2024-05-02T16:12:49.858Z

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Knipser mit Handschuhen

NACHGETRETEN: +++ Jonas Korell ist der Goalgetter unter den Torhütern +++ Kassierer im Vorstand und von Gegentoren +++ Treuebekenntnis +++

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Zugegeben, wir haben bei der Überschrift etwas übertrieben - aber Jonas Korell hat gemessen an seinen Torwart-Kollegen eine bombastische Torquote. Zuletzt traf der 24-jährige Keeper zum Punktgewinn in der Nachspielzeit und hielt damit den Nichtabstiegs-Spirit seiner SG Immichenhain/Ottrau lebendig. Wir haben uns mit Jonas über diesen besonderen Moment, politisches Engagement und natürlich auch seine fußballerische Zukunft unterhalten. Und sagen wir mal so: Auch in dieser Hinsicht hat er seine Vereinskameraden froh gemacht. Aber lest selbst!

Hallo Jonas,

ungewöhnlicher Einstieg: Wir haben dich aufgrund diverser Prüfungen erst jetzt erreicht. Wie liefen denn die Klausuren und wofür waren sie gut?

Genau genommen bin ich immer noch mittendrin, habe nun drei von sechs Klausuren bewerkstelligt. Es sind Zwischenlehrgangs-Abschlussklausuren. Ich bin in der Ausbildung zum Diplom-Finanzwirt. Nach zehn Monaten Schule geht es bald zurück ins Amt und deshalb jetzt diese Klausurenwochen. Also nix Wildes…

In unseren Fokus bist du natürlich wegen etwas ganz Anderem gerückt: Im vorletzten Saisonspiel hast du in der Nachspielzeit zum umjubelten Ausgleich getroffen. Das passiert an sich schon mal – aber einem Torwart eher selten, und dann auch noch aus dem Spiel heraus…

Unser Kapitän wurde auf Höhe der Mittellinie gefoult und konnte daher den Freistoß nicht selbst ausführen. Ich wollte den Ball lang und mittig in den Sechzehner bringen, allerdings habe ich so schlecht geschossen, dass der Ball direkt zurückkam. Daraufhin habe ich einen Gegenspieler aussteigen lassen und wurde wenige Meter später selbst gelegt. Der inzwischen genesene Teamkollege konnte nun selbst schießen und ich habe mich in den Strafraum gemogelt. Ich habe früh gesehen, dass ich im Kopfballgewimmel keine Chance haben würde und mich daher auf den eventuellen zweiten Ball konzentriert. Der kam dann auch: Vom Pfosten prallte der Ball in meine Nähe ab, ich konnte ihn dann mit der Brust über die Linie drücken.

Normalerweise ist das für einen Torwart ein absolut einmaliges Erlebnis. Checkt man dein FuPa-Profil, stößt man aber auf folgende Statistik: 126 Spiele, 4 Tore. Erklär mal.

Ich bin von der SGIO zur Zwischenstation in Oberaula deshalb gegangen, weil ich die Hoffnung hatte, dort Nummer eins werden zu können. Aus Personalmangel wurde ich dann mal im Feld eingewechselt. Ein Kopfballtreffer führte dazu, dass ich bis zum Saisonende draußen gespielt habe, da ist mir dann auch nochmal ein Tor gelungen. Als ich zurück zur SGIO kam, habe ich mich im Rennen um den Stammplatz im Tor erst einmal hintenangestellt und kam auch dort dann ab und an im Feld zum Einsatz. Insofern ist der gegnerische Sechzehner nichts Neues für mich. Auch wenn unser Trainer da denke ich manchmal Angst hat, dass ich zu ungestüm agiere und in der entscheidenden Situation vielleicht eher einen Freistoß produziere als großartig mitzuhelfen (lacht). Aber ich habe es ganz gut im Blick eigentlich …

Wieso bist du von Oberaula überhaupt zurück zur SGIO?

Die SGIO ist schon immer mein Heimatverein. Ich war trotzdem ein weniger erfolgreiches A-Jugendjahr bei Hessen Kassel, kam dann wieder, war allerdings etwas verärgert, weil ich schon gewisse Ambitionen auf den Stammplatz im Tor gehegt habe, aber wenig Chancen sah. So bin ich nach Oberaula. Nachdem es dort nichts wurde, war mein erster Ansprechpartner wieder die SGIO. Dort kam gleichzeitig richtig Bewegung rein mit vielen guten jungen Leuten - Jakob Stumpf, Tobias Itzenhäuser, Maximilian Schreiber - dazu Neuzugänge wie Sergej Lichonin und Jonas Brandner, viele im Team sind auch gute Kumpels von mir. Und ich wurde auch nach wenigen Monaten in den Vorstand als Vereinskassierer gewählt. Es sind also zusammenfassend mehrere persönliche Gründe gewesen, die mich zur Rückkehr bewogen haben.

Zu eurer Saison: Ihr habt 38 Gegentore bekommen, damit aber fünf weniger kassiert als der Tabellendritte und sogar zehn weniger als der Tabellenzehnte. Dennoch steht ihr mit sieben Punkten Rückstand auf das rettende Ufer auf dem vorletzten Tabellenplatz. Der Schlüssel, um das zu verstehen, liegt wohl in der Anzahl der geschossenen Tore, oder? Zwölf ist nach 21 Spielen arg wenig….

Das ist die Krux, richtig. Wir hatten das Problem schon ansatzweise in der vergangenen Saison, haben daheim aber doch oft noch irgendwie getroffen und viele wichtige Spiele mit 1:0 gewonnen. Das Augenmerk liegt bei uns auch allgemein auf der Defensive, die von der Kaderzusammenstzung und dem Fitnessstand her einfach beständiger und damit stärker ist als die Offensive. Wir haben viele Mittelfeldleute und wenige Stürmer. Mit Sergej Lichonin haben wir eigentlich einen guten Mann für Tore, aber er war gesundheitlich lange angeschlagen und kommt erst jetzt in Fahrt. Prompt hat er zuletzt getroffen, von daher lässt mich das noch hoffen für den Rest der Runde.

Gutes Stichwort: Was lässt dich denn sonst noch an den Klassenerhalt glauben?

Nach zwei Unentschieden gegen Volkmarsen und Bad Wildungen muss ich ehrlich zugeben, hatte ich persönlich schon die Hoffnung aufgegeben, obwohl ich ansonsten keiner bin, der die Flinte gleich ins Korn wirft. Wir haben uns kürzlich geschworen, die Tabelle außer Acht zu lassen und einfach nochmal richtig gute Spiele rauszuhauen – und dann zu schauen, was passiert. Die Trainingsbeteiligung ist zuletzt hoch, und von der Qualität her können wir die Klasse auch halten. Spielpraxis und Fitnessdefizite standen den Ergebnissen dazu eifnach im Wege. Aber aktuell kämpft jeder für jeden, das stimmt mich optimistisch. Der Spirit aus dem letzten Jahr ist zurück. Wir haben halt nicht die finanziellen Mittel, fett Qualität kurzfristig zu verpflichten. Daher müssen unsere Matchpläne aufgehen. Und da sehe ich uns auf einem guten Weg.

Wir haben einige Filmtitel aus den Bestenlisten, was fällt dir in Bezug auf die SGIO dazu ein?

„Die durch die Hölle gehen“ – Nein, dazu haben wir zu viel Spaß. Verlieren ist nicht schön, aber durch die Hölle geht bei uns keiner.

„Denn sie wissen nicht , was sie tun“ – Doch, das wissen wir durchaus, und wir haben auch einen Trainer, der uns weiterhin sehr gut vermitteln kann, was wir machen müssen.

„Und täglich grüßt das Murmeltier“ – Das Gefühl hatte ich leider in der Hinrunde immer wieder, wenn wir uns um den verdienten Lohn und mehrere Punkte gebracht haben in engen Spielen

Hast du dir angesichts der frustrierenden Saison Gedanken über Veränderungen im Sommer gemacht?

Alle Veränderungen werden für mich bei der SGIO stattfinden. Es gab mehrere Angebote, aber die habe ich umgehend abgelehnt, ich hoffe, dass sich das auch weiter rumspricht. Wir haben uns schon im Winter geschworen, mit Coach und allen Beteiligten den Weg weiterzugehen, egal, wohin er führt. Wenn es runtergeht, dann mit allen.

Du bist auch als Stadtverordneter aktiv. Wie kamst du denn dazu – und für wen engagierst du dich?

Seit ich 16, 17 bin, bin ich politisch sehr interessiert. Damals bin ich spontan zur Jungen Union gegangen und Ottrau zugeteilt worden. Ich habe mich da langsam hineingearbeitet, zunächst auf Kreisebene, und irgendwann hat die CDU angefragt und ich konnte mir das sehr gut vorstellen. Im zweiten Anlauf hat es geklappt und ich fühle mich sehr wohl damit. Ist eine spannende Sache, mich interessiert einfach, was wo passiert, und vor allem auch, was die Leute in der Region bewegt.

„Liebe braucht keine Ferien“ magst du als Film bei Facebook und hast also auch eine romantische Seite. Wie sieht es ansonsten aus, was machst du noch gerne?

Ich bin sehr naturverbunden, daher bin ich gerne draußen unterwegs. Ich fahre gerne Ski. Und über einen Kumpel habe ich die Möglichkeit, auch mal bei einer Jagd dabei zu sein, das finde ich sehr interessant. Sollten die Knochen irgendwann nicht mehr mitmachen, könnte das glatt eine neue Leidenschaft werden (lacht). Aber ich will mit 24 noch sehr lange spielen, das ist klar.

Zum Schluss darfst du tradtionell noch jemanden grüßen!

Ich würde gerne meinen ehemaligen Trainer von der TSG Oberaula, Hans Schweigert, grüßen. Ihm habe ich es zu verdanken, dass meine Feldspieler-Qualitäten zu Tage getreteten sind. Auch wenn das nicht nur Vorteile mit sich bringt, hier und da gibt es auch hämische Bemerkungen der Teamkollegen (lacht).

Aufrufe: 06.4.2017, 09:00 Uhr
Dennis BellofAutor