2024-05-08T14:46:11.570Z

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Bezirksvorsitzender Richard Armbruster (von links), Bezirksjugendleiter Roland Ungericht, Bezirksspielleiter Helmut Dolderer und Frauenbeauftragte Gabi Walter sorgen sich um den Frauenfußball  Foto: Kraushaar
Bezirksvorsitzender Richard Armbruster (von links), Bezirksjugendleiter Roland Ungericht, Bezirksspielleiter Helmut Dolderer und Frauenbeauftragte Gabi Walter sorgen sich um den Frauenfußball Foto: Kraushaar

Keine Lösungen in der Schublade

Der Boom des Frauenfußballs ist im Bezirk Böblingen/Calw vorbei

Zuerst ließen sich die Anmeldungen zum jüngsten Informationsabend des Bezirks Böblingen/Calw nur sehr schleppend an. Doch dann schien sich doch der Großteil der Betroffenen der Bedeutung des Themas – es ging um den Fortbestand eines eigenständigen Spielbetriebs bei den Frauen – bewusst. Über ein Dutzend Vereinsvertreter fanden sich schließlich im Sportheim des FC Gärtringen ein.

Der angekündigte Informationsabend entwickelte sich schnell zu einer nicht gerade erfreulichen Bestandsaufnahme in Sachen Frauenfußball, die vor allem eines zum Inhalt hatte, nämlich die Sorge, wie es weitergeht. „Der Boom im Frauenfußball ist vorbei. Heute geht es darum, zu hören, wo der Schuh drückt und Anregungen mitzunehmen“, nahm Bezirksvorsitzender Richard Armbruster (Bondorf) bei der Begrüßung kein Blatt vor den Mund. Er ging auf die Euphoriewelle ein, die vor sechs Jahren im Zuge der Frauen-WM in Deutschland 2011 geherrscht hatte. „Ich hatte damals davor gewarnt, den Spielbetrieb zu schnell aufzubauschen, heute sind viele Mannschaften wieder verschwunden“, meinte Armbruster. „Der Fußball ist nicht mehr so, wie er war, der Spielbetrieb ist bei den Aktiven sowie im Jugendbereich schwieriger geworden.“

Eine breit angelegte Diskussion

Eine Feststellung, die Armbruster mit seinen Kollegen, dem Bezirksjugendleiter Roland Ungericht (Ebhausen), Mädchenreferent Michael Rieker (Gärtringen) und Bezirksspielleiter Helmut Dolderer (Wildberg) teilte. Zusammen mit der Frauenbeauftragten im Bezirk, Gabi Walter (Walddorf), wurden Spielausfälle, kurzfristige Absagen, Norweger Modell, weite Fahrstrecken, Staffeln mit wenigen Teams, vier Absteiger in der Regionenliga, Spielgemeinschaften und die Situation im Nachwuchs angesprochen. Schnell hatte sich zu der Thematik eine vielfältige und breit angelegte Diskussion entwickelt, die unter dem Strich vor allem eins zeigte, wie sich Richard Armbruster offen ausdrückte: „Wir haben keine Lösungen in der Schublade liegen.“

„Frauen ticken anders“

Die Problematik liege tiefer – auch im Wandel der Gesellschaft – etwa würden viel mehr Jugendliche die Chance zum Studium ergreifen. „Heute da – morgen weg: Man hat keine Planungssicherheit mehr“, wagte selbst Steve Henrich vom Regionenliga-Spitzenteam VfL Herrenberg keine Prognosen für die Zukunft. „Frauen ticken anders“, merkte Elke Busch von den SF Gechingen an. „Da kommt eine, bringt gleich fünf Freundinnen mit und wenn du Glück hast, bleiben zwei davon hängen.“ Verständnis aber wenig Begeisterung zeigte Katrin Beck von der Spvgg. Bad Teinach-Zavelstein für das Norweger Modell, in dem Fußball nur mit Neuner-Mannschaften auf einem verkleinerten Spielfeld gespielt wird. „Das kann nur eine Notlösung sein und darf nicht von mehreren Teams beantragt werden.“ Helmut Dolderer pflichtete ihr bei: „Wenn das Schule macht, ist das der Super-GAU.“

SV Bondorf macht sich selbstständig

Zahlreiche Ideen, wie die Kooperation mit Schulen, der Einsatz des DFB-Mobils, Gedanken zum Mädchenfußballtag bis hin zu einem Fußball-Kindergarten mit dem Ziel, schon Vier- bis Fünfjährige an den Verein zu binden, machten die Runde. Ein Lösungsansatz in Bezug auf die rückläufigen Meldungen zum Spielbetrieb war der Vorschlag, zu versuchen, mit den Nachbarbezirken Nördlicher Schwarzwald, Stuttgart oder Enz/Murr eine Zusammenarbeit anzustreben. „Bitte teilen Sie uns rechtzeitig mit, wenn sich in Ihrer Mannschaft Probleme abzeichnen, damit wir in der Lage sind, diesbezüglich mit den umliegenden Bezirken rechtzeitig Kontakte aufzunehmen – am besten noch vor dem 30. Juni“, meinte Roland Ungericht. Was die dünn besetzte Frauen-Bezirksliga anging, gab Gabi Walter bekannt, dass sich die SG Oberes Gäu aufspalten würde. Der SV Bondorf hat vor, zum kommenden Spieljahr eine eigenständige Mannschaft anzumelden, die Mötzinger und Jettinger Spielerinnen würden wieder als SG Jettingen am Spielbetrieb teilnehmen.

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Aufrufe: 017.3.2017, 08:16 Uhr
Albert M. Kraushaar, GäuboteAutor