2024-05-08T14:46:11.570Z

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Zu Bayernligazeiten besuchte BFV-Präsident Rainer Koch (links) auch den BC Aichach. Beim Heimspiel gegen die zweite Mannschaft des FC Augsburg war er auf der Ehrentribüne des Aichacher Sportheims zu Gast. 	F.: Peter Appel
Zu Bayernligazeiten besuchte BFV-Präsident Rainer Koch (links) auch den BC Aichach. Beim Heimspiel gegen die zweite Mannschaft des FC Augsburg war er auf der Ehrentribüne des Aichacher Sportheims zu Gast. F.: Peter Appel

Koch fordert mehr Professionalität

Vereinsfunktionäre aus dem Wittelsbacher Land sehen die Vorschläge des BFV-Präsidenten allerdigs eher kritisch

Ehrengäste auf der Tribüne, eine Tanzshow vor Spielbeginn und eine Verlosung in der Halbzeitpause. So in etwa stellt sich Rainer Koch das Rahmenprogramm eines „Highlight“-Spiels vor. Der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) fordert von den Amateurvereinen mehr Professionalität. So will er den Zuschauerschwund auf den Fußballplätzen stoppen. „Wenn nicht, sind wir in 15 Jahren auf dem Level von Volleyball oder Tischtennis“, betonte Koch erst vor kurzem auf der Landesliga-Spielgruppentagung in Kissing. Das Interesse am Amateurfußball sei zwar nach wie vor da. Dass sich wie in den 1950er-Jahren ein halbes Dorf auf einem Fußballplatz versammle, sei heute angesichts der vielen anderen Angebote unrealistisch, so Koch.

Zu seinem Konzept zählen sogenannte „Highlight“-Spiele. Was Koch damit meint, erklärt er gegenüber unserer Zeitung wie folgt: „Ich bin dafür, zwei- oder dreimal pro Saison ein Spiel, zum Beispiel ein Derby, zu einem ganz besonderen Highlight zu machen, für das man ein attraktives Rahmenprogramm zusammenstellt und im Vorfeld kräftig die Werbetrommel rührt.“ Vereine könnten zu solchen Anlässen beispielsweise Ehrengäste einladen, Musikkappellen organisieren, Verlosungen ausrichten oder besondere Speisen anbieten.

Josef Kigle erinnert sich noch an das Bayernliga-Eröffnungsspiel gegen den FC Affing vor knapp vier Jahren. „Das war ein ,Highlight’-Spiel“, stellt der Vorstand Spielbetrieb des TSV Aindling fest. 1030 Zuschauer kamen damals zum Derby nach Aindling. „Für uns war das ein riesiger Aufwand. Der BFV hat uns damals mit der Organisation alleingelassen“, sagt Kigle rückblickend. Heute spielt der TSV im Schnitt vor 200 Zuschauern in der Landesliga. Natürlich wünscht sich auch Kigle wieder mehr Publikum, er glaubt aber nicht, dass Kochs Vorschläge weiterhelfen: „Das sind ja alles interessante Gedanken. Aber wer soll die bitte umsetzen?“

Wie vielen anderen Vereinen fehlt dem TSV Aindling ehrenamtliches Personal. Allein für den Ordnungsdienst bei Heimspielen hat Kigle Schwierigkeiten, dauerhaft jemanden zu finden. Auch für die Betreuung des vom BFV vorgeschriebenen Live-Tickers sucht Kigle noch Personal. In einer App stellt der BFV zwar die Software bereit, bedienen muss sie aber der Heimverein. Momentan macht das Kigle selbst, weil er muss. Denn: Stellt sein Verein keinen Ticker zur Verfügung, droht der Verband mit einer Geldstrafe.

So weit kam es beim BC Adelzhausen noch nicht. „Wir haben das Glück, das ein paar Spielerinnen aus unserer Frauenmannschaft den Live-Ticker regelmäßig betreuen“, beschreibt Fußball-Abteilungsleiter Jürgen Dumbs die Situation beim Bezirksligisten. Die Ideen des BFV findet er interessant, aber aufwendig: „Ich bin mir nicht sicher, ob das von den Vereinen so angenommen wird.“

Auch beim FC Affing sieht man Kochs Forderungen kritisch. „Was sollen wir denn noch alles machen? Wir arbeiten eh schon alle am Anschlag. Das, was der BFV vorschlägt, geht ziemlich an der Realität vorbei“, sagt Abteilungsleiter Markus Berchtenbreiter. Er ist sich sicher: Ein zusätzliches Rahmenprogramm würde dem Bezirksligisten weder mehr Zuschauer noch Einnahmen verschaffen.
In Pipinsried vertritt man eine ähnliche Meinung. „Der Herr Koch hat zwar immer gute Ideen, aber diesen Schmarrn kann er vergessen“, wettert Präsident Konrad Höß. Und weiter: „Wenn ich in der Halbzeit andere Würste verkaufe, kommen auch nicht mehr Leute.“ Den Zuschauerschnitt könne man laut Höß nur durch sportliche Leistung ankurbeln. „Die Leute wollen ein gewisses Niveau sehen, dann kommen sie auch“, weiß Höß aus Erfahrung.

BFV-Präsident Koch hat Verständnis für die Sorgen der Amateurvereine. Natürlich wisse er, dass seine Vorschläge mit zusätzlichem Aufwand verbunden seien. Doch dieser lohne sich „nicht nur finanziell, weil viele Zuschauer kommen, sondern auch mit Blick auf die Außendarstellung des Vereins“, erklärt Koch.

Aufrufe: 09.2.2016, 17:08 Uhr
Aichacher Nachrichten / Florian RußlerAutor