2024-04-24T13:20:38.835Z

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Keine Schiris mehr in der Kreisliga B

Die Zahl der Unparteiischen hat im Fußballkreis Düren weiter abgenommen. Aktuell sind es 150 Spielleiter. Nur 29 Nachwuchsschiedsrichter.

Die Verantwortlichen des Fußballkreises Düren wunderten sich ein wenig: Gerade hatten sie den Vertretern der Fußballvereine mitgeteilt, dass in Zukunft die Meisterschaftspartien der Fußballkreisligen B nicht mehr besetzt werden könnten. Die Reaktion der Clubverantwortlichen: keine. „Dies hatten wir nicht erwartet“, sagten Bernd Jungherz und Manfred Schultze, der Kreis-Schiedsrichterobmann und der Vorsitzende des Fußballkreises Düren.

Hinter der Ankündigung der beiden Fußball-Verantwortlichen stecken nackte Zahlen: 2013 waren noch 190 junge und ältere Schiedsrichter aktiv. Für die kommende Saison stehen Jungherz nur noch 150 Referees zur Verfügung.
Interesselosigkeit, persönliche oder berufliche Eingespanntheit sind die häufigsten Gründe, wenn Schiedsrichter die Pfeife an den berühmten Nagel hängen. Allein in diesem Jahr kehrten 23 Referees dem Spielfeld den Rücken.

So ist es auch kein Wunder, dass die Zahl der Jungschiedsrichter gesunken ist: von 65 im Jahr 2013 auf 29 in diesem Jahr. Mit anderen Worten: „Eigentlich wollen wir ab der D-Jugend die Partien mit neutralen Schiedsrichtern besetzen.“ Schließlich will der Fußballkreis dem Nachwuchs nicht direkt die Begegnungen der ältesten Jahrgänge im Junioren-Fußball als Übungsstunden anbieten.

Nun ist es ja auch nicht so, dass alle 150 Schiedsrichter an jedem Spieltag zur Verfügung stehen. Immer wieder bitten die Spielleiter um Freistellung. Ob aus privaten oder aus beruflichen Gründen – aus dem Vollen schöpfen kann Schiedsrichteransetzer Wilfried Hahn an keinem Spieltag. Und selbst die Optimierung der Schiedsrichteransetzungen über EDV hat nicht dazu beigetragen, Hahns Probleme kleiner werden zu lassen.

Bernd Jungherz: „Es wäre nicht schlecht, wenn alle Schiedsrichter auch in das System hineinschauten, sich informierten und dann auch schnell absagten, wenn sie doch verhindert sein sollten.“

Weil das aber nicht geschieht, steht durchaus schon mal ein Referee ohne zweiten Assistenten vor der Abfahrt zum Spiel da.

Ein weiteres Problem: „Referees aus dem Fußballkreis pfeifen natürlich auch auf Ebene des Fußballverbandes Mittelrhein und des Deutschen Fußball-Bundes“, sagt Jungherz. Einerseits spricht das für die Qualität der entsprechenden Schiedsrichter, andererseits fehlen diese Referees Wilfried Hahn wie auch die Spielleiter, die im Austausch in anderen Fußballkreisen als Neutrale unterwegs sind.

Bleibt als Fazit: Es wird immer schwieriger, die Spiele im Junioren- und Seniorenbereich zu besetzen.

Da lautet die Frage: Wie kann der Trend gestoppt werden? Eine Hoffnung hat sich nicht erfüllt: „Uns fehlen von der Altersstruktur her die 25- bis 45-Jährigen“, sagt Jungherz. Diese Lücke könnte dank Kickern verkleinert werden, die die aktive Laufbahn als Fußballer beenden. Doch nur wenige Fußballer haben Lust, als 23. Mann die Sportart Fußball weiter zu betreiben.

Aus 40 werden neun

Bleiben die Lehrgänge. Ende August beginnt wieder ein Anwärterlehrgang. Doch selbst wenn sich viele Interessenten anmelden, heißt das noch lange nicht, dass am Ende der Ausbildung auch viele neue Schiedsrichter begrüßt werden können. „Wir hatten einmal 40 Anmeldungen, 20 Interessenten kamen zum ersten Termin. Am Ende bestanden neun die Prüfung“, sagt Jungherz und zuckt etwas resignierend mit der Schulter. Ein anderer Lehrgang begann erst überhaupt nicht mangels Masse.

Dabei gäbe es genug Vereine, die etwas gegen den Schwund unternehmen könnten: 39 Clubs, 20 Prozent aller Vereine im Fußballkreis, befinden sich im Untersoll, stellen also zu wenige Schiedsrichter. Acht von ihnen haben sogar seit mehr als 24 Monaten keinen Referee mehr gestellt, obwohl sie Strafen zahlen müssen.

Um die Leitung von Spielen attraktiver zu machen, ist der Verband hingegangen und hat die Zahl der Pflichtspiele, die ein Referee leiten muss, auf 15 pro Saison festgesetzt – egal ob es sich um Freundschafts-, Turnier- oder Meisterschaftsspiele oder Pokalspiele handelt. Im Fußballkreis Düren mussten die Schiedsrichter bisher 20 Partien leiten, um ihr Soll erfüllt zu haben. „Ob wir so einen Schiedsrichter mehr bekommen?“, fragen sich nicht nur Jungherz und Schultze.

„Eigentlich wollen wir ab der D-Jugend die Partien mit Schiedsrichtern besetzen.“

- Bernd Jungherz, Kreisschiedsrichterobmann

Aufrufe: 03.8.2016, 21:30 Uhr
Franz Sistemich | AZ/ANAutor