2024-04-16T09:15:35.043Z

Spielvorbericht
Martin Kind: „Ich empfehle, die Spielregeln zu akzeptieren“: Martin Kind zur Medienpolitik.
Martin Kind: „Ich empfehle, die Spielregeln zu akzeptieren“: Martin Kind zur Medienpolitik.

Kind im Interview: "Bei uns darf Ismaik nach Herzenslust jubeln"

Hannover-Präsident äußert sich vor 1860-Gastspiel

München – Vor dem Gastspiel des TSV 1860 in Hannover spricht 96-Präsident Martin Kind über die Medienpolitik der Löwen und die etwas angespannten Lage seines Klubs.

Martin Kind, 72, ist – mit kurzer Unterbrechung – seit 1997 Präsident von Hannover 96 und füllt sein Amt mit harter, nicht immer unumstrittener Hand aus. Erst am vergangenen Wochenende feuerte er den Sport-Geschäftsführer Martin Bader und den Sportlichen Leiter Christian Möckel. Der Grund: Der geplante Wiederaufstieg droht in Gefahr zu geraten. Vor dem Gastspiel des TSV 1860 am Samstag in Hannover nahm Kind im Gespräch mit dem Münchner Merkur nicht nur Stellung zur etwas angespannten Lage seines Klubs, sondern äußerte sich auch zur Medienpolitik der Löwen, zu Hasan Ismaik und der Frage, ob Gästen das Jubeln auf der Hannoveraner Tribüne erlaubt ist.

Herr Kind, mit Hannover 96 und dem TSV 1860 treffen zwei Zweitliga-Vereine aufeinander, bei denen es intern derzeit erhebliche Probleme gibt. In welchem Klub brodelt es stärker?

Martin Kind: Ich kann Ihre Analyse bezüglich Hannover nicht bestätigen. Es gibt eben immer wieder sportlichen Entwicklungen, die nicht wunschgemäß sind. Fußball ist ein ergebnisorientierter Sport – und wenn Ziele in Gefahr geraten, dann erfolgt eine Analyse, dann folgen Entscheidungen. Mehr ist das nicht.

„Direkter Wiederaufstieg ist unser Saisonziel“

Immerhin haben Sie nach dem 0:2 in Karlsruhe den Sport-Geschäftsführer samt Sportlichen Leiter entlassen. Das ist eine ziemliche drastische Maßnahme ...

Martin Kind: Nun, wir haben von Anfang deutlich formuliert, dass der direkte Wiederaufstieg unser Saisonziel ist. Klar ist auch, dass dafür die Verantwortung übernommen werden muss. Neben dem VfB Stuttgart haben wir den teuersten Zweitliga-Etat. Auch davon muss man gewisse Vorstellungen ableiten. Das haben wir getan.

Der neue starke Mann ist Horst Heldt. An welchen Schrauben kann er denn kurzfristig drehen, um den negativen Trend zu stoppen?

Martin Kind: Horst Heldt ist ganz dicht am Trainer, ganz dicht an der Mannschaft. Er will allen Selbstvertrauen und Motivation vermitteln. Denn die Mannschaft kann besser spielen, als sie es zuletzt getan hat, keine Frage. Aber wir haben Vertrauen.

Ein Sieg gegen Sechzig ist wohl Pflicht?

Martin Kind: Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Es ist aber richtig, dass wir in den letzten Spielen wenig überzeugt haben. Jetzt sind der Trainer und die Mannschaft gefordert. Das Spiel gegen den TSV 1860 ist sicher wichtig für uns, wir wollen natürlich gewinnen. Aber ich gehe auch davon aus, dass 1860 München das will. So ist Fußball.

Sie haben den Sportchef gewechselt, 1860 hat nach der Entlassung von Thomas Eichin vorerst darauf verzichtet, diesen Posten zu besetzten. Was halten Sie davon?

Martin Kind: Das ist eine Entscheidung von 1860. Das kann ich nicht beurteilen. Es ist auf jeden Fall eine interessante Entscheidung.

„Die Presse hat für den Bundesliga-Fußball eine extrem hohe Bedeutung“

Für große Aufregung sorgt momentan die restriktive Medienpolitik des TSV 1860. Halten Sie es für sinnvoll, Journalisten auszugrenzen?

Martin Kind: Das zu bewerten, ist nicht meine Aufgabe. Aber grundsätzlich habe ich dazu eine klare Meinung. Bundesliga-Fußball ist ein öffentliches Produkt. Die Presse hat für den Bundesliga-Fußball eine extrem hohe Bedeutung. Im positiven Sinne – manchmal auch im kritischen Bereich. Das macht ja die Pressefreiheit aus. Deswegen kann ich nur empfehlen, die Spielregeln zu akzeptieren.

Als Gegner der 50+1-Regel haben Sie in der Vergangenheit erkennen lassen, dass Sie ein gewisses Verständnis für Hasan Ismaik haben ...

Martin Kind: Ja.

... aber seitdem er bei 1860 Hauptanteilseigner ist, gibt es ständig Krach, der Verein kommt nicht zur Ruhe. Das kann wohl nicht im Sinne eines funktionierenden Investoren-Modells sein?

Martin Kind: Hasan Ismaik kommt aus einer anderen Denkkultur. Und das führt dann manchmal zu Entscheidungen, die Irritationen auslösen. Ich höre aber immer wieder von Leuten aus München, dass er alle Zusagen erfüllt. Das ist schon mal wichtig. Grundsätzlich muss ich zu Ismaik sagen: Ich bewundere den Mann, dass er die mutige Entscheidung getroffen hat, sich als 1860-Investor zu engagieren. Obwohl er in manchen Dingen – das spekuliere ich jetzt mal – wenig Kenntnis von der deutschen Rechtslage hatte.

Zuletzt gab es arge Differenzen mit der Vereinsführung des FC St. Pauli, weil die beim 2:1-Auswärtssieg in München – angeblich – zu laut gejubelt habe. Wie schaut es denn damit in Hannover aus? Ist dort auf der Tribüne Jubel erlaubt, wenn die Löwen ein Tor schießen?

Martin Kind: Ich kann Hasan Ismaik, alle seine Mitarbeiter und die Vorstandschaft nur herzliche einladen, am Samstag unsere Gäste zu sein. Und wenn für die Münchner ein Tor fallen sollte, dann dürfen natürlich alle nach Herzenslust jubeln.

Aufrufe: 09.3.2017, 13:17 Uhr
Armin Gibis - Münchner MerkurAutor