2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Erst stellten sich Kim Kulig und der frühere Frauen-Bundestorwarttrainer Michael Fuchs, der in Nürnberg lebt, mit den Post­Mädels zum Gruppenbild, danach konnten sich die Nachwuchskickerinnen noch mit der Nationalspielerin ablichten lassen (F. Sportfoto Zink)..
Erst stellten sich Kim Kulig und der frühere Frauen-Bundestorwarttrainer Michael Fuchs, der in Nürnberg lebt, mit den Post­Mädels zum Gruppenbild, danach konnten sich die Nachwuchskickerinnen noch mit der Nationalspielerin ablichten lassen (F. Sportfoto Zink)..

Kim Kulig ist zuversichtlich

Nationalspielerin besuchte Nürnberg

Eigens zum Showtrai­ning mit den Nachwuchskickerinnen des Post SV ist Fußball-Nationalspie­lerin Kim Kulig aus Frankfurt ange­reist – und freut sich zunächst, mit Michael Fuchs einen alten Bekannten begrüßen zu können. Hatte der Nürn­berger doch bis zum Sommer die Tor­hüterinnen des deutschen Teams trai­niert und Kulig bei großen Turnieren, Länderspielen und Lehrgängen häu­fig getroffen.

Zahlreiche Neugierige – Eltern ebenso wie Freundinnen und ältere Spielerinnen – säumen den mit Flut­licht erleuchteten Kunstrasenplatz des Sportparks Ebensee, um den bei­den Prominenten zu lauschen, zu sehen, was sie den Fußball-Anfänge­rinnen vermitteln wollen. Wobei es Kulig wegen ihrer Knieverletzung bei verbalen Anleitungen belassen muss.

Im Sommer 2011 war ihr Kreuz­band im rechten Knie gerissen – ausge­rechnet während der Frauen-WM in der Heimat, ausgerechnet im Viertel­finale gegen Japan. Schon in der vier­ten Minute musste Kim Kulig damals in Wolfsburg vom Platz – und ohne sie verloren die deutschen Frauen gegen den späteren Titelgewinner Japan 0:1. Kaum hatte sich die Schwäbin wieder herangekämpft, verletzte sie sich im Juni dieses Jahres erneut und musste sich wegen anhaltender Kniebe­schwerden erneut operieren lassen.

„Mittlerweile ist es ganz okay, es läuft eigentlich alles ganz gut. Ich habe im Januar noch eine OP vor mir – da wird mir eine neue Kreuzband­plastik eingesetzt“, erzählt die 23-Jährige. Akuter Anlass für die Behandlung samt Eingriff war ein Außenmeniskusriss. „Da haben die Ärzte gesagt, dass mein Knie viel zu instabil ist. Als der Doc das Knie aufgemacht hat, waren da schon einige Bau­stellen: Das Kreuzband war nur noch in Resten da, dazu hatte ich viele Knor­pelstellen, die geglättet werden mussten.“ Sie habe selbst gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. „Von daher war die Diagnose nur noch eine Bestätigung meines Gefühls“, blickt die Fuß­ballerin zurück. Allein, ohne Berater oder sonstigen Begleiter ist die junge Frau aus Frankfurt angereist. Na­türlich, freundlich und zu­gänglich präsentiert sie sich, beantwortete die Fra­gen der Post-Mädchen wie die des Journalisten offen und nicht im kantenlosen Fußballsprech, wie er auch unter jungen Profis längst gang und gäbe ist. Was sie an diesem Frei­tagabend nach Nürnberg verschlagen hat? Eine Bit­te der hiesigen Allianz-Niederlas­sung. Sponsert die Versicherung doch sie persönlich wie ihren aktuellen Ver­ein FFC Frankfurt. „Ich mache solche Events aber auch unabhängig davon gerne, letzte Woche war ich dafür in Berlin. Am liebsten würde ich den Mädels die Sachen persönlich vorfüh­ren, aber das geht eben im Moment nicht“, erzählt die Mittelfeldspielerin.


Wegen ihrer Knieverletzung konnte Kim Kulig beim Showtraining die Übungen nur erklären, nicht aber selbst vorführen (F.: Zink).

Natürlich dreht sich das Gespräch vor allem um ihr Knie. „Als ich die Diagnose erhielt, hatte ich eigentlich sofort positive Gedanken, weil bis dahin eben nicht alles gut war mit dem Knie, weil es nur besser werden konnte“, widerspricht sie der Vermu­tung, völlig am Boden gewesen zu sein. „Es war natürlich ein sehr doo­fer Zeitpunkt kurz vor dem EM, die ich gerne mitgenommen hätte. Aber es ging dann eben einfach nicht.“ Die Fußballerin, die 2011 vom Ham­burger SV nach Frankfurt gewechselt war, wusste im Juni sofort, was auf sie zukommen würde: „Es hat mir gehol­fen, dass ich die Erfahrungen vorher gemacht hatte. Ich ging viel geduldi­ger und gelassener an die Sache ran, von Anfang an, Beim ersten Mal war ich noch sehr jung und unerfahren, wusste nicht, was mich erwartete“, räumt sie offen ein. Nach der ersten Operation sei sie oft unzufrieden und traurig gewesen, wenn es in der Reha nicht so recht vorwärtsging. „Da habe ich mir Fragen gestellt, warum, wieso, weshalb – jetzt weiß ich einfach, dass es in so einem Reha-Verlauf Höhen und Tiefen gibt. Mir war und ist klar, dass es eine ziemlich harte Zeit wer­den wird. Ich gehe aber jetzt schon etwas strukturierter zur Sache“, schil­dert sie ihren Gemütszustand.

Erstaunlich gelassen spricht sie von dem nächsten operativen Eingriff, der ihr im Januar bevorsteht, ebenso davon, dass dann die Reha-Tretmühle wieder von vorne losgehen wird. Ande­rerseits nutzt sie die Zeit, um ihr vor kurzem begonnenes Innenarchitek­tur- Studium voranzutreiben und all die Dinge zu tun, zu denen sie sonst kaum kommt.

Beispielsweise Angehörige ihrer gro­ßen Familie oder Freunde zu treffen. „Die haben mich in diesen schwieri­gen Zeiten toll unterstützt und, wenn nötig, auch wieder aufgebaut. Man sieht in solchen Phasen, wer für einen da ist“, hat sie auch menschlich reich­lich Erfahrungen aus diesen eher uner­freulichen Zeiten gezogen.

Sportlich schaut Kulig zuversicht­lich nach vorn. Natürlich habe sie sich Gedanken über ein drohendes Karrie­reende gemacht. „Aber ich hoffe na­türlich, dass alles gut verläuft. Vieles hängt von der zweiten OP ab – ich bin aber sehr zuversichtlich, dass ich wie­der Fußball spielen kann.“ Zugleich wisse sie „dass diese Saison gelaufen ist“. Aufstecken gibt es für sie jeden­falls nicht. „Ich mache mir da keinen Stress, setze mich nicht unter Druck!“

Aufrufe: 011.11.2013, 13:05 Uhr
Philipp Roser (NZ)Autor