2024-04-25T14:35:39.956Z

Holstein Spezial
Braucht für die 2. Liga noch ein "Update": Das Holstein-Stadion fasst derzeit nur 11386 Zuschauer. Foto: getty
Braucht für die 2. Liga noch ein "Update": Das Holstein-Stadion fasst derzeit nur 11386 Zuschauer. Foto: getty

Keine Sorgen um die Lizenz

Tribünen, Flutlichtanlage, Medienbereich - bei einem Aufstieg muss die KSV aufrüsten

Die Unterlagen sind längst in Frankfurt angekommen. Pünktlich hat Holstein Kiel Anfang März seine Bewerbung für die 2. Bundesliga – wie natürlich auch für die 3. Liga und die Regionalliga – beim Verband abgegeben. In der 2. Liga betreten die Kieler Neuland – erstmals muss sich auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) mit den „Störchen“ beschäftigen. Für die dritt- und vierthöchste Klasse sind der DFB bzw. der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) zuständig. „Wir erwarten keine Probleme“, sagte Holsteins Sportlicher Leiter Ralf Heskamp. „Einzig über ein paar infrastrukturelle Dinge müssen wir noch reden.“

Der Nachwuchsbereich gehört nicht dazu. Mit dem Nachwuchs-Leistungszentrum, das bereits seit ein paar Jahren vom DFB zertifiziert ist, erfüllt Holstein die nötigen Voraussetzungen. „Auf der Geschäftsstelle müsste man vielleicht noch ein paar Dinge organisatorisch regeln“, erklärt Heskamp. „Da kommt auf einige Mitarbeiter mehr Arbeit zu.“

Im sportlichen Bereich verändert sich einzig, dass es eine „Local Player“-Regel gibt, nach der mindestens vier im Verein ausgebildete Spieler (mindestens drei Jahre zwischen dem 15. und 21. Lebensjahr) einen Profi-Vertrag mit entsprechenden Bezügen haben müssen. Derzeit erfüllen mit Tim Siedschlag, Hauke Wahl, Niklas Jakusch, Finn Wirlmann und Fabian Arndt fünf Spieler diese Kriterien. „Es hat aber auch Vereine gegeben, die dann einfach einen Jugendspieler zum Profi machen, obwohl der eigentlich noch gar nicht so weit ist“, erklärt Heskamp, dass diese Regel im Zweifel mit etwas finanziellem Zusatzaufwand auch leicht zu umgehen ist.



Werden bei einem Aufstieg erweitert: Die Stahlrohrtribünen der West- und der Gegengeraden im Holstein-Stadion.


Das Holstein-Stadion erfüllt indes noch keine Zweitliga-Maßstäbe. Offiziell fasst die Arena 11.386 Zuschauer. 15.000 Plätze sind in der 2. Bundesliga von der DFL gefordert. „Da gibt es Übergangsfristen“, weiß Heskamp und verweist auf die Stadien des 1. FC Heidenheim (derzeit 13.000 Plätze), des VfR Aalen (nach dem Aufstieg 13.271 Plätze) oder des SV Sandhausen (im ersten Zweitliga-Jahr 12.100 Plätze), wo erst ein bis drei Jahre nach dem Aufstieg die DFL-Forderungen endgültig erfüllt wurden. Nichtsdestotrotz will und muss Holstein Veränderungen vornehmen. Am Donnerstag vergangener Woche besichtigten Verbandsvertreter das Stadion.

Fest steht: Im Aufstiegsfall wird die Arena in jedem Fall auf zwei Seiten vergrößert. Die Stahlrohrkonstruktionen auf der West- und Gegengeraden, die 2006 die Drittliga-Tauglichkeit des Stadions sicherten, können um mehrere Reihen aufgestockt werden. „Das sind 2300 Plätze, die wir so gewinnen können“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Schwenke und fügt hinzu, dass im gleichen Atemzug auch die Infrastruktur mit Wegen, Toiletten und Kiosken erneuert werden soll. „Die Zustände sind da nicht optimal“, weiß der 47-Jährige, „und da versuchen wir auch immer im Zusammenspiel mit unseren Besuchern, Verbesserungen herbeizuführen.“

Auch in die jetzige Stehplatz-Gästekurve könnte ein Stahlrohrgerüst mit mehreren tausend Plätzen gestellt werden. Damit könnte man die Kapazität auch in relativ kurzer Zeit auf die geforderten 15.000 erhöhen. „In der Kurve könnte man die alten Betonstufen abreißen und eine neue Tribüne näher ans Tor stellen. Da gewinnen wir dann Platz“, erklärt Schwenke. „Wir versuchen gerade festzustellen, welchen Zeitrahmen wir dafür benötigen“, sagt der frühere Handball-Nationalspieler. Stehen die Pläne, wann und wie der Ausbau vonstatten geht, würde der Verband in jedem Fall eine Lizenz erteilen, wie Beispiele der genannten Vorjahresaufsteiger zeigen. „Wir erwarten da keine Probleme“, bestätigt Schwenke.

Bis zu einem möglichen Zweitliga-Start Ende Juli müssen jedoch einige Dinge umgesetzt sein. „Dazu gehört auf jeden Fall, dass wir den Medienarbeitsbereich vergrößern müssen“, weiß Heskamp. Schon in der 3. Liga hat Holstein mit seinen zwei Dutzend Presseplätzen, die zum Arbeiten zudem viel zu eng sind, die schlechtesten Bedingungen. Der Raum für die Pressekonferenz ist im Vergleich zu anderen Stadien sehr klein. „In der 2. Liga wird jedes Spiel bei Sky live übertragen“, erklärt Heskamp. „Die zahlen viel für die Rechte. Entsprechend müssen die natürlich auch über die nötige Infrastruktur verfügen können.“

Neue Medien-Arbeitsplätze könnten auch auf den neuen Tribünen entstehen, die Räumlichkeiten für Interviews, Pressekonferenz und Arbeitsplätze nach Spielende im alten Tribünenbereich. „Da würden wir einen Teil des bisherigen Restaurants sperren müssen“, weiß Schwenke, „und draußen würden einige Parkplätze wegfallen.“ Letzteres würde die ohnehin schwierige Ausstattung mit Parkmöglichkeiten weiter erschweren. „Aber da haben wir derzeit einfach wenig Handlungsmöglichkeiten“, verweist Schwenke auf die Lage des Stadions.

Aufgerüstet werden muss mittelfristig auch das Flutlicht. Spätestens 2016 muss die im Jahr 2009 neu errichtete Anlage über eine Lichtstärke von 1200 Lux verfügen. Derzeit sind es 800 Lux, was zumindest noch für eine vorläufige Spielgenehmigung reicht. „Dafür müssten wir aber auch noch ein teures Messprotokoll anfertigen lassen“, erläutert Schwenke. „Es ist also sinnvoll, bei einem Aufstieg sofort die Aufrüstung durchzuführen.“

Über mehr als kleinere Ausbaumaßnahmen wird derzeit bei Holstein nicht gesprochen. Pläne zum schrittweisen Ausbau des Stadions liegen zwar seit längerer Zeit für einen solchen Fall des Zweitliga-Aufstiegs in der Schublade. Über die Umsetzbarkeit und die Kosten müssen aber noch Gespräche folgen, vor allem mit der Stadt, die seit 1973 Eigentümer des Stadions ist und Holstein nur die Nutzungsrechte überlassen hat. „Da sind erst einmal andere am Zug“, betont Geschäftsführer Wolfgang Schwenke, dass für einen vom Verein eingeleiteten Neubau erst einmal Bebauungspläne und Besitzverhältnisse endgültig geklärt sein müssen. Der Rückkauf der einst vereinseigenen Arena für einen symbolischen Euro, wie es bereits einmal diskutiert wurde, könnte Holstein Handlungsfreiheit bescheren und der Stadt Kosten sparen. Derzeit scheint diesbezüglich noch nichts in Bewegung zu kommen. Aber auch ohne einen Komplettumbau im Stil des FC St. Pauli, der Jahr für Jahr eine Seite nach der anderen am Millerntor erneuerte, muss sich Holstein zunächst einmal keine Sorgen um die Lizenz machen.

Das Holstein-Stadion ist übrigens eines der traditionsreichsten der Republik. Im Oktober 1911 wurde gegen Preussen Berlin erstmals an der heutigen Stelle gespielt. Ähnlich alt sind im Profifußball nur der Fürther Ronhof, das Waldaustadion der Stuttgarter Kickers und das Bochumer Ruhrstadion. 14.533,95 Reichsmark hatte sich Holstein den Ausbau der Koppel zu einem Stadion mit Sitztribüne damals kosten lassen. Die heutige Haupttribüne wurde im Jahr 1950 errichtet, die erste Flutlichtanlage 1957 eingeweiht, die Tribüne beim Zweitliga-Aufstieg 1978 um einige unüberdachte Plätze erweitert. Seinen Zuschauerrekord erlebte das Stadion übrigens am 23. März 1951 bei einem Punktspiel gegen den Hamburger SV (3:3), als 30.000 Besucher auf den damaligen Stehplatzwällen das Areal zum Bersten füllten. Ein Ausbau, der diesen Rekord noch einmal ins Wanken bringen könnte, ist allerdings selbst bei einem Zweitliga-Aufstieg im Sommer noch nicht abzusehen.

Aufrufe: 01.4.2015, 16:03 Uhr
SHZ, Christian JessenAutor