2024-04-16T09:15:35.043Z

Turnier
Marco Pezzaiuoli in seiner Zeit als Deutschland U-18-Nationaltrainer. Später trainierte er den Bundesligisten TSG Hoffenheim. Inzwischen arbeitet er in China. Im Sommer kommt er mit einer seiner Mannschaften nach Hall.
Marco Pezzaiuoli in seiner Zeit als Deutschland U-18-Nationaltrainer. Später trainierte er den Bundesligisten TSG Hoffenheim. Inzwischen arbeitet er in China. Im Sommer kommt er mit einer seiner Mannschaften nach Hall.
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"Können ein paar Spiele gewinnen"

Marco Pezzaiuoli, Trainer von Guangzhou Evergrande vor dem Bundesliga-Cup im Interview

Erstmals spielt beim Sparkassen-Bundesliga-Cup in Hall eine Mannschaft aus China mit. Guangzhou Evergrande wird vom Ex-Bundesligatrainer Marco Pezzaiuoli trainiert. Er spricht über den Status des Fußballs in China.

Herr Pezzaiuoli, der Job als Jugendleiter bei Guangzhou Evergrande ist bereits Ihr dritter Job in Asien, in drei verschiedenen Ländern. Was reizt Sie am asiatischen Fußball?

Südkorea war damals in einer solchen Entwicklungsphase wie jetzt China. Japan war in der Zeit, in der ich dort gearbeitet habe, schon fortschrittlicher. China ist ganz klar im Entwicklungsstadium, was die Organisation angeht. Dass ich in Südkorea sehr erfolgreich gearbeitet habe, hatte deswegen natürlich einen gewissen Stellenwert in China.

Sie sprechen das Entwicklungsstadium an, in dem sich China befindet. Wie darf man sich das in der täglichen Arbeit vorstellen?

Man muss Struktur in den Verein bekommen, die fußballerische Ausbildung mit schulischer Ausbildung verbinden. Die Evergrande haben eine Akademie mit 2500 Schülern, in der Schule mit Fußball verbunden wird. Das ist einzigartig in China. Dafür arbeiten 150 Trainer für Evergrande, darunter 21 spanische Trainer, dank einer Kooperation mit Real Madrid. Es gibt pro Jahrgang ein oder zwei Elitemannschaften. Ich trainiere zwei dieser Elitemannschaften und leite die Akademie. Darunter eine Mannschaft, die ich gerade auf Olympia vorbereite.

Sie waren von 2007 bis 2010 Nationaltrainer im Jugendbereich in Deutschland, haben auch schon in der Bundesliga trainiert. Wie würden Sie die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem chinesischen Fußball beschreiben?

Es ist schwer, die Kinder aus den Regionen zu bekommen. Sie bezahlen da für einen Jugendspieler schon mal so viel Ablöse wie ein deutscher Zweitligist für Profifußballer bezahlt. Technisch sind viele chinesische Fußballer gut ausgebildet, aber allen fehlt die Erfahrung in wichtigen Spielen. Es gibt in China keine 1. Liga, keine Meisterschaftsspiele. Wir spielen interne Meisterschaften aus, aber das ist natürlich nicht dasselbe.

Gibt es in China den Traum, in Europa zu spielen?

Das Ziel Europa ist sehr, sehr groß. Wir haben schon Mannschaften in Portugal und Spanien, ab September kommt eine in Amsterdam hinzu. Dort gehen die Elitemannschaften für ein Jahr zum Austausch hin, bekommen dort schulische und fußballerische Ausbildung.

Die Profimannschaft der Evergrande trainiert der ehemalige Weltmeister und -fußballer Fabio Cannavaro. Wie läuft die Zusammenarbeit mit ihm ab?

Der Verein gibt eine einheitliche Philosophie für alle Mannschaften vor. Es soll moderner Offensivfußball gespielt werden. Diese Vorgabe und das Einheitliche hilft. Cannavaro und ich arbeiten zwar nicht auf demselben Gelände, aber wir tauschen uns regelmäßig aus.

Was dürfen die Zuschauer beim Sparkassencup von Ihrer Mannschaft erwarten?

Generell eine sehr gute Mannschaft, die vielleicht ein paar Spiele gewinnen kann. Die Frage wird sein, mit wie viel Selbstvertrauen sie auftreten werden. Sie haben bisher die Erfahrung von zwei Turnieren im Ausland. Problematisch könnte sein, dass in derselben Zeit ein größeres Turnier in der chinesischen Provinz Guangzhou stattfindet und so etwas einen hohen Stellenwert in China hat. Ich kann daher noch nicht sagen, welche Spieler wir abstellen müssen und welche wir mitnehmen können. Ich trainiere einen Spieler, der ist ein kleiner Mario Götze, den ich in meiner Zeit bei der Nationalmannschaft trainiert habe. Technik, Übersicht, Auffassungsgabe - alles sehr weit für sein Alter. Wäre schön, wenn so ein Spieler beim Turnier dabei wäre.

Die Fragen stellte Dominik Guggemos.

Info Bundesliga-Cup der A-Junioren in Schwäbisch Hall, 17. bis 19. Juli, Sportpark am Kocher

Aufrufe: 02.7.2015, 08:35 Uhr
Haller TagblattAutor