„Wenn Vereine wie Greuther Fürth oder der 1. FC Nürnberg nach Nachwuchsspielern suchen, beginnen sie oft bei den Stützpunktkadern in der Region“, erklärt Marc Reinhardt. Er ist einer der vier Trainer, die in Bayreuth die Talentförderung übernehmen. Wer in den Genuss des Zusatztrainings kommt, wird also vielleicht von einem der großen Fußballvereine entdeckt. Aber schon die Aufnahme in den DFB-Stützpunktkader ist schwer.
„Nur zehn bis 15 Spieler werden es am Ende schaffen“, sagt Nico Kempf. Er ist ebenfalls Trainer des Stützpunktkaders. Von den 80 Spielern, die am Sonntag aus Bayreuth und Umgebung ins Hans-Walter-Wild-Stadion gekommen sind, werden die 25 bis 30 besten für eine zweite Sichtung ausgewählt. Wer auch hier überzeugt, ist dabei. Der Konkurrenzdruck ist also enorm. Das weiß auch Marvin Förtsch. Er lässt sich davon aber nicht sehr beeindrucken. „Natürlich hofft man, zu den Besten zu gehören. Mir ist es aber wichtiger, heute überhaupt dabei zu sein“, sagt der junge Mittelfeldspieler. Er spielt beim JFG Fränkische Schweiz, mit vier Jahren begann er zu kicken.
Sein Vater Uwe Förtsch ist bei der Talentsichtung dabei. „Wichtig ist, dass die Kinder Spaß haben“, betont er. Hohe Erwartungen an die jungen Spieler findet er fehl am Platz. Viele gleichaltrige Fußballer zu treffen und einmal in einem richtigen Stadion zu spielen, sei für seinen Sohn schon Grund genug gewesen herzukommen. Ob er es am Ende in den Stützpunktkader schafft, sei da gar nicht mehr so wichtig.
So denken auch viele der anderen Eltern, die im Schatten ihren Kindern zuschauen. Die Jungens stehen bei über dreißig Grad auf dem Platz. Sie sind in mehrere Gruppen eingeteilt, die verschiedene Übungsstationen durchlaufen. Es wird gedribbelt, gepasst und geschossen, gestürmt und verteidigt. Insgesamt dauert die Talentsichtung drei Stunden, unterbrochen von vielen Trinkpausen. Man sieht den Spielern an, dass sie ihre Kräfte nicht schonen. Aber jede Übung wird diszipliniert absolviert. Ausgehend von ihren Beobachtungen müssen die Trainer des DFB-Stützpunktes Bayreuth ihre Entscheidung treffen. Wer ist gut, wer darf zum zweiten Sichtungstermin kommen? „Ich finde, dass die Jungs eine tolle Leistung zeigen, gerade auch bei dieser Hitze. Die besten Spieler zu bestimmen, ist für die Verantwortlichen nicht leicht“, sagt Karl-Heinz Friede. Er ist Trainer beim SV Neuhaus und mit vier Spielern seines Vereines gekommen. Denen hat er empfohlen, sich nicht verrückt machen zu lassen. Und dafür gibt es auch wirklich keinen Grund: „Das Fußballerleben geht weiter, auch wenn es heute nichts wird.“ Mit diesen Worten hatte Klaus Rodler vom DFB-Stützpunkt Bayreuth die Veranstaltung überhaupt erst eröffnet.
Die jährliche Talentsichtung im Hans-Walter-Wild-Stadion ist nicht der einzige Weg, auf dem der DFB-Stützpunkt Bayreuth zu seinen Spielern kommt. Die Trainer sehen sich auch gezielt Spiele regionaler Vereine an und laden Spieler zum Probetraining ein.