2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche
Nach der Rettung in letzter Minute sprachen wir im Interview der Woche mit Jens Eberhardt von Fortuna Mombach. (Bild: Boor)
Nach der Rettung in letzter Minute sprachen wir im Interview der Woche mit Jens Eberhardt von Fortuna Mombach. (Bild: Boor)

Keine Party, dennoch sind "alle froh"

Nach Rückzug von Mutterstadt bleibt Fortuna Mombach nun doch Verbandsligist +++ Interview der Woche mit Jens Eberhardt +++ Klassenerhalt steht nun an erster Stelle

Kollektives Aufatmen in Mombach: Nur wenige Stunden, bevor die Frist abgelaufen wäre, reichte der TDSV Mutterstadt schriftlich seine Abmeldung aus der Fußball-Verbandsliga Südwest beim Verband ein. Damit kommt der Viertletzte der abgelaufenen Saison, der FC Fortuna Mombach, um den Abstieg in die Landesliga herum. Der 1. Juli, der Tag, an dem die neue Saison offiziell beginnt, wurde in Mombach daher zum unverhofften Feiertag. Rechtsverteidiger Jens Eberhardt (29), der Bruder von Fortuna-Trainer Thomas Eberhardt, erzählt, was mit der runderneuerten Mannschaft in der neuen alten Liga möglich ist – und warum er selbst nie mit seinem Bruder tauschen möchte.

Jens, die Saison ist gerade einen Tag alt, da seid Ihr schon aufgestiegen. Glückwunsch dazu! Gibt's ne Party?

Nein, das eher nicht, aber wir sind natürlich alle froh darüber.

Kam die Nachricht überraschend oder hattet Ihr das insgeheim noch erwartet?

Sehr überraschend, weil wir ja vor allem auf Neunkirchen geschaut hatten, und da hat sich ja zuletzt nichts mehr getan. Dass Mutterstadt Probleme hat, hatte es vor unserem letzten Saisonspiel geheißen, aber danach sah es ja eher so aus, als würden sie weitermachen. Daher hat eigentlich jeder gedacht, dass wir abgestiegen sind.

Nun wurde der Kader ja mit Blick auf die Landesliga zusammengestellt. Ist die Truppe denn auch verbandsligareif?

Ich denke schon, dass wir eine ganz gute Mannschaft haben werden. Mein erster Eindruck ist, dass wir es schaffen können.

Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass man als amtierender Vizemeister auf einmal in den Abstiegsstrudel gerät und letztlich nur mit einem dunkelblauen Auge davon kommt?

Was wir in der Rückrunde geleistet haben, war einfach eine Katastrophe. Wir können froh sein, dass wir in der Hinrunde so viele Punkte gesammelt haben, dass wir zumindest Viertletzter wurden und jetzt von Mutterstadts Rückzug profitieren. Seit der Winterpause hat es in der Mannschaft nicht mehr harmoniert. Wenn ich die Gründe kennen würde, hätte ich sie ja abstellen können. Es hat einfach nichts mehr geklappt, wir waren nicht mehr wirklich eine Mannschaft. Zudem hatten wir nur Pech, kein Glück – naja, am Ende dann ja doch. Hehe.

Es gab ja einiges an spöttischen Kommentaren von benachbarten Vereinen, nicht nur in den sozialen Netzwerken. Ist jetzt ein bisschen Genugtuung dabei?

Auf jeden Fall! Man hat sich hier und da schon den einen oder anderen dummen Spruch anhören müssen. Aber da, wo wir nun nach wie vor sind, wollen die anderen hin.

Ist es schade um all die Derbys, die sicher ziemlich prickelnd geworden wären?

Klar, was die Derbys und die Zuschauerzahlen angeht, ist es schade. Aber ich spiele lieber in der Verbandsliga ohne Derbys als in der Landesliga mit Derbys. In der Verbandsliga sind einige richtig starke Mannschaften drin.

Idar-Oberstein und Mechtersheim wollen sicher in die Oberliga zurück, genauso wie Waldalgesheim, und Ingelheim scheint auch ambitioniert zu sein...

… und Hassia Bingen! Ich denke, mit den ersten Fünf haben wir definitiv nichts zu tun, aber es wird eine spannende Saison. Da sind einige richtig gute Mannschaften dabei.

Für Euch geht es nur um den Klassenerhalt?

Diese Saison müssen wir uns mit unserer fast komplett neuen Mannschaft erst einmal finden. Da kann man sich gar kein anderes Ziel setzen.

Von Euren aktuell elf Neuzugängen, wie viele kanntest Du bereits?

Ich glaube, persönlich keinen. Gegen den ein oder anderen habe ich schon mal gespielt, aber der Großteil der Namen hat mir ehrlich gesagt nicht viel gesagt. Alles neue Gesichter.

Wie hat sich das Betriebsklima entwickelt?

Auf jeden Fall positiv. Wir haben viele super Typen dazu bekommen. Ich habe das Gefühl, dass wir eher wieder eine Mannschaft sind. Vielleicht sind wir individuell nicht so stark besetzt wie letztes Jahr, aber es gibt kein Gemecker, sondern wieder ein richtiges Miteinander, als Team.

Welche Ziele verfolgst Du persönlich noch in Deiner Laufbahn?

Nachdem wir den Oberliga-Aufstieg verpasst haben, habe ich eigentlich für mich persönlich damit abgeschlossen, noch einmal höher zu spielen. Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Vielleicht können wir in den nächsten Jahren noch einmal oben mitspielen. So lange meine Frau noch ja sagt und es beruflich noch funktioniert, mache ich weiter.

Ist Dein Verbleib in Mombach eigentlich an Deinen Bruder gebunden?

Nein, das ist unabhängig voneinander. Aber es macht Spaß in der Mannschaft, und er macht es ja gut als Trainer.

Ist es ein Unterschied, von einem Verwandten trainiert zu werden?

Ab und zu geraten wir schon mal aneinander, das ist klar, aber es ist nicht so, dass wir uns pausenlos fetzen. Und nach dem Spiel ist alles vergessen. Das muss man ja auch trennen. Er kann auch nicht sagen, dass ich machen kann, was ich will, nur weil ich sein Bruder bin. Ab und zu finde ich es sogar ein bisschen schwieriger, wenn andere denken, dass man dadurch einen Vorteil hat. Dann heißt es, ich spiele ja nur, weil ich der Bruder vom Trainer bin. Aber damit muss man leben.

Kannst Du Dir vorstellen, einmal seinem Vorbild zu folgen und selbst Trainer zu werden?

Auf keinen Fall! Das würde mir keinen Spaß machen. Ich glaube, das liegt mir nicht, an der Seitenlinie zu stehen. Fußball spielen macht mir Spaß, und wenn das einmal vorbei ist, bleibe ich lieber zu Hause bei meiner Familie.

Aufrufe: 02.7.2015, 06:30 Uhr
Torben SchröderAutor