2024-04-23T13:35:06.289Z

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Keinerlei Druck am Hegbach

Der SV Erzhausen hofft nach dem freien Fall, dass der Tiefpunkt erreicht ist / Ein Umfeld mit Lust auf Fußball

Was waren das für Zeiten für den SV Erzhausen. Der Fußballverein spielte bis 2006 in der Hessenliga, teilweise gar in der Spitzengruppe. Im Hessenpokal schaltete man einmal gar den SV Darmstadt 98 aus. Doch am Ende der Saison 2005/06 lag der Verein am Boden – der Zwangsabstieg in die Landesliga war die Folge. Heute spielt der SVE in der B-Liga Darmstadt – und kaum etwas erinnert noch an die alten Zeiten.

„Das Wichtigste ist im Moment, eine Mannschaft aufzubauen“, sagt Nestet Bozkurt, der sich in der Erzhäuser Jugendarbeit engagiert. Natürlich wäre es schön, in die A-Liga aufzusteigen, doch Druck baut am Hegbach niemand auf. „Wir haben eine intakte Jugendarbeit, und in nächster Zeit kommen wieder einige A-Jugendliche in die erste Mannschaft. Für die ist es vielleicht sogar besser, wenn sie sich erst einmal in der B-Liga zurechtfinden können.“ Dann sei der Sprung nicht so groß.

Kutlucas Anschlusstreffer in Alsbach kommt zu spät

Dass es mit dem Aufstieg in die A-Liga klappt, ist seit Sonntag zudem etwas unwahrscheinlicher geworden. Denn das Spitzenspiel beim FC Alsbach II verloren die Erzhäuser mit 1:2, womit sie jetzt schon neun Punkte hinter den Bergsräßern rangieren. Marc Rubolino (25./58.) erzielte beide Treffer für die Alsbacher. Der Anschlusstreffer von Murat Kutluca (86.) kam zu spät.

Die Tendenz in Erzhausen sei in den vergangenen Jahren stetig nach unten gegangen, sagt Manfred Berck vom Spielausschuss – und das ist noch wohlwollend ausgedrückt. Denn ein Absturz von der Hessenliga bis in die B-Liga ist ziemlich einmalig. „Es war eine tolle Zeit, und es hatte ja auch Gründe, warum wir damals so gut dagestanden haben“, sagt Nestet Bozkurt, dessen Bruder Emin als Stürmer beteiligt gewesen war an den größten Erfolgen der Erzhäuser. Doch er genoss die Zeit auch aus einem anderen Grund, sagt Nestet Bozkurt: „Wir hatten tolle Leute hier, die Mannschaft war eine Einheit.“

Spieler wie die Hüfner-Zwillinge Carsten und Dennis, Ejub Bubalo oder Emin Bozkurt spielten damals starke Runden, sie alle stammten zudem aus Erzhausen. Auch heute spielen sie noch jeden Sommer im Rahmen des Jugendturniers in Erzhausen als Traditionsmannschaft zusammen. „Sie rufen schon vorher an, dass sie auf jeden Fall dabei sein wollen und dass wir sie bloß nicht vergessen sollen“, sagt Nestet Bozkurt. Ein solches „Familientreffen“ ruft natürlich immer auch viele Erinnerungen wach – nicht alle sind positiv.

Von unrealistischen Zielen längst verabschiedet

Denn der SVE musste sich komplett neu erfinden – und von den einstmals hohen und nicht immer realistischen Zielen einiger Beteiligter Abstand nehmen. Der eine oder andere im Verein hatte noch von der Regionalliga geträumt, als der Absturz längst in Sicht war. „Wir hoffen, dass wir den Tiefpunkt erreicht haben und dass es nicht noch tiefer geht“, sagt Berck nicht ganz ernst gemeint.

Doch auch wenn es in diesem Jahr nicht reichen sollte für den Aufstieg in die A-Liga, würde das den jungen Spielern keiner übel nehmen. „Ein Platz unter den ersten Fünf war das Ziel, das bleibt auch so“, will Berck keine allzu hohen Ziele formulieren. Dennoch sei die A-Klasse attraktiv, schließlich kicken dort etwa die Nachbarn aus Wixhausen und Gräfenhausen. Und solche Derbys wären in Erzhausen gerne gesehen.

Doch nicht nur sportlich soll sich einiges tun in Erzhauen, auch im Umfeld will man sich stabilisieren, wie es Nestet Bozkurt ausdrückt. „Wir möchten einen gesunden Kader für eine erste und eine zweite Mannschaft, ein Umfeld mit Lust auf Fußball und attraktiven Fußball für unser Dorf.“ Denn ein Dorf sei Erzhausen schließlich, und das will man selbst auch so wahrhaben.

Nicht mehr so wie früher, als manch einer den SVE schon auf Höhe mit wesentlich größeren und erfolgreicheren Vereinen gesehen hatte – mit den bekannten Folgen.

Aufrufe: 013.11.2016, 18:56 Uhr
redAutor