argumente für eine Erweiterung der Regionalliga, nicht nur weil damals die TV-Gelder wegfielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verein wie Weiche Flensburg in der Regionalliga bis nach Aachen oder Cottbus fahren könnte.“

Florian Möller (Vorstandsmitglied VfB Lübeck): „Am schönsten wäre es, wenn die Meister auch aufsteigen. Das wäre sportlich am gerechtesten. Mit dem Status Quo und fünf Regionalligen wird das aber nicht gehen. Ob man zu vier Ligen kommen kann, erscheint mir unwahrscheinlich, wenn die Verbände ihre eigenen Ligen behalten wollen. Also bleibt die Idee mit einer richtigen Aufstiegsrunde. So kommt man ein wenig vom Zufall weg, der bisher eine ganze Saison zunichte machen kann. Das wäre die realistischste Verbesserung, die ich mir vorstellen kann. So eine Runde sorgt auch für Zuschauereinnahmen, das wissen wir ja aus der Vergangenheit. Um Termine zu schaffen, könnte man die Regionalligen auf 16 Mannschaften reduzieren oder im August schon mal eine englische Woche mehr einschieben.“

Peter Schubert: „Der Weg in die 3. Liga ist zu schwierig gestaltet.“
Peter Schubert: „Der Weg in die 3. Liga ist zu schwierig gestaltet.“
Peter Schubert (Sportlicher Leiter Eutin 08): „Ich empfinde es wie die meisten als sehr unglücklich, dass der Meister nicht aufsteigen kann. Der Weg in die 3. Liga ist zu schwierig gestaltet. Nach einer langen Saison entscheiden möglicherweise Verletzungen von Leistungsträgern, so etwas verfälscht unter Umständen die Saison. Allerdings gibt es keine optimale Lösung für alle. Man könnte über die Klassenstärke nachdenken. Mit 22 Mannschaften in der 3. Liga wären vier Regionalligen mit vier Aufsteigern darstellbar. Die dreigleisige Regionalliga war damals für viele Vereine nicht refinanzierbar, weil man unter Profibedingungen arbeiten muss. Aus Sicht von Eutin 08 kann ich mit der derzeitigen Struktur gut leben. Der Aufstieg in die jetzige Regionalliga ist als Wagnis zu kalkulieren. Bei weniger Staffeln wäre es wirtschaftlich schwieriger, da wäre man schnell wieder in Halbprofistrukturen, was in Eutin kaum umsetzbar ist.“Thomas Möller (Trainer VfR Neumünster): „Ich finde es generell bedenklich, wenn ein Meister am Ende einer Saison nicht aufsteigt. Da hast du möglicherweise zig Punkte und Tore Vorsprung und gehst dennoch nicht hoch. Dieser Modus kann dich einer ganzen Saison berauben. Die Regionalliga ist zudem eine Todesliga, das gesamte Konstrukt ist zu überdenken. Darunter fände ich es übrigens attraktiv, wenn wir in Schleswig-Holstein wieder eine gemeinsame Liga mit Hamburg ausspielen. Da hätte man viele interessante Duelle. Die Hamburger verweisen zwar gerne auf die Attraktivität ihrer Bimmelbahn-Liga, aber das kann ja rein sportlich betrachtet nicht wirklich das Nonplusultra sein.“
Aufrufe: 023.2.2017, 09:30 Uhr
SHZ / cje/sasAutor