2024-04-23T13:35:06.289Z

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F: Patrick Fischer
F: Patrick Fischer

Kevelaerer SV erfüllt sich Traum vom Kunstrasen

Jeder Cent zählt. So mancher Kevelaerer hat an Sankt Martin vor dem Rathaus einen Glühwein für den guten Zweck geschlürft.

Oder etwas Kleingeld in die Sammelbüchsen geworfen, mit denen die F-Junioren des KSV unterwegs sind. Oder ein Los bei der Tombola gekauft, mit der die Nachwuchskicker an einem verkaufsoffenen Sonntag im Herbst auf ihren großen Traum aufmerksam machten, der im neuen Jahr in Erfüllung geht.
"Wir sind uns schon seit langer Zeit einig, dass ein Kunstrasenplatz her muss", sagt Uwe Wassen, Jugendleiter der Fußball-Abteilung des Kevelaerer SV. Die Argumente für das ehrgeizige und recht kostspielige Projekt liegen auf der Hand. Rund 470 Kinder und Jugendliche sind für den Sportverein in 24 Mannschaften am Ball. Damit ist der KSV in Sachen Jugendfußball die Nummer eins im Kreis Kleve und zählt zu den größten Vereinen im gesamten Fußball-Verband Niederrhein. Ein Ende des Kicker-Booms ist nicht absehbar. "Gerade in den jüngsten Altersklassen musste ich schon Wartelisten einführen, da die Mannschaften schlicht und einfach voll waren", erklärt Volker Wassen, sportlicher Leiter der Jugendabteilung.

Zwangsläufig gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. In der Vergangenheit ist es schon oft passiert, dass die Kevelaerer Jungen und Mädchen monatelang auf ihren geliebten Sport verzichten mussten. Speziell im Winter sind die Rasenplätze auf der Sportanlage Scholten oftmals unbespielbar und stehen manchmal sogar komplett unter Wasser. Alternativen gibt's kaum. Die örtlichen Turnhallen sind meistens schon von anderen Sportlern belegt. "Wir haben mitunter schon auf eigene Kosten die Soccerhalle Schraveln gemietet. Aber das ist natürliche keine Dauerlösung", meint Uwe Wassen. Stichwort Dauerlösung - eine solche hat der KSV jetzt gefunden.

Denn eines ist so sicher wie das Amen in einer der vielen Kirchen in der Marienstadt: Der Kunstrasen kommt. Das künftige Herzstück der Sportanlage Scholten entsteht auf einer rund 7500 Quadratmeter großen Fläche. Das Spielfeld befindet sich unmittelbar vor dem Vereinsheim, wo Zuschauer bei schlechtem Wetter Unterschlupf finden und beste Sicht auf das Geschehen haben. Die Finanzierung ist inzwischen gesichert. Der Gesamtverein mit seinen insgesamt elf Abteilungen hat auf der vergangenen Jahreshauptversammlung den Fußballern grünes Licht für einen Kredit gegeben, damit das rund 500 000 Euro teure Projekt verwirklicht werden kann.

150 000 Euro hatte der KSV von vorneherein in der Tasche - diesen stattlichen Betrag gibt's als Zuschuss von der Stadt. In der Zwischenzeit haben die Kevelaerer Verantwortlichen schon viele Klinken geputzt, um einen Großteil der restlichen Summe aufbringen zu können. "Viele Geschäftsleute und örtliche Unternehmen haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, uns mit einer Spende zu unterstützen. Die Anerkennung für die Jugendarbeit, die wir seit vielen Jahren leisten, ist in der Stadt erfreulicherweise recht groß", sagt Uwe Wassen. Die Förderer werden im nächsten Jahr auf einer Tafel am Spielfeldrand verewigt. Weitere Aktionen - beispielsweise ein Sponsorenlauf - sind schon in der Planung, um die Höhe des Kredits in überschaubarem Rahmen halten zu können.

Eins steht in jedem Fall fest: Eventuell bereits im Frühjahr oder spätestens im Sommer rollen die Bagger an. Der Nettetaler Landschaftsarchitekt Georg Schlate, der auf den Bau von Sportanlagen spezialisiert ist, hat dem KSV-Vorstand unlängst seine Pläne vorgestellt. Der Mann ist unter anderen für die schmucke Anlage des Frauenfußball-Bundesligisten SG Essen-Schönebeck verantwortlich. Zu tun gibt's reichlich: Unter anderen müssen rund 4000 Kubikmeter Erde entfernt werden, damit das neue Paradies für Nachwuchskicker entstehen kann. Selbstverständlich gibt's auch eine verlässliche Drainage, damit in Zukunft auch garantiert bei Wind und Wetter gespielt und vor allem trainiert werden kann. "Wir möchten die Anlage im September eröffnen. Dann sind wir in jedem Fall für die nächste Schlechtwetter-Periode gerüstet", erklärt Ralf Hermens, der als Kassenorganisator der Jugendabteilung die Finanzen im Blick behält.

Der Kevelaerer SV schafft damit im Moment die Voraussetzungen dafür, seinen Nachwuchskickern optimale Bedingungen zu bieten. Und sie somit auch möglichst dauerhaft bei der Stange halten zu können. "Ich bin mir sicher, dass sich unsere Arbeit in einigen Jahren auszahlt und es auch im Seniorenbereich sportlich wieder aufwärts geht", meint Volker Wassen. Der sportliche Leiter hat noch einen großen Wunsch. 470 Kinder und Jugendliche müssen sinnvoll beschäftigt werden - das funktioniert nur, wenn genügend Trainer und Betreuer im Einsatz sind. Aktuell engagieren sich 64 Männer und Frauen ehrenamtlich, um den Kicker-Nachwuchs zu fördern und bei Laune zu halten. Wassen: "Man muss sich einmal vor Augen halten, dass unsere Jugendtrainer schon jetzt rund 12000 Stunden im Jahr im Einsatz sind. Da kann man sich vorstellen, dass wir für weitere Unterstützung dankbar sind."

Zumal die Arbeit nicht gerade weniger wird. Die Trainings-Zwangspausen sind ab 2017 vorbei - bei Scholten wird demnächst auf Kunstrasen gekickt. Wer dem Kevelaerer SV vielleicht noch ein Geschenk machen möchte, kann sich per e-mail bei Uwe Wassen (uwewassen@web.de) oder Ralf Hermens (r.hermens@t-online.de) melden. Und wer sich schon einmal zum Trainer-Dasein berufen gefühlt hat, sollte einmal mit Volker Wassen telefonieren (0176-92252950). Zur Erinnerung an alle Kevelaerer Sport- und Fußballfreunde: Kleinvieh macht auch Mist. Vielleicht denken Sie ja daran, wenn demnächst ein Knirps im gelben Trikot mit einer Sammelbüchse vor Ihnen steht. Und nutzen die Gelegenheit, den einen oder anderen Kunstgrashalm zu finanzieren. . .

Aufrufe: 024.12.2016, 10:00 Uhr
RP / Volker HimmelbergAutor